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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

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Mar. Predig.
werdet darüber nicht examinirt werden, ich werde "
euch bey meiner Zukunft nicht fragen, ob ihr die pe-
riodos
habt ausgemessen, ob ihr das Jahr ausgefun-
den habt, wenn ich komme. Lasst ihrs nur gut seyn;
alle die Sachen haben schon ihren abgemessenen Plan,
und das ist im Rath der Wächter schon ausgemacht,
da ist eine Sanctio pragmatica beschlossen, die weder
geschrieben noch gedrukt wird, die niemand erfährt,
als der Rath der Wächter. EHIEH; Fiet, fiat, fit.

Aber wißt ihr, meine Brüder! was ihr zu thun
krigt? (das ist der Andre Theil) Ihr werdet ei-
ne Vollmacht krigen vom heiligen Geiste,

potestatem; euch wird aufgetragen werden von
der theuren und lieben Kirchen-Mutter: Ge-
het hin, es hat da eine Seele, dort ist eine
Seele.
Und die Seele wird nicht nur bey euch in der
Nachbarschaft seyn, sondern es kan seyn, daß ihr nach
der einen Seele müst lauffen bis ans Ende der Erden. "
u. s. w.

Gegen diesen bunten Discours wäre vieles
zu erinnern, wir wollen uns aber an folgen-
dem begnügen.

§ 209.

Der Prediger bemühet sich, seinem phila-
delphischen Periodo, dem Kirchlein in der lez-
ten Zeit, es koste was es wolle, eine ganz un-
vergleichliche Fürtrefflichkeit zu wege zu brin-
gen, (wie auch Hr. Weiß in seinem Brief an
mich thät,) so daß nichts als die Zukunft des
HErrn noch abgehe. Daher muß alles, was
ihm begegnet, sich zur Erde legen, und eine
Gasse abgeben, da er überhin lauffe. Er ver-
ringert auch sonsten, vornemlich aber in dieser
Predig, das Gute der vorigen Zeiten, son-

derlich

Mar. Predig.
werdet daruͤber nicht examinirt werden, ich werde ”
euch bey meiner Zukunft nicht fragen, ob ihr die pe-
riodos
habt auſgemeſſen, ob ihr das Jahr auſgefun-
den habt, wenn ich komme. Laſſt ihrs nur gut ſeyn;
alle die Sachen haben ſchon ihren abgemeſſenen Plan,
und das iſt im Rath der Waͤchter ſchon auſgemacht,
da iſt eine Sanctio pragmatica beſchloſſen, die weder
geſchrieben noch gedrukt wird, die niemand erfaͤhrt,
als der Rath der Waͤchter. EHIEH; Fiet, fiat, fit.

Aber wißt ihr, meine Bruͤder! was ihr zu thun
krigt? (das iſt der Andre Theil) Ihr werdet ei-
ne Vollmacht krigen vom heiligen Geiſte,

poteſtatem; euch wird aufgetragen werden von
der theuren und lieben Kirchen-Mutter: Ge-
het hin, es hat da eine Seele, dort iſt eine
Seele.
Und die Seele wird nicht nur bey euch in der
Nachbarſchaft ſeyn, ſondern es kan ſeyn, daß ihr nach
der einen Seele muͤſt lauffen bis ans Ende der Erden. ”
u. ſ. w.

Gegen dieſen bunten Diſcours waͤre vieles
zu erinnern, wir wollen uns aber an folgen-
dem begnuͤgen.

§ 209.

Der Prediger bemuͤhet ſich, ſeinem phila-
delphiſchen Periodo, dem Kirchlein in der lez-
ten Zeit, es koſte was es wolle, eine ganz un-
vergleichliche Fuͤrtrefflichkeit zu wege zu brin-
gen, (wie auch Hr. Weiß in ſeinem Brief an
mich thaͤt,) ſo daß nichts als die Zukunft des
HErrn noch abgehe. Daher muß alles, was
ihm begegnet, ſich zur Erde legen, und eine
Gaſſe abgeben, da er uͤberhin lauffe. Er ver-
ringert auch ſonſten, vornemlich aber in dieſer
Predig, das Gute der vorigen Zeiten, ſon-

derlich
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[255/0275] Mar. Predig. werdet daruͤber nicht examinirt werden, ich werde ” euch bey meiner Zukunft nicht fragen, ob ihr die pe- riodos habt auſgemeſſen, ob ihr das Jahr auſgefun- den habt, wenn ich komme. Laſſt ihrs nur gut ſeyn; alle die Sachen haben ſchon ihren abgemeſſenen Plan, und das iſt im Rath der Waͤchter ſchon auſgemacht, da iſt eine Sanctio pragmatica beſchloſſen, die weder geſchrieben noch gedrukt wird, die niemand erfaͤhrt, als der Rath der Waͤchter. EHIEH; Fiet, fiat, fit. Aber wißt ihr, meine Bruͤder! was ihr zu thun krigt? (das iſt der Andre Theil) Ihr werdet ei- ne Vollmacht krigen vom heiligen Geiſte, poteſtatem; euch wird aufgetragen werden von der theuren und lieben Kirchen-Mutter: Ge- het hin, es hat da eine Seele, dort iſt eine Seele. Und die Seele wird nicht nur bey euch in der Nachbarſchaft ſeyn, ſondern es kan ſeyn, daß ihr nach der einen Seele muͤſt lauffen bis ans Ende der Erden. ” u. ſ. w. Gegen dieſen bunten Diſcours waͤre vieles zu erinnern, wir wollen uns aber an folgen- dem begnuͤgen. § 209. Der Prediger bemuͤhet ſich, ſeinem phila- delphiſchen Periodo, dem Kirchlein in der lez- ten Zeit, es koſte was es wolle, eine ganz un- vergleichliche Fuͤrtrefflichkeit zu wege zu brin- gen, (wie auch Hr. Weiß in ſeinem Brief an mich thaͤt,) ſo daß nichts als die Zukunft des HErrn noch abgehe. Daher muß alles, was ihm begegnet, ſich zur Erde legen, und eine Gaſſe abgeben, da er uͤberhin lauffe. Er ver- ringert auch ſonſten, vornemlich aber in dieſer Predig, das Gute der vorigen Zeiten, ſon- derlich

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Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/275>, abgerufen am 25.11.2024.