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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

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dritter Theil.
ger muß gelten lassen, wann er gleich von in-
nen nicht tugendhaft wäre. Man könte aber
noch über dieses eine tugendhafte und christ-
liche
Ehrlichkeit diejenige nennen, welche bey
tugendhaften Leuten und bey Chriften da-
für geachtet wird. Wer sonsten in allen Ge-
schäften, sonderlich welche den Nechsten be-
treffen, nach seiner besten Einsicht, und recht-
mäsigen Absicht, in Worten und Werken ge-
rade, und ohnpartheiisch nach den Regeln des
natürlichen und erleuchteten Gewissens ver-
fähret; der ist in weiterem Verstande ehrlich,
und der Vorwurf eines Betriegers, Lügners,
heimtükischen und boshaften Menschen, trift
ihn nicht. Wann herzliche Leute von den
ehrlichen unterschieden werden, so muß ihr
Kennzeichen nicht allein dieses seyn, daß sie ih-
ren besten Uberzeugungen jedesmahl gerne Ge-
hör geben, und die Bewegungsgründe, als
lencksame und geschmeidige Menschen, zur
Ausübung bringen; sondern auch, daß sie in
gewissen Neigungen starck, zärtlich und be-
ständig sind. Doch ist es gar wohl möglich,
daß jemand bey mangelhaften und falschen Ein-
sichten so wohl ehrlich als hertzlich bleibe;
wann sein Fehler mehr am Verstand als am
Willen lieget. Wer die Hertzlichkeit darin-
nen suchet, daß einer blos durch sinnliche Lust
und Unlust, zum begehren und verabscheuen
getrieben wird: der stellet uns einen Menschen
vor, den man in der Moral zu den Sclaven

rech-
B 5

dritter Theil.
ger muß gelten laſſen, wann er gleich von in-
nen nicht tugendhaft waͤre. Man koͤnte aber
noch uͤber dieſes eine tugendhafte und chriſt-
liche
Ehrlichkeit diejenige nennen, welche bey
tugendhaften Leuten und bey Chriften da-
fuͤr geachtet wird. Wer ſonſten in allen Ge-
ſchaͤften, ſonderlich welche den Nechſten be-
treffen, nach ſeiner beſten Einſicht, und recht-
maͤſigen Abſicht, in Worten und Werken ge-
rade, und ohnpartheiiſch nach den Regeln des
natuͤrlichen und erleuchteten Gewiſſens ver-
faͤhret; der iſt in weiterem Verſtande ehrlich,
und der Vorwurf eines Betriegers, Luͤgners,
heimtuͤkiſchen und boshaften Menſchen, trift
ihn nicht. Wann herzliche Leute von den
ehrlichen unterſchieden werden, ſo muß ihr
Kennzeichen nicht allein dieſes ſeyn, daß ſie ih-
ren beſten Uberzeugungen jedesmahl gerne Ge-
hoͤr geben, und die Bewegungsgruͤnde, als
lenckſame und geſchmeidige Menſchen, zur
Ausuͤbung bringen; ſondern auch, daß ſie in
gewiſſen Neigungen ſtarck, zaͤrtlich und be-
ſtaͤndig ſind. Doch iſt es gar wohl moͤglich,
daß jemand bey mangelhaften und falſchen Ein-
ſichten ſo wohl ehrlich als hertzlich bleibe;
wann ſein Fehler mehr am Verſtand als am
Willen lieget. Wer die Hertzlichkeit darin-
nen ſuchet, daß einer blos durch ſinnliche Luſt
und Unluſt, zum begehren und verabſcheuen
getrieben wird: der ſtellet uns einen Menſchen
vor, den man in der Moral zu den Sclaven

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[25/0041] dritter Theil. ger muß gelten laſſen, wann er gleich von in- nen nicht tugendhaft waͤre. Man koͤnte aber noch uͤber dieſes eine tugendhafte und chriſt- liche Ehrlichkeit diejenige nennen, welche bey tugendhaften Leuten und bey Chriften da- fuͤr geachtet wird. Wer ſonſten in allen Ge- ſchaͤften, ſonderlich welche den Nechſten be- treffen, nach ſeiner beſten Einſicht, und recht- maͤſigen Abſicht, in Worten und Werken ge- rade, und ohnpartheiiſch nach den Regeln des natuͤrlichen und erleuchteten Gewiſſens ver- faͤhret; der iſt in weiterem Verſtande ehrlich, und der Vorwurf eines Betriegers, Luͤgners, heimtuͤkiſchen und boshaften Menſchen, trift ihn nicht. Wann herzliche Leute von den ehrlichen unterſchieden werden, ſo muß ihr Kennzeichen nicht allein dieſes ſeyn, daß ſie ih- ren beſten Uberzeugungen jedesmahl gerne Ge- hoͤr geben, und die Bewegungsgruͤnde, als lenckſame und geſchmeidige Menſchen, zur Ausuͤbung bringen; ſondern auch, daß ſie in gewiſſen Neigungen ſtarck, zaͤrtlich und be- ſtaͤndig ſind. Doch iſt es gar wohl moͤglich, daß jemand bey mangelhaften und falſchen Ein- ſichten ſo wohl ehrlich als hertzlich bleibe; wann ſein Fehler mehr am Verſtand als am Willen lieget. Wer die Hertzlichkeit darin- nen ſuchet, daß einer blos durch ſinnliche Luſt und Unluſt, zum begehren und verabſcheuen getrieben wird: der ſtellet uns einen Menſchen vor, den man in der Moral zu den Sclaven rech- B 5

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/41>, abgerufen am 21.11.2024.