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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Uebereinkommen zwischen Doeff und Wardenaar.
ohne Zweifel die Schiffe zerstören und für das Auftreten des Phaeton
blutige Rache an den Engländern nehmen würden, wenn er sie als
solche verriethe. Alle Bitten und die bestechendsten Versprechungen
blieben ohne Erfolg; der zähe Holländer war unbeugsam und zwang
die englischen Commissare, um zugleich den Vortheil seiner in jenem
Augenblick freilich in Wirklichkeit nicht bestehenden Regierung
wahrzunehmen und alles Blutvergiessen zu vermeiden, zu einer
schriftlichen Uebereinkunft, der zufolge ihm die Ladung der beiden
Schiffe ausgeliefert und von ihm an die Japaner verkauft, von der
gelösten Summe aber zunächst die Schulden der Factorei an die
Geldkammer und die Kosten derselben für die verflossenen Jahre
gedeckt werden sollten. Für den Ueberschuss versprach Doeff, den
Commissaren eine Quantität Stabkupfer zu verschaffen, und stipulirte,
dass der Ertrag des ihm daran zukommenden Antheils an seine Be-
vollmächtigten in Batavia ausgezahlt werden sollte168). Er ver-
wahrte sich in diesem Schriftstück ausdrücklich gegen Anerkennung
der englischen Obrigkeit in Batavia, blieb als Handelsvorsteher
auf Desima, und fuhr fort, dort die holländische Flagge zu hissen.
Dieses Uebereinkommen wurde bis auf die Zahlung der von Doeff
stipulirten Summen in allen Stücken ausgeführt; es gelang mit Hülfe
einiger in das Geheimniss gezogenen Dolmetscher, die japanischen
Behörden zu täuschen. Um sich aber für die Zukunft vorzusehen,
da ja die fernere Gestaltung der politischen Verhältnisse namentlich
für Doeff in tiefes Dunkel gehüllt war, so sandte er seinen Assistenten
Blomhoff auf das Ehrenwort der Engländer als Bevollmächtigten
mit nach Batavia, um sich dort über die Lage der Dinge genau zu
unterrichten und mit Sir Stamford Raffles die Art zu verabreden,
wie mit beiderseitigem Nutzen, aber ohne die holländische Flagge
zu streichen, der Handel zwischen Batavia und Japan weiter betrie-
ben werden könnte, bis die politischen Verhältnisse sich geklärt
hätten. -- Wardenaar und alle englischen Beamten mussten sich
also unverrichteter Sache einschiffen, während auf Desima die frühere
Gesellschaft, mit Ausnahme Blomhoff's, zurückblieb. Die von den
Engländern mitgebrachten sehr werthvollen Geschenke überreichte
Doeff dem Siogun im Namen der holländischen Regierung.

Im August 1814 meldeten die Wachen abermals ein euro-
päisches Schiff, das bei dem stürmischen Wetter wohl mit Absicht

168) Ein jährliches Emolument, das an die Stelle des Antheils getreten war,
welchen die Factoreivorsteher früher am Kambang-Handel gehabt hatten.

Uebereinkommen zwischen Doeff und Wardenaar.
ohne Zweifel die Schiffe zerstören und für das Auftreten des Phaëton
blutige Rache an den Engländern nehmen würden, wenn er sie als
solche verriethe. Alle Bitten und die bestechendsten Versprechungen
blieben ohne Erfolg; der zähe Holländer war unbeugsam und zwang
die englischen Commissare, um zugleich den Vortheil seiner in jenem
Augenblick freilich in Wirklichkeit nicht bestehenden Regierung
wahrzunehmen und alles Blutvergiessen zu vermeiden, zu einer
schriftlichen Uebereinkunft, der zufolge ihm die Ladung der beiden
Schiffe ausgeliefert und von ihm an die Japaner verkauft, von der
gelösten Summe aber zunächst die Schulden der Factorei an die
Geldkammer und die Kosten derselben für die verflossenen Jahre
gedeckt werden sollten. Für den Ueberschuss versprach Doeff, den
Commissaren eine Quantität Stabkupfer zu verschaffen, und stipulirte,
dass der Ertrag des ihm daran zukommenden Antheils an seine Be-
vollmächtigten in Batavia ausgezahlt werden sollte168). Er ver-
wahrte sich in diesem Schriftstück ausdrücklich gegen Anerkennung
der englischen Obrigkeit in Batavia, blieb als Handelsvorsteher
auf Desima, und fuhr fort, dort die holländische Flagge zu hissen.
Dieses Uebereinkommen wurde bis auf die Zahlung der von Doeff
stipulirten Summen in allen Stücken ausgeführt; es gelang mit Hülfe
einiger in das Geheimniss gezogenen Dolmetscher, die japanischen
Behörden zu täuschen. Um sich aber für die Zukunft vorzusehen,
da ja die fernere Gestaltung der politischen Verhältnisse namentlich
für Doeff in tiefes Dunkel gehüllt war, so sandte er seinen Assistenten
Blomhoff auf das Ehrenwort der Engländer als Bevollmächtigten
mit nach Batavia, um sich dort über die Lage der Dinge genau zu
unterrichten und mit Sir Stamford Raffles die Art zu verabreden,
wie mit beiderseitigem Nutzen, aber ohne die holländische Flagge
zu streichen, der Handel zwischen Batavia und Japan weiter betrie-
ben werden könnte, bis die politischen Verhältnisse sich geklärt
hätten. — Wardenaar und alle englischen Beamten mussten sich
also unverrichteter Sache einschiffen, während auf Desima die frühere
Gesellschaft, mit Ausnahme Blomhoff’s, zurückblieb. Die von den
Engländern mitgebrachten sehr werthvollen Geschenke überreichte
Doeff dem Siogun im Namen der holländischen Regierung.

Im August 1814 meldeten die Wachen abermals ein euro-
päisches Schiff, das bei dem stürmischen Wetter wohl mit Absicht

168) Ein jährliches Emolument, das an die Stelle des Antheils getreten war,
welchen die Factoreivorsteher früher am Kambang-Handel gehabt hatten.
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[166/0196] Uebereinkommen zwischen Doeff und Wardenaar. ohne Zweifel die Schiffe zerstören und für das Auftreten des Phaëton blutige Rache an den Engländern nehmen würden, wenn er sie als solche verriethe. Alle Bitten und die bestechendsten Versprechungen blieben ohne Erfolg; der zähe Holländer war unbeugsam und zwang die englischen Commissare, um zugleich den Vortheil seiner in jenem Augenblick freilich in Wirklichkeit nicht bestehenden Regierung wahrzunehmen und alles Blutvergiessen zu vermeiden, zu einer schriftlichen Uebereinkunft, der zufolge ihm die Ladung der beiden Schiffe ausgeliefert und von ihm an die Japaner verkauft, von der gelösten Summe aber zunächst die Schulden der Factorei an die Geldkammer und die Kosten derselben für die verflossenen Jahre gedeckt werden sollten. Für den Ueberschuss versprach Doeff, den Commissaren eine Quantität Stabkupfer zu verschaffen, und stipulirte, dass der Ertrag des ihm daran zukommenden Antheils an seine Be- vollmächtigten in Batavia ausgezahlt werden sollte 168). Er ver- wahrte sich in diesem Schriftstück ausdrücklich gegen Anerkennung der englischen Obrigkeit in Batavia, blieb als Handelsvorsteher auf Desima, und fuhr fort, dort die holländische Flagge zu hissen. Dieses Uebereinkommen wurde bis auf die Zahlung der von Doeff stipulirten Summen in allen Stücken ausgeführt; es gelang mit Hülfe einiger in das Geheimniss gezogenen Dolmetscher, die japanischen Behörden zu täuschen. Um sich aber für die Zukunft vorzusehen, da ja die fernere Gestaltung der politischen Verhältnisse namentlich für Doeff in tiefes Dunkel gehüllt war, so sandte er seinen Assistenten Blomhoff auf das Ehrenwort der Engländer als Bevollmächtigten mit nach Batavia, um sich dort über die Lage der Dinge genau zu unterrichten und mit Sir Stamford Raffles die Art zu verabreden, wie mit beiderseitigem Nutzen, aber ohne die holländische Flagge zu streichen, der Handel zwischen Batavia und Japan weiter betrie- ben werden könnte, bis die politischen Verhältnisse sich geklärt hätten. — Wardenaar und alle englischen Beamten mussten sich also unverrichteter Sache einschiffen, während auf Desima die frühere Gesellschaft, mit Ausnahme Blomhoff’s, zurückblieb. Die von den Engländern mitgebrachten sehr werthvollen Geschenke überreichte Doeff dem Siogun im Namen der holländischen Regierung. Im August 1814 meldeten die Wachen abermals ein euro- päisches Schiff, das bei dem stürmischen Wetter wohl mit Absicht 168) Ein jährliches Emolument, das an die Stelle des Antheils getreten war, welchen die Factoreivorsteher früher am Kambang-Handel gehabt hatten.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/196>, abgerufen am 23.11.2024.