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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Tagesordnung. II.
queerüber von Railing zu Railing, die Commandobrücke, von wo bei
Dampfern ein Sprachrohr in die Maschine hinabführt. Hinter dem
Kreuzmast steht der Flaggenkasten; die Flagge sowohl als die
meisten Signale werden an der Besangaffel gehisst. Das ganze
Hinterdeck vom Grossmast an ist zu beiden Seiten mit Geschützen
besetzt. Aussenbords hangen an den sogenannten Davids die kleineren
Boote, und hinter dem Heck die Capitäns-Gig.

Eine Beschreibung des Takelwerks, der Segel und Masten
wäre eine ebenso schwierige als undankbare Aufgabe. Bleibt doch
dem Laien und Jedem, der nicht von Jugend auf darin gelebt hat,
die scheinbare Verwirrung der Taue und "Enden", der "Ausholer",
"Läufer" u. s. w. auch auf langen Seereisen ein Räthsel, und die
sie in Bewegung setzende Commandosprache ein unverständliches
Kauderwälsch.

Die Tagesordnung an Bord der Kriegsschiffe ist auf See
ungefähr folgende: Morgens zehn Minuten vor vier wird die Wache
"gepurrt" welche um vier Uhr ablöst; die Hangemattenstauer
treten schon fünf Minuten vor vier bei den Finkenetzen an. Nach
Verstauung der Hangematten werden entweder die Decke mit Sand
und Steinen geschrubt, oder Kleider und Hangematten gewaschen;
in beiden Fällen herrscht auf dem Verdeck und in der Batterie eine
wahre Sündfluth. Um sechs Uhr werden die Decke gefegt, und
"Enden heruntergelegt", d. h. alle auf das Verdeck herabhängenden
Taue in Schneckenform niedlich aufgerollt, nach Seemannsausdruck
"in Scheiben aufgeschossen". Um halb sieben heisst es abermals
"Hangematten auf"; die um vier Uhr abgelöste Wache muss nun
auch aufstehen. Um sieben Uhr ist Frühstück, wozu den Matrosen
eine halbe Stunde gegeben wird; während der Zeit darf in der
Batterie geraucht werden. Gleich nachher kleidet sich die freie
Wache für den Tag und erscheint um dreiviertel auf acht auf
Deck; die abtretende reinigt das Zwischendeck und kleidet sich
ebenfalls um. Um halb acht finden sich die sämmtlichen Aerzte im
Lazareth ein, wo Alle, die sich beim Profoss krank gemeldet haben,
mit letzterem zur Stelle sind. Der Arzt du jour stattet dem ersten
Officier Rapport über den Gesundheitszustand ab. Kurz vor acht
muss der Observationsofficier die Chronometer aufziehen, und dem
Commandanten wie dem Officier der Wache Meldung davon thun.
Der letztere darf sich vor Empfang dieser Meldung nicht ablösen
lassen, ebensowenig der Posten vor der Capitänscajüte, ehe dieselbe

Tagesordnung. II.
queerüber von Railing zu Railing, die Commandobrücke, von wo bei
Dampfern ein Sprachrohr in die Maschine hinabführt. Hinter dem
Kreuzmast steht der Flaggenkasten; die Flagge sowohl als die
meisten Signale werden an der Besangaffel gehisst. Das ganze
Hinterdeck vom Grossmast an ist zu beiden Seiten mit Geschützen
besetzt. Aussenbords hangen an den sogenannten Davids die kleineren
Boote, und hinter dem Heck die Capitäns-Gig.

Eine Beschreibung des Takelwerks, der Segel und Masten
wäre eine ebenso schwierige als undankbare Aufgabe. Bleibt doch
dem Laien und Jedem, der nicht von Jugend auf darin gelebt hat,
die scheinbare Verwirrung der Taue und »Enden«, der »Ausholer«,
»Läufer« u. s. w. auch auf langen Seereisen ein Räthsel, und die
sie in Bewegung setzende Commandosprache ein unverständliches
Kauderwälsch.

Die Tagesordnung an Bord der Kriegsschiffe ist auf See
ungefähr folgende: Morgens zehn Minuten vor vier wird die Wache
»gepurrt« welche um vier Uhr ablöst; die Hangemattenstauer
treten schon fünf Minuten vor vier bei den Finkenetzen an. Nach
Verstauung der Hangematten werden entweder die Decke mit Sand
und Steinen geschrubt, oder Kleider und Hangematten gewaschen;
in beiden Fällen herrscht auf dem Verdeck und in der Batterie eine
wahre Sündfluth. Um sechs Uhr werden die Decke gefegt, und
»Enden heruntergelegt«, d. h. alle auf das Verdeck herabhängenden
Taue in Schneckenform niedlich aufgerollt, nach Seemannsausdruck
»in Scheiben aufgeschossen«. Um halb sieben heisst es abermals
»Hangematten auf«; die um vier Uhr abgelöste Wache muss nun
auch aufstehen. Um sieben Uhr ist Frühstück, wozu den Matrosen
eine halbe Stunde gegeben wird; während der Zeit darf in der
Batterie geraucht werden. Gleich nachher kleidet sich die freie
Wache für den Tag und erscheint um dreiviertel auf acht auf
Deck; die abtretende reinigt das Zwischendeck und kleidet sich
ebenfalls um. Um halb acht finden sich die sämmtlichen Aerzte im
Lazareth ein, wo Alle, die sich beim Profoss krank gemeldet haben,
mit letzterem zur Stelle sind. Der Arzt du jour stattet dem ersten
Officier Rapport über den Gesundheitszustand ab. Kurz vor acht
muss der Observationsofficier die Chronometer aufziehen, und dem
Commandanten wie dem Officier der Wache Meldung davon thun.
Der letztere darf sich vor Empfang dieser Meldung nicht ablösen
lassen, ebensowenig der Posten vor der Capitänscajüte, ehe dieselbe

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[224/0254] Tagesordnung. II. queerüber von Railing zu Railing, die Commandobrücke, von wo bei Dampfern ein Sprachrohr in die Maschine hinabführt. Hinter dem Kreuzmast steht der Flaggenkasten; die Flagge sowohl als die meisten Signale werden an der Besangaffel gehisst. Das ganze Hinterdeck vom Grossmast an ist zu beiden Seiten mit Geschützen besetzt. Aussenbords hangen an den sogenannten Davids die kleineren Boote, und hinter dem Heck die Capitäns-Gig. Eine Beschreibung des Takelwerks, der Segel und Masten wäre eine ebenso schwierige als undankbare Aufgabe. Bleibt doch dem Laien und Jedem, der nicht von Jugend auf darin gelebt hat, die scheinbare Verwirrung der Taue und »Enden«, der »Ausholer«, »Läufer« u. s. w. auch auf langen Seereisen ein Räthsel, und die sie in Bewegung setzende Commandosprache ein unverständliches Kauderwälsch. Die Tagesordnung an Bord der Kriegsschiffe ist auf See ungefähr folgende: Morgens zehn Minuten vor vier wird die Wache »gepurrt« welche um vier Uhr ablöst; die Hangemattenstauer treten schon fünf Minuten vor vier bei den Finkenetzen an. Nach Verstauung der Hangematten werden entweder die Decke mit Sand und Steinen geschrubt, oder Kleider und Hangematten gewaschen; in beiden Fällen herrscht auf dem Verdeck und in der Batterie eine wahre Sündfluth. Um sechs Uhr werden die Decke gefegt, und »Enden heruntergelegt«, d. h. alle auf das Verdeck herabhängenden Taue in Schneckenform niedlich aufgerollt, nach Seemannsausdruck »in Scheiben aufgeschossen«. Um halb sieben heisst es abermals »Hangematten auf«; die um vier Uhr abgelöste Wache muss nun auch aufstehen. Um sieben Uhr ist Frühstück, wozu den Matrosen eine halbe Stunde gegeben wird; während der Zeit darf in der Batterie geraucht werden. Gleich nachher kleidet sich die freie Wache für den Tag und erscheint um dreiviertel auf acht auf Deck; die abtretende reinigt das Zwischendeck und kleidet sich ebenfalls um. Um halb acht finden sich die sämmtlichen Aerzte im Lazareth ein, wo Alle, die sich beim Profoss krank gemeldet haben, mit letzterem zur Stelle sind. Der Arzt du jour stattet dem ersten Officier Rapport über den Gesundheitszustand ab. Kurz vor acht muss der Observationsofficier die Chronometer aufziehen, und dem Commandanten wie dem Officier der Wache Meldung davon thun. Der letztere darf sich vor Empfang dieser Meldung nicht ablösen lassen, ebensowenig der Posten vor der Capitänscajüte, ehe dieselbe

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/254>, abgerufen am 24.11.2024.