Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

daß er bezeuget, die Pfarrer in den Religionen

hätten
der Brüder) so an sich hält/ sich mit
den Seelen genauer bekant zu machen/
den Seelen recht aufs Hertz zu gehen/
sich die Mühe um sie zu geben/ die man
sich noch in den Religionen um sie giebt.
Dann das gestehe ich frei/ daß ich für
meine Person mir lange nicht soviel Spe-
cial-Mühe um Seelen gebe/ als sich
mancher Pfarrer in den Religionen gibt.

Und das ist kein Wunder. Es erfodert in
der That mehr Eifer, die Seelen in den
Himmel, als in den Herrnhaag zu brin-
gen. Und jenes ist die Absicht der Pfar-
rer, welche wissen, daß der verflucht ist/
der sein Amt läßig thut.
Aber der Herr
Graf hat ein anderes Jnteresse dabei; er
will es bei den Religionsleuten nicht gerne
durch ein unverschämtes Zudringen aufein-
mal verschütten: damit sie den Respect vor
den Brüdern, oder des Heilands Leuten/
nicht gar beiseite setzen. So fähret er fort:
Man will das bisgen Vertrauen zu des
Heilands seinem Volk/
(Leute in Religio-
nen sind das nicht) das sie haben/ nicht
auslöschen/ damit sie in demselben Re-
spect/ in derselben Jdee
(wie Dippel und
Rock) erhalten werden: Und was ist das
vor
L 2

daß er bezeuget, die Pfarrer in den Religionen

haͤtten
der Bruͤder) ſo an ſich haͤlt/ ſich mit
den Seelen genauer bekant zu machen/
den Seelen recht aufs Hertz zu gehen/
ſich die Muͤhe um ſie zu geben/ die man
ſich noch in den Religionen um ſie giebt.
Dann das geſtehe ich frei/ daß ich fuͤr
meine Perſon mir lange nicht ſoviel Spe-
cial-Muͤhe um Seelen gebe/ als ſich
mancher Pfarrer in den Religionen gibt.

Und das iſt kein Wunder. Es erfodert in
der That mehr Eifer, die Seelen in den
Himmel, als in den Herrnhaag zu brin-
gen. Und jenes iſt die Abſicht der Pfar-
rer, welche wiſſen, daß der verflucht iſt/
der ſein Amt laͤßig thut.
Aber der Herr
Graf hat ein anderes Jntereſſe dabei; er
will es bei den Religionsleuten nicht gerne
durch ein unverſchaͤmtes Zudringen aufein-
mal verſchuͤtten: damit ſie den Reſpect vor
den Bruͤdern, oder des Heilands Leuten/
nicht gar beiſeite ſetzen. So faͤhret er fort:
Man will das bisgen Vertrauen zu des
Heilands ſeinem Volk/
(Leute in Religio-
nen ſind das nicht) das ſie haben/ nicht
ausloͤſchen/ damit ſie in demſelben Re-
ſpect/ in derſelben Jdee
(wie Dippel und
Rock) erhalten werden: Und was iſt das
vor
L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0163" n="163"/>
daß er bezeuget, die Pfarrer in den Religionen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;tten</fw><lb/><note next="#seg2pn_34_3" xml:id="seg2pn_34_2" prev="#seg2pn_34_1" place="foot" n="(*)">der Bru&#x0364;der) <hi rendition="#fr">&#x017F;o an &#x017F;ich ha&#x0364;lt/ &#x017F;ich mit<lb/>
den Seelen genauer bekant zu machen/<lb/>
den Seelen recht aufs Hertz zu gehen/<lb/>
&#x017F;ich die Mu&#x0364;he um &#x017F;ie zu geben/ die man<lb/>
&#x017F;ich noch in den Religionen um &#x017F;ie giebt.<lb/>
Dann das ge&#x017F;tehe ich frei/ daß ich fu&#x0364;r<lb/>
meine Per&#x017F;on mir lange nicht &#x017F;oviel Spe-<lb/>
cial-Mu&#x0364;he um Seelen gebe/ als &#x017F;ich<lb/>
mancher Pfarrer in den Religionen gibt.</hi><lb/>
Und das i&#x017F;t kein Wunder. Es erfodert in<lb/>
der That mehr Eifer, die Seelen in den<lb/>
Himmel, als in den Herrnhaag zu brin-<lb/>
gen. Und jenes i&#x017F;t die Ab&#x017F;icht der Pfar-<lb/>
rer, welche wi&#x017F;&#x017F;en, daß <hi rendition="#fr">der verflucht i&#x017F;t/<lb/>
der &#x017F;ein Amt la&#x0364;ßig thut.</hi> Aber der Herr<lb/>
Graf hat ein anderes Jntere&#x017F;&#x017F;e dabei; er<lb/>
will es bei den Religionsleuten nicht gerne<lb/>
durch ein unver&#x017F;cha&#x0364;mtes Zudringen aufein-<lb/>
mal ver&#x017F;chu&#x0364;tten: damit &#x017F;ie den <hi rendition="#fr">Re&#x017F;pect</hi> vor<lb/>
den Bru&#x0364;dern, oder <hi rendition="#fr">des Heilands Leuten/</hi><lb/>
nicht gar bei&#x017F;eite &#x017F;etzen. So fa&#x0364;hret er fort:<lb/><hi rendition="#fr">Man will das bisgen Vertrauen zu des<lb/>
Heilands &#x017F;einem Volk/</hi> (Leute in Religio-<lb/>
nen &#x017F;ind das nicht) <hi rendition="#fr">das &#x017F;ie haben/ nicht<lb/>
auslo&#x0364;&#x017F;chen/ damit &#x017F;ie in dem&#x017F;elben Re-<lb/>
&#x017F;pect/ in der&#x017F;elben Jdee</hi> (wie Dippel und<lb/>
Rock) <hi rendition="#fr">erhalten werden:</hi> Und was i&#x017F;t das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><fw place="bottom" type="catch">vor</fw></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0163] daß er bezeuget, die Pfarrer in den Religionen haͤtten (*) (*) der Bruͤder) ſo an ſich haͤlt/ ſich mit den Seelen genauer bekant zu machen/ den Seelen recht aufs Hertz zu gehen/ ſich die Muͤhe um ſie zu geben/ die man ſich noch in den Religionen um ſie giebt. Dann das geſtehe ich frei/ daß ich fuͤr meine Perſon mir lange nicht ſoviel Spe- cial-Muͤhe um Seelen gebe/ als ſich mancher Pfarrer in den Religionen gibt. Und das iſt kein Wunder. Es erfodert in der That mehr Eifer, die Seelen in den Himmel, als in den Herrnhaag zu brin- gen. Und jenes iſt die Abſicht der Pfar- rer, welche wiſſen, daß der verflucht iſt/ der ſein Amt laͤßig thut. Aber der Herr Graf hat ein anderes Jntereſſe dabei; er will es bei den Religionsleuten nicht gerne durch ein unverſchaͤmtes Zudringen aufein- mal verſchuͤtten: damit ſie den Reſpect vor den Bruͤdern, oder des Heilands Leuten/ nicht gar beiſeite ſetzen. So faͤhret er fort: Man will das bisgen Vertrauen zu des Heilands ſeinem Volk/ (Leute in Religio- nen ſind das nicht) das ſie haben/ nicht ausloͤſchen/ damit ſie in demſelben Re- ſpect/ in derſelben Jdee (wie Dippel und Rock) erhalten werden: Und was iſt das vor L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/163
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/163>, abgerufen am 03.05.2024.