IV. Die Bunyo's in Akabane. Deputation der deutschen Kaufleute.
Moriyama bückte das Gesicht tief zur Erde wenn er den Worten des Ministers lauschte, und erhob das Haupt nur wenig wenn er zu ihm sprach.
Den Rückweg machte die ganze Gesellschaft zu Pferde. --
Am achtzehnten kamen Sakai und Hori-Oribe nach Akabane und wiederholten dem Gesandten nochmals in weitschweifigster Breite Alles was der Minister gesagt hatte. Sie lasen fast ihren ganzen Vortrag ab, und übergaben zum Schluss ein dickes japanisches Actenstück mit holländischer Uebersetzung, worin Alles schön sorg- sam geschrieben stand. Die Bunyo's sprachen viel von der Ver- wirrung im japanischen Münzwesen und der Erhöhung der Preise in Folge des Handelsverkehrs; nur die Kaufleute in Yokuhama seien mit der Anwesenheit der Fremden zufrieden, und diese verhielten sich zur Gesammtbevölkerung des Reiches wie ein Sandkorn zum Berge Fusiyama. Die von ihnen entwickelten national-öconomischen Grundsätze waren übrigens so kindlich, dass dem Gesandten die Hoffnung schwand seine Auseinandersetzungen verstanden zu sehen. -- Nach Beendigung der Geschäfte liessen es sich die Herren beim Frühstück wohl sein, wurden sehr fröhlich und zutraulich und betheuerten wiederholt, wie sehr es sie schmerze die Ueberbringer solcher Eröffnungen zu sein. --
Dass es übrigens der japanischen Regierung mit der Be- schränkung des Verkehrs und Fernhaltung aller nicht den Ver- tragsmächten angehörigen Fremden Ernst sei, hatte sie schon vor Ankunft des preussischen Geschwaders bewiesen. Die in Yokuhama ansässigen deutschen Kaufleute standen anfangs meist unter englischem Schutze; nicht lange, so erfuhren die einhei- mischen Behörden, dass sie keine Engländer seien, und erklärten plötzlich ein solches Verhältniss für unzulässig. Alle Deutschen sollten das Land räumen, und der Gesandte von Grossbritannien konnte ihnen nur mit Mühe eine Frist zur Abwickelung ihrer Geschäfte auswirken. Bei der Ankunft der Arkona hatten sie schon alle Anstalten zur Abreise getroffen und wandten sich nun an den Grafen Eulen- burg, welcher Sonntag den 16. September eine Deputation derselben16. Septbr. an Bord der Arkona empfing. Nach Yeddo durften europäische Kaufleute überhaupt nicht kommen, und die japanische Regierung beklagte sich sogar über den Empfang der Deutschen auf der Arkona, -- sie waren am vierzehnten Morgens mit der Thetis
IV. Die Bunyo’s in Akabane. Deputation der deutschen Kaufleute.
Moriyama bückte das Gesicht tief zur Erde wenn er den Worten des Ministers lauschte, und erhob das Haupt nur wenig wenn er zu ihm sprach.
Den Rückweg machte die ganze Gesellschaft zu Pferde. —
Am achtzehnten kamen Sakaï und Hori-Oribe nach Akabane und wiederholten dem Gesandten nochmals in weitschweifigster Breite Alles was der Minister gesagt hatte. Sie lasen fast ihren ganzen Vortrag ab, und übergaben zum Schluss ein dickes japanisches Actenstück mit holländischer Uebersetzung, worin Alles schön sorg- sam geschrieben stand. Die Bunyo’s sprachen viel von der Ver- wirrung im japanischen Münzwesen und der Erhöhung der Preise in Folge des Handelsverkehrs; nur die Kaufleute in Yokuhama seien mit der Anwesenheit der Fremden zufrieden, und diese verhielten sich zur Gesammtbevölkerung des Reiches wie ein Sandkorn zum Berge Fusiyama. Die von ihnen entwickelten national-öconomischen Grundsätze waren übrigens so kindlich, dass dem Gesandten die Hoffnung schwand seine Auseinandersetzungen verstanden zu sehen. — Nach Beendigung der Geschäfte liessen es sich die Herren beim Frühstück wohl sein, wurden sehr fröhlich und zutraulich und betheuerten wiederholt, wie sehr es sie schmerze die Ueberbringer solcher Eröffnungen zu sein. —
Dass es übrigens der japanischen Regierung mit der Be- schränkung des Verkehrs und Fernhaltung aller nicht den Ver- tragsmächten angehörigen Fremden Ernst sei, hatte sie schon vor Ankunft des preussischen Geschwaders bewiesen. Die in Yokuhama ansässigen deutschen Kaufleute standen anfangs meist unter englischem Schutze; nicht lange, so erfuhren die einhei- mischen Behörden, dass sie keine Engländer seien, und erklärten plötzlich ein solches Verhältniss für unzulässig. Alle Deutschen sollten das Land räumen, und der Gesandte von Grossbritannien konnte ihnen nur mit Mühe eine Frist zur Abwickelung ihrer Geschäfte auswirken. Bei der Ankunft der Arkona hatten sie schon alle Anstalten zur Abreise getroffen und wandten sich nun an den Grafen Eulen- burg, welcher Sonntag den 16. September eine Deputation derselben16. Septbr. an Bord der Arkona empfing. Nach Yeddo durften europäische Kaufleute überhaupt nicht kommen, und die japanische Regierung beklagte sich sogar über den Empfang der Deutschen auf der Arkona, — sie waren am vierzehnten Morgens mit der Thetis
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Moriyama bückte das Gesicht tief zur Erde wenn er den Worten
des Ministers lauschte, und erhob das Haupt nur wenig wenn er
zu ihm sprach.
Den Rückweg machte die ganze Gesellschaft zu Pferde. —
Am achtzehnten kamen Sakaï und Hori-Oribe nach Akabane
und wiederholten dem Gesandten nochmals in weitschweifigster
Breite Alles was der Minister gesagt hatte. Sie lasen fast ihren
ganzen Vortrag ab, und übergaben zum Schluss ein dickes japanisches
Actenstück mit holländischer Uebersetzung, worin Alles schön sorg-
sam geschrieben stand. Die Bunyo’s sprachen viel von der Ver-
wirrung im japanischen Münzwesen und der Erhöhung der Preise
in Folge des Handelsverkehrs; nur die Kaufleute in Yokuhama seien
mit der Anwesenheit der Fremden zufrieden, und diese verhielten
sich zur Gesammtbevölkerung des Reiches wie ein Sandkorn zum
Berge Fusiyama. Die von ihnen entwickelten national-öconomischen
Grundsätze waren übrigens so kindlich, dass dem Gesandten die
Hoffnung schwand seine Auseinandersetzungen verstanden zu sehen. —
Nach Beendigung der Geschäfte liessen es sich die Herren beim
Frühstück wohl sein, wurden sehr fröhlich und zutraulich und
betheuerten wiederholt, wie sehr es sie schmerze die Ueberbringer
solcher Eröffnungen zu sein. —
Dass es übrigens der japanischen Regierung mit der Be-
schränkung des Verkehrs und Fernhaltung aller nicht den Ver-
tragsmächten angehörigen Fremden Ernst sei, hatte sie
schon vor Ankunft des preussischen Geschwaders bewiesen. Die in
Yokuhama ansässigen deutschen Kaufleute standen anfangs meist
unter englischem Schutze; nicht lange, so erfuhren die einhei-
mischen Behörden, dass sie keine Engländer seien, und erklärten
plötzlich ein solches Verhältniss für unzulässig. Alle Deutschen
sollten das Land räumen, und der Gesandte von Grossbritannien
konnte ihnen nur mit Mühe eine Frist zur Abwickelung ihrer Geschäfte
auswirken. Bei der Ankunft der Arkona hatten sie schon alle Anstalten
zur Abreise getroffen und wandten sich nun an den Grafen Eulen-
burg, welcher Sonntag den 16. September eine Deputation derselben
an Bord der Arkona empfing. Nach Yeddo durften europäische
Kaufleute überhaupt nicht kommen, und die japanische Regierung
beklagte sich sogar über den Empfang der Deutschen auf der
Arkona, — sie waren am vierzehnten Morgens mit der Thetis
16. Septbr.
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/323>, abgerufen am 16.02.2025.
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