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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

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dritter Theil.
am Luther selbst und seinen Nachfolgern, eben
so sehr schilt und verläumdet, als er hier an den
Bekennern thut? Warum hechelt er die christ-
liche Kirche, daß sie die Heiligungswerke zu
einem Amt des heiligen Geistes mache, und sie
nicht dem Sohn lasse, dem sie allein gehören
sollen? Seine Worte sind oben angeführet.
(§. 38.) Demnach ist der Grund dieses Lob-
spruchs, den er dem seeligen Luther zueignet,
eine Sache, die er an andern Leuten, und an-
derswo an Luthern selbst vor scheltenswürdig,
falsch und irrig erkläret. Wie nun der Grund
ist, so ist 2) auch die Absicht. Luther hat
nur diejenige Worte der Bekenner, die vom
Amt des heiligen Geistes reden, nemlich von
der Heiligung, allein erkläret. Er spricht:
Jch glaube/ daß ich nicht aus eigener
Vernunft - - - sondern der heilige Geist
hat mich durch das Evangelium berufen
etc.
Dieses hielte Luther der Absicht seiner cate-
chetischen Unterweisung gemäß. Er wolte das
äusserliche persönliche Kennzeichen des heiligen
Geistes, als ein Amt das täglich an den See-
len der Menschen geschiehet, und den allernech-
sten Einflus in die Bekehrung und Erneuerung
hat, dadurch verherrlichen. Das innere Kenn-
zeichen, nemlich das Ausgehen dieses Geistes
vom Vater und Sohn, hat er als bekannt
voraus gesetzt, und anderswo erkläret. Wie
dann auch die alten Bekenner mehr Worte
von diesem Amte der dritten Person, als von

dem
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dritter Theil.
am Luther ſelbſt und ſeinen Nachfolgern, eben
ſo ſehr ſchilt und verlaͤumdet, als er hier an den
Bekennern thut? Warum hechelt er die chriſt-
liche Kirche, daß ſie die Heiligungswerke zu
einem Amt des heiligen Geiſtes mache, und ſie
nicht dem Sohn laſſe, dem ſie allein gehoͤren
ſollen? Seine Worte ſind oben angefuͤhret.
(§. 38.) Demnach iſt der Grund dieſes Lob-
ſpruchs, den er dem ſeeligen Luther zueignet,
eine Sache, die er an andern Leuten, und an-
derswo an Luthern ſelbſt vor ſcheltenswuͤrdig,
falſch und irrig erklaͤret. Wie nun der Grund
iſt, ſo iſt 2) auch die Abſicht. Luther hat
nur diejenige Worte der Bekenner, die vom
Amt des heiligen Geiſtes reden, nemlich von
der Heiligung, allein erklaͤret. Er ſpricht:
Jch glaube/ daß ich nicht aus eigener
Vernunft - - - ſondern der heilige Geiſt
hat mich durch das Evangelium berufen
ꝛc.
Dieſes hielte Luther der Abſicht ſeiner cate-
chetiſchen Unterweiſung gemaͤß. Er wolte das
aͤuſſerliche perſoͤnliche Kennzeichen des heiligen
Geiſtes, als ein Amt das taͤglich an den See-
len der Menſchen geſchiehet, und den allernech-
ſten Einflus in die Bekehrung und Erneuerung
hat, dadurch verherrlichen. Das innere Kenn-
zeichen, nemlich das Ausgehen dieſes Geiſtes
vom Vater und Sohn, hat er als bekannt
voraus geſetzt, und anderswo erklaͤret. Wie
dann auch die alten Bekenner mehr Worte
von dieſem Amte der dritten Perſon, als von

dem
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[83/0099] dritter Theil. am Luther ſelbſt und ſeinen Nachfolgern, eben ſo ſehr ſchilt und verlaͤumdet, als er hier an den Bekennern thut? Warum hechelt er die chriſt- liche Kirche, daß ſie die Heiligungswerke zu einem Amt des heiligen Geiſtes mache, und ſie nicht dem Sohn laſſe, dem ſie allein gehoͤren ſollen? Seine Worte ſind oben angefuͤhret. (§. 38.) Demnach iſt der Grund dieſes Lob- ſpruchs, den er dem ſeeligen Luther zueignet, eine Sache, die er an andern Leuten, und an- derswo an Luthern ſelbſt vor ſcheltenswuͤrdig, falſch und irrig erklaͤret. Wie nun der Grund iſt, ſo iſt 2) auch die Abſicht. Luther hat nur diejenige Worte der Bekenner, die vom Amt des heiligen Geiſtes reden, nemlich von der Heiligung, allein erklaͤret. Er ſpricht: Jch glaube/ daß ich nicht aus eigener Vernunft - - - ſondern der heilige Geiſt hat mich durch das Evangelium berufen ꝛc. Dieſes hielte Luther der Abſicht ſeiner cate- chetiſchen Unterweiſung gemaͤß. Er wolte das aͤuſſerliche perſoͤnliche Kennzeichen des heiligen Geiſtes, als ein Amt das taͤglich an den See- len der Menſchen geſchiehet, und den allernech- ſten Einflus in die Bekehrung und Erneuerung hat, dadurch verherrlichen. Das innere Kenn- zeichen, nemlich das Ausgehen dieſes Geiſtes vom Vater und Sohn, hat er als bekannt voraus geſetzt, und anderswo erklaͤret. Wie dann auch die alten Bekenner mehr Worte von dieſem Amte der dritten Perſon, als von dem F 2

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/99>, abgerufen am 02.05.2024.