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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Einrichtung des Hauses. IV.
Holzpfeilern ruhendes Dach vorspringt. Man tritt in den Hausflur;
links öffnet sich der Eingang in die Empfangsgemächer und im
rechten Winkel ein breiter Corridor, zu dessen beiden Seiten die
Wohnzimmer der Expeditionsmitglieder, weiterhin die Baderäume
und das Küchengebäude liegen; rechts führt ein kurzer Gang nach
den Gelassen wo die der Gesandtschaft beigegebenen japanischen
Beamten und Diener hausen. Diese Räumlichkeiten sind in mehrere
untereinander zusammenhängende Gebäude vertheilt, welche sich
auf verschiedene Höfe und Höfchen öffnen. In einem der letzteren,
rechts von dem Hauptportal, steht das Stallgebäude, weiterhin
führt ein nur von den Japanern benutztes Thor in die Nebenstrasse.
Links vom Vorhofe liegt, von schwarzen Bretterzäunen umgeben,
ein geräumiger Rasenplatz, deren die Japaner sich überall zum
Bogenschiessen und Pferdetummeln anlegen.

Die ganze Einrichtung des Hauses hat etwas zeltartiges, ist
aber bei heiterem warmem Wetter überaus bequem und wohnlich.
Alle Gebäude sind einstöckig, im ganzen Hause keine Treppe. Der
Estrich liegt beinah drei Fuss über dem Erdboden und ruht auf
dicken Holzpfeilern, die nicht etwa in die Erde eingelassen sind,
sondern auf steinernen Sockeln stehen. Fast das ganze Gebäude ist
aus Holz, lauter viereckige Pfosten mit wagerechter Balkenverbin-
dung, deren Zwischenräume mit beweglichen Papier- und Tapeten-
schirmen, nur an wenigen Stellen mit leichtem Mauerwerk von
Luftsteinen ausgefüllt sind. Solche feste Wände finden sich meist
nur im Rücken oder an den Seiten des Hauses, die Vorderfronten
und Scheidewände sind fast durchgängig von Papier. Will man sein
Zimmer vergrössern, so hebt man einige der leichten Rahmen aus,
will man es nach aussen öffnen, so kann man schnell die ganze
Wand beseitigen. Die Holzrahmen, welche oben und unten in
Falzen laufen und beliebig als Thüren und Fenster benutzt werden
können, sind in den Aussenwänden mit durchscheinendem Papier,
in den Zwischenwänden gewöhnlich mit weissgemusterten Tapeten
beklebt. Den Fussboden decken feine elastische Binsenmatten von
einem Zoll Dicke und vorgeschriebener Länge und Breite, so dass
man schadhafte immer gleich aus dem nächsten Laden ersetzen
kann; den Plafond bildet einfaches Holzgetäfel. Die Dächer sind
aus Schindeln, Stroh, bei den besseren Gebäuden meist aus feinen
blaugrauen Thonziegeln, die mit Mörtel zu einer festen gleichartigen
Masse zusammengefugt werden, -- immer aber von der sorgfältigsten

Einrichtung des Hauses. IV.
Holzpfeilern ruhendes Dach vorspringt. Man tritt in den Hausflur;
links öffnet sich der Eingang in die Empfangsgemächer und im
rechten Winkel ein breiter Corridor, zu dessen beiden Seiten die
Wohnzimmer der Expeditionsmitglieder, weiterhin die Baderäume
und das Küchengebäude liegen; rechts führt ein kurzer Gang nach
den Gelassen wo die der Gesandtschaft beigegebenen japanischen
Beamten und Diener hausen. Diese Räumlichkeiten sind in mehrere
untereinander zusammenhängende Gebäude vertheilt, welche sich
auf verschiedene Höfe und Höfchen öffnen. In einem der letzteren,
rechts von dem Hauptportal, steht das Stallgebäude, weiterhin
führt ein nur von den Japanern benutztes Thor in die Nebenstrasse.
Links vom Vorhofe liegt, von schwarzen Bretterzäunen umgeben,
ein geräumiger Rasenplatz, deren die Japaner sich überall zum
Bogenschiessen und Pferdetummeln anlegen.

Die ganze Einrichtung des Hauses hat etwas zeltartiges, ist
aber bei heiterem warmem Wetter überaus bequem und wohnlich.
Alle Gebäude sind einstöckig, im ganzen Hause keine Treppe. Der
Estrich liegt beinah drei Fuss über dem Erdboden und ruht auf
dicken Holzpfeilern, die nicht etwa in die Erde eingelassen sind,
sondern auf steinernen Sockeln stehen. Fast das ganze Gebäude ist
aus Holz, lauter viereckige Pfosten mit wagerechter Balkenverbin-
dung, deren Zwischenräume mit beweglichen Papier- und Tapeten-
schirmen, nur an wenigen Stellen mit leichtem Mauerwerk von
Luftsteinen ausgefüllt sind. Solche feste Wände finden sich meist
nur im Rücken oder an den Seiten des Hauses, die Vorderfronten
und Scheidewände sind fast durchgängig von Papier. Will man sein
Zimmer vergrössern, so hebt man einige der leichten Rahmen aus,
will man es nach aussen öffnen, so kann man schnell die ganze
Wand beseitigen. Die Holzrahmen, welche oben und unten in
Falzen laufen und beliebig als Thüren und Fenster benutzt werden
können, sind in den Aussenwänden mit durchscheinendem Papier,
in den Zwischenwänden gewöhnlich mit weissgemusterten Tapeten
beklebt. Den Fussboden decken feine elastische Binsenmatten von
einem Zoll Dicke und vorgeschriebener Länge und Breite, so dass
man schadhafte immer gleich aus dem nächsten Laden ersetzen
kann; den Plafond bildet einfaches Holzgetäfel. Die Dächer sind
aus Schindeln, Stroh, bei den besseren Gebäuden meist aus feinen
blaugrauen Thonziegeln, die mit Mörtel zu einer festen gleichartigen
Masse zusammengefugt werden, — immer aber von der sorgfältigsten

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[264/0294] Einrichtung des Hauses. IV. Holzpfeilern ruhendes Dach vorspringt. Man tritt in den Hausflur; links öffnet sich der Eingang in die Empfangsgemächer und im rechten Winkel ein breiter Corridor, zu dessen beiden Seiten die Wohnzimmer der Expeditionsmitglieder, weiterhin die Baderäume und das Küchengebäude liegen; rechts führt ein kurzer Gang nach den Gelassen wo die der Gesandtschaft beigegebenen japanischen Beamten und Diener hausen. Diese Räumlichkeiten sind in mehrere untereinander zusammenhängende Gebäude vertheilt, welche sich auf verschiedene Höfe und Höfchen öffnen. In einem der letzteren, rechts von dem Hauptportal, steht das Stallgebäude, weiterhin führt ein nur von den Japanern benutztes Thor in die Nebenstrasse. Links vom Vorhofe liegt, von schwarzen Bretterzäunen umgeben, ein geräumiger Rasenplatz, deren die Japaner sich überall zum Bogenschiessen und Pferdetummeln anlegen. Die ganze Einrichtung des Hauses hat etwas zeltartiges, ist aber bei heiterem warmem Wetter überaus bequem und wohnlich. Alle Gebäude sind einstöckig, im ganzen Hause keine Treppe. Der Estrich liegt beinah drei Fuss über dem Erdboden und ruht auf dicken Holzpfeilern, die nicht etwa in die Erde eingelassen sind, sondern auf steinernen Sockeln stehen. Fast das ganze Gebäude ist aus Holz, lauter viereckige Pfosten mit wagerechter Balkenverbin- dung, deren Zwischenräume mit beweglichen Papier- und Tapeten- schirmen, nur an wenigen Stellen mit leichtem Mauerwerk von Luftsteinen ausgefüllt sind. Solche feste Wände finden sich meist nur im Rücken oder an den Seiten des Hauses, die Vorderfronten und Scheidewände sind fast durchgängig von Papier. Will man sein Zimmer vergrössern, so hebt man einige der leichten Rahmen aus, will man es nach aussen öffnen, so kann man schnell die ganze Wand beseitigen. Die Holzrahmen, welche oben und unten in Falzen laufen und beliebig als Thüren und Fenster benutzt werden können, sind in den Aussenwänden mit durchscheinendem Papier, in den Zwischenwänden gewöhnlich mit weissgemusterten Tapeten beklebt. Den Fussboden decken feine elastische Binsenmatten von einem Zoll Dicke und vorgeschriebener Länge und Breite, so dass man schadhafte immer gleich aus dem nächsten Laden ersetzen kann; den Plafond bildet einfaches Holzgetäfel. Die Dächer sind aus Schindeln, Stroh, bei den besseren Gebäuden meist aus feinen blaugrauen Thonziegeln, die mit Mörtel zu einer festen gleichartigen Masse zusammengefugt werden, — immer aber von der sorgfältigsten

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/294>, abgerufen am 17.05.2024.