Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
feinde des reichs Christi, (§. 75. 82.) sondern
die offenbarung, in soferne dadurch ein lebendiges
erkentnis, und erfahrung dieser warheit, in den
herzen der jünger, entstanden war. So wurde
Christus, nebst dem Vater, ihnen offenbar, und
nicht der welt/ Joh. 14, 21. 22.

Nun halte man die gräfliche fölgerung darge-
gen. Weil die glaubige, von einer geoffenbar-
ten warheit, eine lebendige erkentnis und empfin-
dung haben: so folget daraus, daß eine solche
göttliche warheit, keinem andern dürfe bekant ge-
macht werden, als der schon an Christum glau-
bet. Was wolte aus der H. schrift werden,
wann dieses gelten solte? so könte ich mit eben
dem recht schliesen: weil das wort von der buse,
und vom glauben, nur bei denjenigen, mit eige-
ner erfahrung verstanden wird, welche würklich
bekehret sind, und an Christum glauben, so soll
man sich hüten, daß ja keinen andern, als den
bekehrten und glaubigen, die texte von der buse
und glauben, bekant werden mögen. Und weil
die herrnhuter allein, zwar nicht busfertige, dann
sie wissen von keiner buse,) aber doch glaubige
brüder seyn wollen, mit ausschliesung aller an-
dern: so würden sie auch, nach dieser grundleh-
re ihres abgotts, allein die bibel behalten, und
allerlei, was ihnen einfiele, aus derselben ma-
chen wollen, wie sie an dem exempel ihres mei-
sters, schon würklich sehen.

§. 87.

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
feinde des reichs Chriſti, (§. 75. 82.) ſondern
die offenbarung, in ſoferne dadurch ein lebendiges
erkentnis, und erfahrung dieſer warheit, in den
herzen der juͤnger, entſtanden war. So wurde
Chriſtus, nebſt dem Vater, ihnen offenbar, und
nicht der welt/ Joh. 14, 21. 22.

Nun halte man die graͤfliche foͤlgerung darge-
gen. Weil die glaubige, von einer geoffenbar-
ten warheit, eine lebendige erkentnis und empfin-
dung haben: ſo folget daraus, daß eine ſolche
goͤttliche warheit, keinem andern duͤrfe bekant ge-
macht werden, als der ſchon an Chriſtum glau-
bet. Was wolte aus der H. ſchrift werden,
wann dieſes gelten ſolte? ſo koͤnte ich mit eben
dem recht ſchlieſen: weil das wort von der buſe,
und vom glauben, nur bei denjenigen, mit eige-
ner erfahrung verſtanden wird, welche wuͤrklich
bekehret ſind, und an Chriſtum glauben, ſo ſoll
man ſich huͤten, daß ja keinen andern, als den
bekehrten und glaubigen, die texte von der buſe
und glauben, bekant werden moͤgen. Und weil
die herrnhuter allein, zwar nicht busfertige, dann
ſie wiſſen von keiner buſe,) aber doch glaubige
bruͤder ſeyn wollen, mit ausſchlieſung aller an-
dern: ſo wuͤrden ſie auch, nach dieſer grundleh-
re ihres abgotts, allein die bibel behalten, und
allerlei, was ihnen einfiele, aus derſelben ma-
chen wollen, wie ſie an dem exempel ihres mei-
ſters, ſchon wuͤrklich ſehen.

§. 87.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0152" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/>
feinde des reichs Chri&#x017F;ti, (§. 75. 82.) &#x017F;ondern<lb/>
die offenbarung, in &#x017F;oferne dadurch ein lebendiges<lb/>
erkentnis, und erfahrung die&#x017F;er warheit, in den<lb/>
herzen der ju&#x0364;nger, ent&#x017F;tanden war. So wurde<lb/>
Chri&#x017F;tus, neb&#x017F;t dem Vater, ihnen offenbar, und<lb/><hi rendition="#fr">nicht der welt/ Joh.</hi> 14, 21. 22.</p><lb/>
              <p>Nun halte man die gra&#x0364;fliche fo&#x0364;lgerung darge-<lb/>
gen. Weil die glaubige, von einer geoffenbar-<lb/>
ten warheit, eine lebendige erkentnis und empfin-<lb/>
dung haben: &#x017F;o folget daraus, daß eine &#x017F;olche<lb/>
go&#x0364;ttliche warheit, keinem andern du&#x0364;rfe bekant ge-<lb/>
macht werden, als der &#x017F;chon an Chri&#x017F;tum glau-<lb/>
bet. Was wolte aus der H. &#x017F;chrift werden,<lb/>
wann die&#x017F;es gelten &#x017F;olte? &#x017F;o ko&#x0364;nte ich mit eben<lb/>
dem recht &#x017F;chlie&#x017F;en: weil das wort von der bu&#x017F;e,<lb/>
und vom glauben, nur bei denjenigen, mit eige-<lb/>
ner erfahrung ver&#x017F;tanden wird, welche wu&#x0364;rklich<lb/>
bekehret &#x017F;ind, und an Chri&#x017F;tum glauben, &#x017F;o &#x017F;oll<lb/>
man &#x017F;ich hu&#x0364;ten, daß ja keinen andern, als den<lb/>
bekehrten und glaubigen, die texte von der bu&#x017F;e<lb/>
und glauben, bekant werden mo&#x0364;gen. Und weil<lb/>
die herrnhuter allein, zwar nicht busfertige, dann<lb/>
&#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en von keiner bu&#x017F;e,) aber doch glaubige<lb/>
bru&#x0364;der &#x017F;eyn wollen, mit aus&#x017F;chlie&#x017F;ung aller an-<lb/>
dern: &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie auch, nach die&#x017F;er grundleh-<lb/>
re ihres abgotts, allein die bibel behalten, und<lb/>
allerlei, was ihnen einfiele, aus der&#x017F;elben ma-<lb/>
chen wollen, wie &#x017F;ie an dem exempel ihres mei-<lb/>
&#x017F;ters, &#x017F;chon wu&#x0364;rklich &#x017F;ehen.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 87.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0152] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit feinde des reichs Chriſti, (§. 75. 82.) ſondern die offenbarung, in ſoferne dadurch ein lebendiges erkentnis, und erfahrung dieſer warheit, in den herzen der juͤnger, entſtanden war. So wurde Chriſtus, nebſt dem Vater, ihnen offenbar, und nicht der welt/ Joh. 14, 21. 22. Nun halte man die graͤfliche foͤlgerung darge- gen. Weil die glaubige, von einer geoffenbar- ten warheit, eine lebendige erkentnis und empfin- dung haben: ſo folget daraus, daß eine ſolche goͤttliche warheit, keinem andern duͤrfe bekant ge- macht werden, als der ſchon an Chriſtum glau- bet. Was wolte aus der H. ſchrift werden, wann dieſes gelten ſolte? ſo koͤnte ich mit eben dem recht ſchlieſen: weil das wort von der buſe, und vom glauben, nur bei denjenigen, mit eige- ner erfahrung verſtanden wird, welche wuͤrklich bekehret ſind, und an Chriſtum glauben, ſo ſoll man ſich huͤten, daß ja keinen andern, als den bekehrten und glaubigen, die texte von der buſe und glauben, bekant werden moͤgen. Und weil die herrnhuter allein, zwar nicht busfertige, dann ſie wiſſen von keiner buſe,) aber doch glaubige bruͤder ſeyn wollen, mit ausſchlieſung aller an- dern: ſo wuͤrden ſie auch, nach dieſer grundleh- re ihres abgotts, allein die bibel behalten, und allerlei, was ihnen einfiele, aus derſelben ma- chen wollen, wie ſie an dem exempel ihres mei- ſters, ſchon wuͤrklich ſehen. §. 87.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/152
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/152>, abgerufen am 30.04.2024.