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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Schwache Versuche der westlichen Völker.
holländische Fregatte Palembang im Sommer 1844 nach Nangasaki
brachte, scheint das Vertrauen der japanischen Regierung erweckt
zu haben: "Die Schriftzüge des Königs", heisst es in der Antwort
des Siogun, "enthalten treue und aufrichtige Mittheilungen, Worte
tiefen Ernstes und eines Wohlwollens ohne Gleichen. Der Oberherr
von Nippon ist innig ergriffen durch die Beweggründe einer solchen
Sprache. Doch was tief in seinem Herzen geschrieben steht, das
wagt er selbst nicht an den Tag zu legen."

Die niederländische Regierung liess es leider bei diesem einen
Versuch bewenden und that seit 1844 keine weiteren Schritte, um
den Siogun für Freigebung des Verkehrs zu stimmen. Die Holländer
waren unter allen Nationen die einzigen, welche hinreichende Kennt-
niss und Verständniss der japanischen Zustände hatten, um die
Eröffnung des Landes auf haltbaren Grundlagen anzubahnen, wenn
das überhaupt möglich war; denn ob die Regierung des Siogun sich
jemals ohne Zwang zu Concessionen entschlossen hätte oder ent-
schliessen gekonnt hätte, ist sehr fraglich. Das gleichzeitige Auf-
treten der übrigen Nationen war nur geeignet, den Argwohn der
Japaner zu wecken. Im Jahre 1844 hatte die französische Fregatte
Alcmene den Missionar Pater Fourcade und bald nachher die
Engländer den Prediger Bettelheim auf Gross-Liukiu ausgesetzt;
man drängte also einem Lande unter japanischer Botmässigkeit
christliche Priester auf, deren Zulassung die Gesetze bei Todesstrafe
untersagten. 1846 erschienen vor Uraga zwei amerikanische Kriegs-
schiffe unter Befehl des Commodor Biddle, welcher den Auftrag
hatte, Unterhandlungen mit der japanischen Regierung anzuknüpfen,
und mit einem Briefe des Präsidenten an den Siogun versehen
war. Man liess Niemand von den Schiffen landen, nahm aber das
Schreiben in Empfang, das in Kurzem dahin beantwortet wurde, es
könne kein Handel mit fremden Völkern ausser den Niederländern
gestattet werden. Die Schiffe segelten nach zehntägigem Aufenthalt
unverrichteter Sache ab. Auf ähnliche Weise wurde in demselben
Jahre die dänische Fregatte Galathea abgefertigt. Auch ein franzö-
sisches Geschwader erschien 1846 vor der Bucht von Nangasaki: der
Befehlshaber übergab eine Klageschrift wegen vorgeblich schlechter
Behandlung eines französischen Schiffes, stach aber schon nach
zwei Tagen wieder in See, nachdem er Wasser und Lebensmittel
erhalten hatte. Die japanische Antwort ist nicht bekannt geworden. --
Drei Jahre darauf, 1849, lief das amerikanische Kriegsschiff Preble

Schwache Versuche der westlichen Völker.
holländische Fregatte Palembang im Sommer 1844 nach Naṅgasaki
brachte, scheint das Vertrauen der japanischen Regierung erweckt
zu haben: »Die Schriftzüge des Königs«, heisst es in der Antwort
des Siogun, »enthalten treue und aufrichtige Mittheilungen, Worte
tiefen Ernstes und eines Wohlwollens ohne Gleichen. Der Oberherr
von Nippon ist innig ergriffen durch die Beweggründe einer solchen
Sprache. Doch was tief in seinem Herzen geschrieben steht, das
wagt er selbst nicht an den Tag zu legen.«

Die niederländische Regierung liess es leider bei diesem einen
Versuch bewenden und that seit 1844 keine weiteren Schritte, um
den Siogun für Freigebung des Verkehrs zu stimmen. Die Holländer
waren unter allen Nationen die einzigen, welche hinreichende Kennt-
niss und Verständniss der japanischen Zustände hatten, um die
Eröffnung des Landes auf haltbaren Grundlagen anzubahnen, wenn
das überhaupt möglich war; denn ob die Regierung des Siogun sich
jemals ohne Zwang zu Concessionen entschlossen hätte oder ent-
schliessen gekonnt hätte, ist sehr fraglich. Das gleichzeitige Auf-
treten der übrigen Nationen war nur geeignet, den Argwohn der
Japaner zu wecken. Im Jahre 1844 hatte die französische Fregatte
Alcmène den Missionar Pater Fourcade und bald nachher die
Engländer den Prediger Bettelheim auf Gross-Liukiu ausgesetzt;
man drängte also einem Lande unter japanischer Botmässigkeit
christliche Priester auf, deren Zulassung die Gesetze bei Todesstrafe
untersagten. 1846 erschienen vor Uraga zwei amerikanische Kriegs-
schiffe unter Befehl des Commodor Biddle, welcher den Auftrag
hatte, Unterhandlungen mit der japanischen Regierung anzuknüpfen,
und mit einem Briefe des Präsidenten an den Siogun versehen
war. Man liess Niemand von den Schiffen landen, nahm aber das
Schreiben in Empfang, das in Kurzem dahin beantwortet wurde, es
könne kein Handel mit fremden Völkern ausser den Niederländern
gestattet werden. Die Schiffe segelten nach zehntägigem Aufenthalt
unverrichteter Sache ab. Auf ähnliche Weise wurde in demselben
Jahre die dänische Fregatte Galathea abgefertigt. Auch ein franzö-
sisches Geschwader erschien 1846 vor der Bucht von Naṅgasaki: der
Befehlshaber übergab eine Klageschrift wegen vorgeblich schlechter
Behandlung eines französischen Schiffes, stach aber schon nach
zwei Tagen wieder in See, nachdem er Wasser und Lebensmittel
erhalten hatte. Die japanische Antwort ist nicht bekannt geworden. —
Drei Jahre darauf, 1849, lief das amerikanische Kriegsschiff Preble

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[173/0203] Schwache Versuche der westlichen Völker. holländische Fregatte Palembang im Sommer 1844 nach Naṅgasaki brachte, scheint das Vertrauen der japanischen Regierung erweckt zu haben: »Die Schriftzüge des Königs«, heisst es in der Antwort des Siogun, »enthalten treue und aufrichtige Mittheilungen, Worte tiefen Ernstes und eines Wohlwollens ohne Gleichen. Der Oberherr von Nippon ist innig ergriffen durch die Beweggründe einer solchen Sprache. Doch was tief in seinem Herzen geschrieben steht, das wagt er selbst nicht an den Tag zu legen.« Die niederländische Regierung liess es leider bei diesem einen Versuch bewenden und that seit 1844 keine weiteren Schritte, um den Siogun für Freigebung des Verkehrs zu stimmen. Die Holländer waren unter allen Nationen die einzigen, welche hinreichende Kennt- niss und Verständniss der japanischen Zustände hatten, um die Eröffnung des Landes auf haltbaren Grundlagen anzubahnen, wenn das überhaupt möglich war; denn ob die Regierung des Siogun sich jemals ohne Zwang zu Concessionen entschlossen hätte oder ent- schliessen gekonnt hätte, ist sehr fraglich. Das gleichzeitige Auf- treten der übrigen Nationen war nur geeignet, den Argwohn der Japaner zu wecken. Im Jahre 1844 hatte die französische Fregatte Alcmène den Missionar Pater Fourcade und bald nachher die Engländer den Prediger Bettelheim auf Gross-Liukiu ausgesetzt; man drängte also einem Lande unter japanischer Botmässigkeit christliche Priester auf, deren Zulassung die Gesetze bei Todesstrafe untersagten. 1846 erschienen vor Uraga zwei amerikanische Kriegs- schiffe unter Befehl des Commodor Biddle, welcher den Auftrag hatte, Unterhandlungen mit der japanischen Regierung anzuknüpfen, und mit einem Briefe des Präsidenten an den Siogun versehen war. Man liess Niemand von den Schiffen landen, nahm aber das Schreiben in Empfang, das in Kurzem dahin beantwortet wurde, es könne kein Handel mit fremden Völkern ausser den Niederländern gestattet werden. Die Schiffe segelten nach zehntägigem Aufenthalt unverrichteter Sache ab. Auf ähnliche Weise wurde in demselben Jahre die dänische Fregatte Galathea abgefertigt. Auch ein franzö- sisches Geschwader erschien 1846 vor der Bucht von Naṅgasaki: der Befehlshaber übergab eine Klageschrift wegen vorgeblich schlechter Behandlung eines französischen Schiffes, stach aber schon nach zwei Tagen wieder in See, nachdem er Wasser und Lebensmittel erhalten hatte. Die japanische Antwort ist nicht bekannt geworden. — Drei Jahre darauf, 1849, lief das amerikanische Kriegsschiff Preble

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/203>, abgerufen am 23.11.2024.