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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Lonine. Kleidung des Adels. Die kaiserliche Leibwache.
auf. Der Sold, den sie beziehen, richtet sich nach dem Range,
und reichte, so lange die Abschliessung Japans währte, auch bei
den gemeinen Soldaten zur Bestreitung der nothwendigsten Lebens-
bedürfnisse aus. Wird aber ein Samrai wegen schlechter Führung
aus dem Dienste gestossen, so ist er damit dem Hungertode preis-
gegeben, denn es bleibt ihm kein ehrlicher Erwerb. Diese Ver-
stossenen bilden die Classe der Lonine, der Geächteten, Rechtlosen,
unter denen es viele gefährliche Bravos giebt. Die Benennung
Lonin -- Mann ohne Amt -- hat an sich nichts Beschimpfendes,
man bezeichnet damit auch Diejenigen, welche, um den höheren
Pflichten der Ehre, Loyalität oder der Freundschaft zu genügen,
dem Schutze der Gesetze freiwillig entsagend blutige Racheacte
begehen.

Der Adel unterscheidet sich äusserlich vom Volke durch eine
gewisse faltenreiche Beinbekleidung und durch zwei Schwerter, die
im Gürtel getragen werden 118). Die tägliche Tracht der Daimio's
und selbst des Siogun zeichnet sich vor der des gemeinen Soldaten
allein durch grössere Feinheit der Stoffe aus; nur bei Ceremonieen
und Feierlichkeiten scheint der Rang durch gewisse Abzeichen kennt-
lich gemacht zu werden. Das einzige Vorrecht der Lehnsfürsten
und hohen Staatsbeamten -- Aller die den Kami-Titel führen --
in der täglichen Kleidung ist ein feines weissleinenes Untergewand,
das, dem Körper zunächst getragen, nur in einem schmalen Streifen
am Halse sichtbar wird.

Um der überwiegenden Zahl der adligen Trabanten das
Gleichgewicht zu halten, welche die Heeresmacht der Lehnsfürsten
bildeten, soll Jyeyas, wie schon oben angedeutet wurde, eine
Adelserhebung im Grossen vorgenommen haben. In dieser ist
wahrscheinlich auch der Ursprung der kaiserlichen Leibwache zu
suchen, deren Stärke Titsingh auf 80,000 angiebt, und zu welcher
die Familien der höchsten Hof- und Staatsbeamten gehören 119).

118) Nach einer Notiz im Siebold'schen Werke hätte der Adel erst durch eine
Verordnung des Jahres 1682 das Recht erhalten zwei Schwerter zu tragen.
119) Die Nachrichten über die Zusammensetzung der Leibwache sind etwas dunkel.
Nach Caron wäre sie aus den unehelichen Söhnen der Daimio's, deren Brüdern und
Vettern gebildet worden; er erwähnt daneben noch einer anderen Garde von einigen
tausend Mann. Nach Titsingh wäre unter Jye-mitsu, dem dritten Nachfolger des Jyeyas,
eine neue Garde aus den Brüdern der Beischläferinnen des Siogun gebildet worden,
da die ältere mit diesen nicht in demselben Corps dienen wollte. Wahrscheinlich ist
jene neue die zuerst von Caron erwähnte.

Lonine. Kleidung des Adels. Die kaiserliche Leibwache.
auf. Der Sold, den sie beziehen, richtet sich nach dem Range,
und reichte, so lange die Abschliessung Japans währte, auch bei
den gemeinen Soldaten zur Bestreitung der nothwendigsten Lebens-
bedürfnisse aus. Wird aber ein Samraï wegen schlechter Führung
aus dem Dienste gestossen, so ist er damit dem Hungertode preis-
gegeben, denn es bleibt ihm kein ehrlicher Erwerb. Diese Ver-
stossenen bilden die Classe der Lonine, der Geächteten, Rechtlosen,
unter denen es viele gefährliche Bravos giebt. Die Benennung
Lonin — Mann ohne Amt — hat an sich nichts Beschimpfendes,
man bezeichnet damit auch Diejenigen, welche, um den höheren
Pflichten der Ehre, Loyalität oder der Freundschaft zu genügen,
dem Schutze der Gesetze freiwillig entsagend blutige Racheacte
begehen.

Der Adel unterscheidet sich äusserlich vom Volke durch eine
gewisse faltenreiche Beinbekleidung und durch zwei Schwerter, die
im Gürtel getragen werden 118). Die tägliche Tracht der Daïmio’s
und selbst des Siogun zeichnet sich vor der des gemeinen Soldaten
allein durch grössere Feinheit der Stoffe aus; nur bei Ceremonieen
und Feierlichkeiten scheint der Rang durch gewisse Abzeichen kennt-
lich gemacht zu werden. Das einzige Vorrecht der Lehnsfürsten
und hohen Staatsbeamten — Aller die den Kami-Titel führen —
in der täglichen Kleidung ist ein feines weissleinenes Untergewand,
das, dem Körper zunächst getragen, nur in einem schmalen Streifen
am Halse sichtbar wird.

Um der überwiegenden Zahl der adligen Trabanten das
Gleichgewicht zu halten, welche die Heeresmacht der Lehnsfürsten
bildeten, soll Jyeyas, wie schon oben angedeutet wurde, eine
Adelserhebung im Grossen vorgenommen haben. In dieser ist
wahrscheinlich auch der Ursprung der kaiserlichen Leibwache zu
suchen, deren Stärke Titsingh auf 80,000 angiebt, und zu welcher
die Familien der höchsten Hof- und Staatsbeamten gehören 119).

118) Nach einer Notiz im Siebold’schen Werke hätte der Adel erst durch eine
Verordnung des Jahres 1682 das Recht erhalten zwei Schwerter zu tragen.
119) Die Nachrichten über die Zusammensetzung der Leibwache sind etwas dunkel.
Nach Caron wäre sie aus den unehelichen Söhnen der Daïmio’s, deren Brüdern und
Vettern gebildet worden; er erwähnt daneben noch einer anderen Garde von einigen
tausend Mann. Nach Titsingh wäre unter Jye-mitsu, dem dritten Nachfolger des Jyeyas,
eine neue Garde aus den Brüdern der Beischläferinnen des Siogun gebildet worden,
da die ältere mit diesen nicht in demselben Corps dienen wollte. Wahrscheinlich ist
jene neue die zuerst von Caron erwähnte.
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[120/0150] Lonine. Kleidung des Adels. Die kaiserliche Leibwache. auf. Der Sold, den sie beziehen, richtet sich nach dem Range, und reichte, so lange die Abschliessung Japans währte, auch bei den gemeinen Soldaten zur Bestreitung der nothwendigsten Lebens- bedürfnisse aus. Wird aber ein Samraï wegen schlechter Führung aus dem Dienste gestossen, so ist er damit dem Hungertode preis- gegeben, denn es bleibt ihm kein ehrlicher Erwerb. Diese Ver- stossenen bilden die Classe der Lonine, der Geächteten, Rechtlosen, unter denen es viele gefährliche Bravos giebt. Die Benennung Lonin — Mann ohne Amt — hat an sich nichts Beschimpfendes, man bezeichnet damit auch Diejenigen, welche, um den höheren Pflichten der Ehre, Loyalität oder der Freundschaft zu genügen, dem Schutze der Gesetze freiwillig entsagend blutige Racheacte begehen. Der Adel unterscheidet sich äusserlich vom Volke durch eine gewisse faltenreiche Beinbekleidung und durch zwei Schwerter, die im Gürtel getragen werden 118). Die tägliche Tracht der Daïmio’s und selbst des Siogun zeichnet sich vor der des gemeinen Soldaten allein durch grössere Feinheit der Stoffe aus; nur bei Ceremonieen und Feierlichkeiten scheint der Rang durch gewisse Abzeichen kennt- lich gemacht zu werden. Das einzige Vorrecht der Lehnsfürsten und hohen Staatsbeamten — Aller die den Kami-Titel führen — in der täglichen Kleidung ist ein feines weissleinenes Untergewand, das, dem Körper zunächst getragen, nur in einem schmalen Streifen am Halse sichtbar wird. Um der überwiegenden Zahl der adligen Trabanten das Gleichgewicht zu halten, welche die Heeresmacht der Lehnsfürsten bildeten, soll Jyeyas, wie schon oben angedeutet wurde, eine Adelserhebung im Grossen vorgenommen haben. In dieser ist wahrscheinlich auch der Ursprung der kaiserlichen Leibwache zu suchen, deren Stärke Titsingh auf 80,000 angiebt, und zu welcher die Familien der höchsten Hof- und Staatsbeamten gehören 119). 118) Nach einer Notiz im Siebold’schen Werke hätte der Adel erst durch eine Verordnung des Jahres 1682 das Recht erhalten zwei Schwerter zu tragen. 119) Die Nachrichten über die Zusammensetzung der Leibwache sind etwas dunkel. Nach Caron wäre sie aus den unehelichen Söhnen der Daïmio’s, deren Brüdern und Vettern gebildet worden; er erwähnt daneben noch einer anderen Garde von einigen tausend Mann. Nach Titsingh wäre unter Jye-mitsu, dem dritten Nachfolger des Jyeyas, eine neue Garde aus den Brüdern der Beischläferinnen des Siogun gebildet worden, da die ältere mit diesen nicht in demselben Corps dienen wollte. Wahrscheinlich ist jene neue die zuerst von Caron erwähnte.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/150>, abgerufen am 09.11.2024.