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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
von selbsten, eben deßwegen, weil sie seine Leute
sind, die er hernach, wann sie ihm gehuldiget ha-
ben, des Heilandes Leute nennet.

§. 9.

Doch die Idee und der Plan des Herrn Gra-
fen bei Erwelung dieses Textes, hat sich sehr
deutlich geäusert. Nemlich sein Hauptplan ist
dieser, daß alles was der Heiland geseegneres,
seeliges, vorzügliches, von seiner Gemeine gere-
det, verheisen, oder derselbigen befolen, und
verordnet hat, auf niemand anders, als den
Herrn Grafen und sein Reich zu deuten seye.
Wann er seinem Volk dieses einprägen und recht
lebhaft einbilden kan, so ist sein Zwek völlig er-
reichet. So muß alles was auser Herrenhut,
Religion ist und heiset, unter des neuen Hei-
land Zinzendorfs Füsen liegen, hingegen das
Herrnhutische Reich in allen seinen Maximen,
Wegen und Unternehmungen gerade und wesent-
lich dasjenige seyn, was der HErr Christus als
sein eigenes abgemalet hat.

§. 10.

Der Herr Graf, dichtet demnach und studie-
ret eintzig darauf, wie man es machen müsse,
damit des Heilandes Worte zum Behuf der
Bosheit solange gefoltert werden, bis obgedach-
ter Plan sich darinnen bilden möge; damit seine
Brüder den Betrug seiner eigenen Schalksgriffe
desto weniger merken, und gegentheils sie desto-
mehr vor ein Werk GOttes und des Heilandes
anbeten sollen. Deswegen hat er den gegenwär-

tigen

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
von ſelbſten, eben deßwegen, weil ſie ſeine Leute
ſind, die er hernach, wann ſie ihm gehuldiget ha-
ben, des Heilandes Leute nennet.

§. 9.

Doch die Idee und der Plan des Herrn Gra-
fen bei Erwelung dieſes Textes, hat ſich ſehr
deutlich geaͤuſert. Nemlich ſein Hauptplan iſt
dieſer, daß alles was der Heiland geſeegneres,
ſeeliges, vorzuͤgliches, von ſeiner Gemeine gere-
det, verheiſen, oder derſelbigen befolen, und
verordnet hat, auf niemand anders, als den
Herrn Grafen und ſein Reich zu deuten ſeye.
Wann er ſeinem Volk dieſes einpraͤgen und recht
lebhaft einbilden kan, ſo iſt ſein Zwek voͤllig er-
reichet. So muß alles was auſer Herrenhut,
Religion iſt und heiſet, unter des neuen Hei-
land Zinzendorfs Fuͤſen liegen, hingegen das
Herrnhutiſche Reich in allen ſeinen Maximen,
Wegen und Unternehmungen gerade und weſent-
lich dasjenige ſeyn, was der HErr Chriſtus als
ſein eigenes abgemalet hat.

§. 10.

Der Herr Graf, dichtet demnach und ſtudie-
ret eintzig darauf, wie man es machen muͤſſe,
damit des Heilandes Worte zum Behuf der
Bosheit ſolange gefoltert werden, bis obgedach-
ter Plan ſich darinnen bilden moͤge; damit ſeine
Bruͤder den Betrug ſeiner eigenen Schalksgriffe
deſto weniger merken, und gegentheils ſie deſto-
mehr vor ein Werk GOttes und des Heilandes
anbeten ſollen. Deswegen hat er den gegenwaͤr-

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[12/0022] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit von ſelbſten, eben deßwegen, weil ſie ſeine Leute ſind, die er hernach, wann ſie ihm gehuldiget ha- ben, des Heilandes Leute nennet. §. 9. Doch die Idee und der Plan des Herrn Gra- fen bei Erwelung dieſes Textes, hat ſich ſehr deutlich geaͤuſert. Nemlich ſein Hauptplan iſt dieſer, daß alles was der Heiland geſeegneres, ſeeliges, vorzuͤgliches, von ſeiner Gemeine gere- det, verheiſen, oder derſelbigen befolen, und verordnet hat, auf niemand anders, als den Herrn Grafen und ſein Reich zu deuten ſeye. Wann er ſeinem Volk dieſes einpraͤgen und recht lebhaft einbilden kan, ſo iſt ſein Zwek voͤllig er- reichet. So muß alles was auſer Herrenhut, Religion iſt und heiſet, unter des neuen Hei- land Zinzendorfs Fuͤſen liegen, hingegen das Herrnhutiſche Reich in allen ſeinen Maximen, Wegen und Unternehmungen gerade und weſent- lich dasjenige ſeyn, was der HErr Chriſtus als ſein eigenes abgemalet hat. §. 10. Der Herr Graf, dichtet demnach und ſtudie- ret eintzig darauf, wie man es machen muͤſſe, damit des Heilandes Worte zum Behuf der Bosheit ſolange gefoltert werden, bis obgedach- ter Plan ſich darinnen bilden moͤge; damit ſeine Bruͤder den Betrug ſeiner eigenen Schalksgriffe deſto weniger merken, und gegentheils ſie deſto- mehr vor ein Werk GOttes und des Heilandes anbeten ſollen. Deswegen hat er den gegenwaͤr- tigen

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/22>, abgerufen am 21.11.2024.