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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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V. Bogen und Pfeile.
Leder und Eisen, sehr künstlich aus verschiedenen Stücken geglie-
dert, und geben der Muskelbewegung freies Spiel. Der Kriegsfächer
hat ein eisernes Gestell und scheint im Handgemenge als Streit-
kolben zu dienen. Der Helm ist sturmhaubenartig, mit einer Krempe
versehen, inwendig Leder, aussen Metall, bald silberglänzend, bald
stahlblau mit blanken Buckeln und Bügeln. Vorn sitzt zuweilen
eine Metallverzierung von phantastischer Zeichnung, und in den
obersten Knopf werden Federn oder sonstiger Zierrath gesteckt; eine
Helmdecke von schwerem kostbarem Stoff, häufig reich gestickt, fällt
den Nacken und die Schläfen verhüllend auf die Schultern herab. --
In Friedenszeiten legen die Daimio's und hohen Staatsbeamten ihre
Rüstung nur bei Feuersbrünsten an, wo sie die Pflicht haben zu Pferde
zu erscheinen und die Löschanstalten zu leiten. Die eigentliche
Kriegsrüstung soll schwerer sein, sieht aber den Abbildungen nach
der gewöhnlichen ganz gleich. Zur vollen Rüstung gehört auch ein
Sturmfähnchen, ganz ähnlich denen auf alten heraldischen Darstel-
lungen des Westens; es wird durch zwei am Rückenharnisch an-
gebrachte Oesen gesteckt und weht über dem Haupte des Kriegers,
dem namentlich die Maske ein sehr grimmiges Ansehn giebt.

Sehr zahlreich sind die Läden wo Bogen und Pfeile verkauft
und verfertigt werden, denn das Lager ist vielfach zugleich Werk-
stätte. Die grössten Bogen haben sieben Fuss Länge und im un-
gespannten Zustande eine starke Krümmung nach aussen, -- nur
der kräftigste Arm vermag die Sehne ganz auszuziehen, -- ihre
Schnellkraft ist unglaublich. Der japanische Bogen besteht der
Dicke nach aus drei Lagen: inwendig zähes Holz, auf jeder Seite
ein Streifen Bambus. Viele sind schwarz oder roth lackirt und in
Zwischenräumen mit Rotangbändern umwunden, von vollendeter
Arbeit und Güte, ebenso die Pfeile aus dünnem Bambusrohr, das
mit Oel getränkt und über dem Feuer gebräunt und gehärtet wird.
Solcher Pfeil springt bei der grössten Dünne niemals. Die Befie-
derung besteht aus Adlerfedern und ist dreireihig, die Spitze von
Eisen und je nach dem Zweck -- zum Scheibenschiessen, zur
Jagd u. s. w. -- verschiedenartig geformt. Das Bogenschiessen
wird in Japan von jedem Alter und Geschlecht mit Leidenschaft
und grosser Virtuosität geübt, es giebt Bogen und Pfeile von allen
Dimensionen, sogar kleine Miniaturbogen, die, in vier Stücke zer-
legt, mit Bequemlichkeit in der Tasche getragen, und namentlich von
jungen Mädchen zum Scheibenschiessen im Zimmer benutzt werden.

V. Bogen und Pfeile.
Leder und Eisen, sehr künstlich aus verschiedenen Stücken geglie-
dert, und geben der Muskelbewegung freies Spiel. Der Kriegsfächer
hat ein eisernes Gestell und scheint im Handgemenge als Streit-
kolben zu dienen. Der Helm ist sturmhaubenartig, mit einer Krempe
versehen, inwendig Leder, aussen Metall, bald silberglänzend, bald
stahlblau mit blanken Buckeln und Bügeln. Vorn sitzt zuweilen
eine Metallverzierung von phantastischer Zeichnung, und in den
obersten Knopf werden Federn oder sonstiger Zierrath gesteckt; eine
Helmdecke von schwerem kostbarem Stoff, häufig reich gestickt, fällt
den Nacken und die Schläfen verhüllend auf die Schultern herab. —
In Friedenszeiten legen die Daïmio’s und hohen Staatsbeamten ihre
Rüstung nur bei Feuersbrünsten an, wo sie die Pflicht haben zu Pferde
zu erscheinen und die Löschanstalten zu leiten. Die eigentliche
Kriegsrüstung soll schwerer sein, sieht aber den Abbildungen nach
der gewöhnlichen ganz gleich. Zur vollen Rüstung gehört auch ein
Sturmfähnchen, ganz ähnlich denen auf alten heraldischen Darstel-
lungen des Westens; es wird durch zwei am Rückenharnisch an-
gebrachte Oesen gesteckt und weht über dem Haupte des Kriegers,
dem namentlich die Maske ein sehr grimmiges Ansehn giebt.

Sehr zahlreich sind die Läden wo Bogen und Pfeile verkauft
und verfertigt werden, denn das Lager ist vielfach zugleich Werk-
stätte. Die grössten Bogen haben sieben Fuss Länge und im un-
gespannten Zustande eine starke Krümmung nach aussen, — nur
der kräftigste Arm vermag die Sehne ganz auszuziehen, — ihre
Schnellkraft ist unglaublich. Der japanische Bogen besteht der
Dicke nach aus drei Lagen: inwendig zähes Holz, auf jeder Seite
ein Streifen Bambus. Viele sind schwarz oder roth lackirt und in
Zwischenräumen mit Rotangbändern umwunden, von vollendeter
Arbeit und Güte, ebenso die Pfeile aus dünnem Bambusrohr, das
mit Oel getränkt und über dem Feuer gebräunt und gehärtet wird.
Solcher Pfeil springt bei der grössten Dünne niemals. Die Befie-
derung besteht aus Adlerfedern und ist dreireihig, die Spitze von
Eisen und je nach dem Zweck — zum Scheibenschiessen, zur
Jagd u. s. w. — verschiedenartig geformt. Das Bogenschiessen
wird in Japan von jedem Alter und Geschlecht mit Leidenschaft
und grosser Virtuosität geübt, es giebt Bogen und Pfeile von allen
Dimensionen, sogar kleine Miniaturbogen, die, in vier Stücke zer-
legt, mit Bequemlichkeit in der Tasche getragen, und namentlich von
jungen Mädchen zum Scheibenschiessen im Zimmer benutzt werden.

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[303/0333] V. Bogen und Pfeile. Leder und Eisen, sehr künstlich aus verschiedenen Stücken geglie- dert, und geben der Muskelbewegung freies Spiel. Der Kriegsfächer hat ein eisernes Gestell und scheint im Handgemenge als Streit- kolben zu dienen. Der Helm ist sturmhaubenartig, mit einer Krempe versehen, inwendig Leder, aussen Metall, bald silberglänzend, bald stahlblau mit blanken Buckeln und Bügeln. Vorn sitzt zuweilen eine Metallverzierung von phantastischer Zeichnung, und in den obersten Knopf werden Federn oder sonstiger Zierrath gesteckt; eine Helmdecke von schwerem kostbarem Stoff, häufig reich gestickt, fällt den Nacken und die Schläfen verhüllend auf die Schultern herab. — In Friedenszeiten legen die Daïmio’s und hohen Staatsbeamten ihre Rüstung nur bei Feuersbrünsten an, wo sie die Pflicht haben zu Pferde zu erscheinen und die Löschanstalten zu leiten. Die eigentliche Kriegsrüstung soll schwerer sein, sieht aber den Abbildungen nach der gewöhnlichen ganz gleich. Zur vollen Rüstung gehört auch ein Sturmfähnchen, ganz ähnlich denen auf alten heraldischen Darstel- lungen des Westens; es wird durch zwei am Rückenharnisch an- gebrachte Oesen gesteckt und weht über dem Haupte des Kriegers, dem namentlich die Maske ein sehr grimmiges Ansehn giebt. Sehr zahlreich sind die Läden wo Bogen und Pfeile verkauft und verfertigt werden, denn das Lager ist vielfach zugleich Werk- stätte. Die grössten Bogen haben sieben Fuss Länge und im un- gespannten Zustande eine starke Krümmung nach aussen, — nur der kräftigste Arm vermag die Sehne ganz auszuziehen, — ihre Schnellkraft ist unglaublich. Der japanische Bogen besteht der Dicke nach aus drei Lagen: inwendig zähes Holz, auf jeder Seite ein Streifen Bambus. Viele sind schwarz oder roth lackirt und in Zwischenräumen mit Rotangbändern umwunden, von vollendeter Arbeit und Güte, ebenso die Pfeile aus dünnem Bambusrohr, das mit Oel getränkt und über dem Feuer gebräunt und gehärtet wird. Solcher Pfeil springt bei der grössten Dünne niemals. Die Befie- derung besteht aus Adlerfedern und ist dreireihig, die Spitze von Eisen und je nach dem Zweck — zum Scheibenschiessen, zur Jagd u. s. w. — verschiedenartig geformt. Das Bogenschiessen wird in Japan von jedem Alter und Geschlecht mit Leidenschaft und grosser Virtuosität geübt, es giebt Bogen und Pfeile von allen Dimensionen, sogar kleine Miniaturbogen, die, in vier Stücke zer- legt, mit Bequemlichkeit in der Tasche getragen, und namentlich von jungen Mädchen zum Scheibenschiessen im Zimmer benutzt werden.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/333>, abgerufen am 22.11.2024.