Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. Cap. III. Satz 33.
und sie werden darum gelobet. 1 Petr. 1, 11.
Bisweilen setzet mir eine Reue ziemlich nahe zu,
daß ich unter der prophetischen Wahrheit und
ihrem ungezweifelten Beweise etwa eine meiner
Muthmassungen, auch mit allen ersinnlichen
und einem billigen Leser fast überlästigen Limi-
tation
en offenherzig mitgetheilet und nicht für
mich behalten habe; nicht als ob mir dieselbe
Methode jezt misfiele, sondern weil ich auf ei-
ne nicht zu vermuthen gestandene Weise erfah-
ren müssen, wie man nicht ablasse, auch ei-
nem, der solche Gedanken nur in conditionir-
te Nebenfragen einkleidet, ein haüffiges cate-
gorisches Fehlschlagen aufzubürden. Ermeldte
Methode treibe ich für mich immer fort: und
daher könnte ich die Eintheilung der Zeit und
Zeiten und Zeithälfte,
Off. 12, 14. wovon ich
in Gnomone N. T. p. 1183 gehandelt habe,
noch vergnüglicher, als indessen geschehen, er-
laütern: aber hieher schickt sichs nicht. Wer
nun diejenige, die auf das prophetische Wort,
auch der Zeiten halben, ohne Abbruch anderer
Obliegenheiten merken, und ihre Muth-
massungen gelegenheitlich mit aller mögli-
chen Bescheidenheit vortragen, mit Schan-
de
bedecken, und sie um ihre Reputation
bringen hilft, der schmähet alle Glaubigen
des alten Testaments, so viel ihrer nachein-
ander auf den Messiam, zwar in wahrem
Glauben überhaupt, aber bisweilen zu bald,
gewartet haben, und wird es nicht hindern,
daß jene Aufmerksamkeit endlich ihr Lob von

Dem,

Theil I. Cap. III. Satz 33.
und ſie werden darum gelobet. 1 Petr. 1, 11.
Bisweilen ſetzet mir eine Reue ziemlich nahe zu,
daß ich unter der prophetiſchen Wahrheit und
ihrem ungezweifelten Beweiſe etwa eine meiner
Muthmaſſungen, auch mit allen erſinnlichen
und einem billigen Leſer faſt uͤberlaͤſtigen Limi-
tation
en offenherzig mitgetheilet und nicht fuͤr
mich behalten habe; nicht als ob mir dieſelbe
Methode jezt misfiele, ſondern weil ich auf ei-
ne nicht zu vermuthen geſtandene Weiſe erfah-
ren muͤſſen, wie man nicht ablaſſe, auch ei-
nem, der ſolche Gedanken nur in conditionir-
te Nebenfragen einkleidet, ein hauͤffiges cate-
goriſches Fehlſchlagen aufzubuͤrden. Ermeldte
Methode treibe ich fuͤr mich immer fort: und
daher koͤnnte ich die Eintheilung der Zeit und
Zeiten und Zeithaͤlfte,
Off. 12, 14. wovon ich
in Gnomone N. T. p. 1183 gehandelt habe,
noch vergnuͤglicher, als indeſſen geſchehen, er-
lauͤtern: aber hieher ſchickt ſichs nicht. Wer
nun diejenige, die auf das prophetiſche Wort,
auch der Zeiten halben, ohne Abbruch anderer
Obliegenheiten merken, und ihre Muth-
maſſungen gelegenheitlich mit aller moͤgli-
chen Beſcheidenheit vortragen, mit Schan-
de
bedecken, und ſie um ihre Reputation
bringen hilft, der ſchmaͤhet alle Glaubigen
des alten Teſtaments, ſo viel ihrer nachein-
ander auf den Meſſiam, zwar in wahrem
Glauben uͤberhaupt, aber bisweilen zu bald,
gewartet haben, und wird es nicht hindern,
daß jene Aufmerkſamkeit endlich ihr Lob von

Dem,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0282" n="262"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#fr">Satz</hi> 33.</fw><lb/>
und &#x017F;ie werden darum gelobet. 1 Petr. 1, 11.<lb/>
Bisweilen &#x017F;etzet mir eine Reue ziemlich nahe zu,<lb/>
daß ich unter der propheti&#x017F;chen Wahrheit und<lb/>
ihrem ungezweifelten Bewei&#x017F;e etwa eine meiner<lb/>
Muthma&#x017F;&#x017F;ungen, auch mit allen er&#x017F;innlichen<lb/>
und einem billigen Le&#x017F;er fa&#x017F;t u&#x0364;berla&#x0364;&#x017F;tigen <hi rendition="#aq">Limi-<lb/>
tation</hi>en offenherzig mitgetheilet und nicht fu&#x0364;r<lb/>
mich behalten habe; nicht als ob mir die&#x017F;elbe<lb/>
Methode jezt misfiele, &#x017F;ondern weil ich auf ei-<lb/>
ne nicht zu vermuthen ge&#x017F;tandene Wei&#x017F;e erfah-<lb/>
ren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wie man nicht abla&#x017F;&#x017F;e, auch ei-<lb/>
nem, der &#x017F;olche Gedanken nur in <hi rendition="#aq">condition</hi>ir-<lb/>
te Nebenfragen einkleidet, ein hau&#x0364;ffiges cate-<lb/>
gori&#x017F;ches Fehl&#x017F;chlagen aufzubu&#x0364;rden. Ermeldte<lb/>
Methode treibe ich fu&#x0364;r mich immer fort: und<lb/>
daher ko&#x0364;nnte ich die Eintheilung der <hi rendition="#fr">Zeit und<lb/>
Zeiten und Zeitha&#x0364;lfte,</hi> Off. 12, 14. wovon ich<lb/><hi rendition="#aq">in Gnomone N. T. p.</hi> 1183 gehandelt habe,<lb/>
noch vergnu&#x0364;glicher, als inde&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chehen, er-<lb/>
lau&#x0364;tern: aber hieher &#x017F;chickt &#x017F;ichs nicht. Wer<lb/>
nun diejenige, die auf das propheti&#x017F;che Wort,<lb/>
auch der Zeiten halben, ohne Abbruch anderer<lb/>
Obliegenheiten merken, und ihre Muth-<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;ungen gelegenheitlich mit aller mo&#x0364;gli-<lb/>
chen Be&#x017F;cheidenheit vortragen, mit <hi rendition="#fr">Schan-<lb/>
de</hi> bedecken, und &#x017F;ie um ihre <hi rendition="#fr">Reputation</hi><lb/>
bringen hilft, der &#x017F;chma&#x0364;het alle Glaubigen<lb/>
des alten Te&#x017F;taments, &#x017F;o viel ihrer nachein-<lb/>
ander auf den Me&#x017F;&#x017F;iam, zwar in wahrem<lb/>
Glauben u&#x0364;berhaupt, aber bisweilen zu bald,<lb/>
gewartet haben, und wird es nicht hindern,<lb/>
daß jene Aufmerk&#x017F;amkeit endlich ihr Lob von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dem,</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0282] Theil I. Cap. III. Satz 33. und ſie werden darum gelobet. 1 Petr. 1, 11. Bisweilen ſetzet mir eine Reue ziemlich nahe zu, daß ich unter der prophetiſchen Wahrheit und ihrem ungezweifelten Beweiſe etwa eine meiner Muthmaſſungen, auch mit allen erſinnlichen und einem billigen Leſer faſt uͤberlaͤſtigen Limi- tationen offenherzig mitgetheilet und nicht fuͤr mich behalten habe; nicht als ob mir dieſelbe Methode jezt misfiele, ſondern weil ich auf ei- ne nicht zu vermuthen geſtandene Weiſe erfah- ren muͤſſen, wie man nicht ablaſſe, auch ei- nem, der ſolche Gedanken nur in conditionir- te Nebenfragen einkleidet, ein hauͤffiges cate- goriſches Fehlſchlagen aufzubuͤrden. Ermeldte Methode treibe ich fuͤr mich immer fort: und daher koͤnnte ich die Eintheilung der Zeit und Zeiten und Zeithaͤlfte, Off. 12, 14. wovon ich in Gnomone N. T. p. 1183 gehandelt habe, noch vergnuͤglicher, als indeſſen geſchehen, er- lauͤtern: aber hieher ſchickt ſichs nicht. Wer nun diejenige, die auf das prophetiſche Wort, auch der Zeiten halben, ohne Abbruch anderer Obliegenheiten merken, und ihre Muth- maſſungen gelegenheitlich mit aller moͤgli- chen Beſcheidenheit vortragen, mit Schan- de bedecken, und ſie um ihre Reputation bringen hilft, der ſchmaͤhet alle Glaubigen des alten Teſtaments, ſo viel ihrer nachein- ander auf den Meſſiam, zwar in wahrem Glauben uͤberhaupt, aber bisweilen zu bald, gewartet haben, und wird es nicht hindern, daß jene Aufmerkſamkeit endlich ihr Lob von Dem,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/282
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/282>, abgerufen am 25.11.2024.