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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Das Bedürfniss einer eigenen diplomatischen Vertretung
in den ost-asiatischen Reichen besteht für Preussen
und die Zollvereins-Staaten seit langer Zeit. Schon im
Jahre 1843 wurde die Aufmerksamkeit der königlichen
Regierung auf die für den deutschen Handel in Ost-Asien
zu erwartenden Vortheile geleitet und der Vorschlag zur
Gründung einer grossen Handelssocietät gemacht, die ihre
Niederlage in Singapore hätte, mit der Aussicht die directen
Operationen auch auf China auszudehnen, sobald auf diplo-
matischem Wege der preussischen Flagge in den geöffneten
Häfen dieses Reiches dieselben Rechte zugesichert wären
wie der britischen. Der Antrag, eine imposante Ambassade
nach Ost-Asien zu senden, war damals nicht zeitgemäss.
Im Jahre 1844 liefen nach den englischen Schiffahrts-
Registern nur ein preussisches, ein hamburger und ein
bremer Schiff in Wampoa, dem Hafen von Canton, ein,
und selbst 1846 kamen nur ein bremer und ein hamburger
Schiff mit Ladungen aus Liverpool und Hongkong nach
dem damals aufblühenden Hafen Schanghai. Die deutsche
Schiffahrt begann erst einigen Aufschwung in den indischen
und chinesischen Meeren zu nehmen, als im Jahre 1848
durch einen Act der königlich grossbritannischen Regierung
alle fremden Schiffe den englischen für die Ein- und Ausfuhr

Das Bedürfniss einer eigenen diplomatischen Vertretung
in den ost-asiatischen Reichen besteht für Preussen
und die Zollvereins-Staaten seit langer Zeit. Schon im
Jahre 1843 wurde die Aufmerksamkeit der königlichen
Regierung auf die für den deutschen Handel in Ost-Asien
zu erwartenden Vortheile geleitet und der Vorschlag zur
Gründung einer grossen Handelssocietät gemacht, die ihre
Niederlage in Singapore hätte, mit der Aussicht die directen
Operationen auch auf China auszudehnen, sobald auf diplo-
matischem Wege der preussischen Flagge in den geöffneten
Häfen dieses Reiches dieselben Rechte zugesichert wären
wie der britischen. Der Antrag, eine imposante Ambassade
nach Ost-Asien zu senden, war damals nicht zeitgemäss.
Im Jahre 1844 liefen nach den englischen Schiffahrts-
Registern nur ein preussisches, ein hamburger und ein
bremer Schiff in Wampoa, dem Hafen von Canton, ein,
und selbst 1846 kamen nur ein bremer und ein hamburger
Schiff mit Ladungen aus Liverpool und Hongkong nach
dem damals aufblühenden Hafen Schanghai. Die deutsche
Schiffahrt begann erst einigen Aufschwung in den indischen
und chinesischen Meeren zu nehmen, als im Jahre 1848
durch einen Act der königlich grossbritannischen Regierung
alle fremden Schiffe den englischen für die Ein- und Ausfuhr

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[[VII]/0013] Das Bedürfniss einer eigenen diplomatischen Vertretung in den ost-asiatischen Reichen besteht für Preussen und die Zollvereins-Staaten seit langer Zeit. Schon im Jahre 1843 wurde die Aufmerksamkeit der königlichen Regierung auf die für den deutschen Handel in Ost-Asien zu erwartenden Vortheile geleitet und der Vorschlag zur Gründung einer grossen Handelssocietät gemacht, die ihre Niederlage in Singapore hätte, mit der Aussicht die directen Operationen auch auf China auszudehnen, sobald auf diplo- matischem Wege der preussischen Flagge in den geöffneten Häfen dieses Reiches dieselben Rechte zugesichert wären wie der britischen. Der Antrag, eine imposante Ambassade nach Ost-Asien zu senden, war damals nicht zeitgemäss. Im Jahre 1844 liefen nach den englischen Schiffahrts- Registern nur ein preussisches, ein hamburger und ein bremer Schiff in Wampoa, dem Hafen von Canton, ein, und selbst 1846 kamen nur ein bremer und ein hamburger Schiff mit Ladungen aus Liverpool und Hongkong nach dem damals aufblühenden Hafen Schanghai. Die deutsche Schiffahrt begann erst einigen Aufschwung in den indischen und chinesischen Meeren zu nehmen, als im Jahre 1848 durch einen Act der königlich grossbritannischen Regierung alle fremden Schiffe den englischen für die Ein- und Ausfuhr

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. [VII]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/13>, abgerufen am 28.03.2024.