Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite
Von des Ordinarii Schriften.
die Zinzendorfischen Schriften,
sonderlich aber auf die Gemeinre-
den, von A. 1741 bis 1747, zu sehen.
§ 13.

Viele machen sich von der Sache einen un-
richtigen Begriff. Wie sie meynen, daß
sie selbs thun und lehren möchten, wann sie
an des Ordinarii Stelle wären, so bilden sie
sich desselben Werke und Lehren ein. Was
ihnen nicht leidelich noch von sich selbsten ver-
muthlich ist, dagegen überhören sie die bündigste
Zeugnisse. Aber niemand soll nach seiner eige-
nen freyen Muthmassung andere im Guten und
Bösen bey sich abbilden: vielmehr kan und soll
man sorgfältig erlernen, was ein neuer Leh-
rer selbs sagt und singt und schreibt. Wann
einer sich auch nur auf besondere münd- oder
schriftliche Erklärungen des Ordinarii oder
seiner Anhänger aus vergnügter Einbildung
einer geheimen erhaltenen Nachricht verlassen,
und nicht vielmehr für nöthig erachten wolte
sich der Sache aus seinen öffentlichen Schrif-
ten zu erkundigen, so würde er nicht auf den
Grund kommen. Es betrifft hier keine Stats-
sachen, wobey man geschriebene frische Berich-
te hat, und sich nach gedruckten Zeitungen nicht
umsiehet: sondern es betrifft den Weg GOt-
tes, da man eine wahre oder falsche Lehre auf
einer andern Spur aufsuchen muß.


§ 14.
Von des Ordinarii Schriften.
die Zinzendorfiſchen Schriften,
ſonderlich aber auf die Gemeinre-
den, von A. 1741 bis 1747, zu ſehen.
§ 13.

Viele machen ſich von der Sache einen un-
richtigen Begriff. Wie ſie meynen, daß
ſie ſelbs thun und lehren moͤchten, wann ſie
an des Ordinarii Stelle waͤren, ſo bilden ſie
ſich deſſelben Werke und Lehren ein. Was
ihnen nicht leidelich noch von ſich ſelbſten ver-
muthlich iſt, dagegen uͤberhoͤren ſie die buͤndigſte
Zeugniſſe. Aber niemand ſoll nach ſeiner eige-
nen freyen Muthmaſſung andere im Guten und
Boͤſen bey ſich abbilden: vielmehr kan und ſoll
man ſorgfaͤltig erlernen, was ein neuer Leh-
rer ſelbs ſagt und ſingt und ſchreibt. Wann
einer ſich auch nur auf beſondere muͤnd- oder
ſchriftliche Erklaͤrungen des Ordinarii oder
ſeiner Anhaͤnger aus vergnuͤgter Einbildung
einer geheimen erhaltenen Nachricht verlaſſen,
und nicht vielmehr fuͤr noͤthig erachten wolte
ſich der Sache aus ſeinen oͤffentlichen Schrif-
ten zu erkundigen, ſo wuͤrde er nicht auf den
Grund kommen. Es betrifft hier keine Stats-
ſachen, wobey man geſchriebene friſche Berich-
te hat, und ſich nach gedruckten Zeitungen nicht
umſiehet: ſondern es betrifft den Weg GOt-
tes, da man eine wahre oder falſche Lehre auf
einer andern Spur aufſuchen muß.


§ 14.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <head>
                <pb facs="#f0031" n="11"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Von des</hi> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Ordinarii</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Schriften.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">die Zinzendorfi&#x017F;chen Schriften,<lb/>
&#x017F;onderlich aber auf die Gemeinre-<lb/>
den, von A. 1741 bis 1747, zu &#x017F;ehen.</hi> </head><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 13.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#in">V</hi>iele machen &#x017F;ich von der Sache einen un-<lb/>
richtigen Begriff. Wie &#x017F;ie meynen, daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;elbs thun und lehren mo&#x0364;chten, wann &#x017F;ie<lb/>
an des <hi rendition="#aq">Ordinarii</hi> Stelle wa&#x0364;ren, &#x017F;o bilden &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;elben Werke und Lehren ein. Was<lb/>
ihnen nicht leidelich noch von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten ver-<lb/>
muthlich i&#x017F;t, dagegen u&#x0364;berho&#x0364;ren &#x017F;ie die bu&#x0364;ndig&#x017F;te<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;e. Aber niemand &#x017F;oll nach &#x017F;einer eige-<lb/>
nen freyen Muthma&#x017F;&#x017F;ung andere im Guten und<lb/>
Bo&#x0364;&#x017F;en bey &#x017F;ich abbilden: vielmehr kan und &#x017F;oll<lb/>
man &#x017F;orgfa&#x0364;ltig erlernen, was ein neuer Leh-<lb/>
rer &#x017F;elbs &#x017F;agt und &#x017F;ingt und &#x017F;chreibt. Wann<lb/>
einer &#x017F;ich auch nur auf be&#x017F;ondere mu&#x0364;nd- oder<lb/>
&#x017F;chriftliche Erkla&#x0364;rungen des <hi rendition="#aq">Ordinarii</hi> oder<lb/>
&#x017F;einer Anha&#x0364;nger aus vergnu&#x0364;gter Einbildung<lb/>
einer geheimen erhaltenen Nachricht verla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und nicht vielmehr fu&#x0364;r no&#x0364;thig erachten wolte<lb/>
&#x017F;ich der Sache aus &#x017F;einen o&#x0364;ffentlichen Schrif-<lb/>
ten zu erkundigen, &#x017F;o wu&#x0364;rde er nicht auf den<lb/>
Grund kommen. Es betrifft hier keine Stats-<lb/>
&#x017F;achen, wobey man ge&#x017F;chriebene fri&#x017F;che Berich-<lb/>
te hat, und &#x017F;ich nach gedruckten Zeitungen nicht<lb/>
um&#x017F;iehet: &#x017F;ondern es betrifft den Weg GOt-<lb/>
tes, da man eine wahre oder fal&#x017F;che Lehre auf<lb/>
einer andern Spur  <choice><sic>auffuchen</sic><corr>auf&#x017F;uchen</corr></choice> muß.</p>
              </div><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§ 14.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0031] Von des Ordinarii Schriften. die Zinzendorfiſchen Schriften, ſonderlich aber auf die Gemeinre- den, von A. 1741 bis 1747, zu ſehen. § 13. Viele machen ſich von der Sache einen un- richtigen Begriff. Wie ſie meynen, daß ſie ſelbs thun und lehren moͤchten, wann ſie an des Ordinarii Stelle waͤren, ſo bilden ſie ſich deſſelben Werke und Lehren ein. Was ihnen nicht leidelich noch von ſich ſelbſten ver- muthlich iſt, dagegen uͤberhoͤren ſie die buͤndigſte Zeugniſſe. Aber niemand ſoll nach ſeiner eige- nen freyen Muthmaſſung andere im Guten und Boͤſen bey ſich abbilden: vielmehr kan und ſoll man ſorgfaͤltig erlernen, was ein neuer Leh- rer ſelbs ſagt und ſingt und ſchreibt. Wann einer ſich auch nur auf beſondere muͤnd- oder ſchriftliche Erklaͤrungen des Ordinarii oder ſeiner Anhaͤnger aus vergnuͤgter Einbildung einer geheimen erhaltenen Nachricht verlaſſen, und nicht vielmehr fuͤr noͤthig erachten wolte ſich der Sache aus ſeinen oͤffentlichen Schrif- ten zu erkundigen, ſo wuͤrde er nicht auf den Grund kommen. Es betrifft hier keine Stats- ſachen, wobey man geſchriebene friſche Berich- te hat, und ſich nach gedruckten Zeitungen nicht umſiehet: ſondern es betrifft den Weg GOt- tes, da man eine wahre oder falſche Lehre auf einer andern Spur aufſuchen muß. § 14.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/31
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/31>, abgerufen am 29.03.2024.