Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Von Philadelphia u. s. w. nicht auf den Hn. Grafen und seine Emissa-rios beziehe, bin ich versichert, weil GOtt nicht ansiehet die weltliche dignität, und hier von solchen Jägern die Rede ist, wel- che die Menschen in das Netz ihres GOt- tes bringen, und nicht mit Menschensatzun- gen bestricken, in welche die Absichten des Hn. Grafen hineinführen. Ich will auch nicht fragen, wie viel Aehnlichkeit mit jenem Vorlaüffer Christi der Cantor Johanan in der Wüsten laut der Zuschrift des XI Lieder-An- hangs suche. Viel bedenklicher ist, was in der Predig am 18 Julii 1745 s. 12 steht: Wenn wir unserm Manne so nahe sind, wenn wir Ihm unser ganzes Herz sagen können - - das ist eine grosse und unaussprechliche Se- ligkeit: aber eine Gemein-Seligkeit, eine Seligkeit die uns a part gehört, zu der wir geschaffen sind, zu der diese unsere Zeiten absonderlich proedestinirt und qualificirt sind. Alle Seher haben auf uns geweissaget, alle Propheten haben auf diese gegenwär- tige Gnade gedeutet, die uns wiederfähret, darinn wir stehen, wie die Apostel sich aus- gedruckt, und darinn wir als sündige Her- zen, als arme Creatürlein aus Gnaden- Wahl leben. Insonderheit wird hieher die Stelle gedeutet, da dem Engel der Gemeine zu Philadelphia der Heilige der Wahrhaftige saget und schreiben lässet: Ich weiß deine Werke. Sihe, ich habe vor dir gegeben eine O 5
Von Philadelphia u. ſ. w. nicht auf den Hn. Grafen und ſeine Emiſſa-rios beziehe, bin ich verſichert, weil GOtt nicht anſiehet die weltliche dignität, und hier von ſolchen Jaͤgern die Rede iſt, wel- che die Menſchen in das Netz ihres GOt- tes bringen, und nicht mit Menſchenſatzun- gen beſtricken, in welche die Abſichten des Hn. Grafen hineinfuͤhren. Ich will auch nicht fragen, wie viel Aehnlichkeit mit jenem Vorlauͤffer Chriſti der Cantor Johanan in der Wuͤſten laut der Zuſchrift des XI Lieder-An- hangs ſuche. Viel bedenklicher iſt, was in der Predig am 18 Julii 1745 ſ. 12 ſteht: Wenn wir unſerm Manne ſo nahe ſind, wenn wir Ihm unſer ganzes Herz ſagen koͤnnen ‒ ‒ das iſt eine groſſe und unausſprechliche Se- ligkeit: aber eine Gemein-Seligkeit, eine Seligkeit die uns a part gehoͤrt, zu der wir geſchaffen ſind, zu der dieſe unſere Zeiten abſonderlich prœdeſtinirt und qualificirt ſind. Alle Seher haben auf uns geweiſſaget, alle Propheten haben auf dieſe gegenwaͤr- tige Gnade gedeutet, die uns wiederfaͤhret, darinn wir ſtehen, wie die Apoſtel ſich aus- gedruckt, und darinn wir als ſuͤndige Her- zen, als arme Creatuͤrlein aus Gnaden- Wahl leben. Inſonderheit wird hieher die Stelle gedeutet, da dem Engel der Gemeine zu Philadelphia der Heilige der Wahrhaftige ſaget und ſchreiben laͤſſet: Ich weiß deine Werke. Sihe, ich habe vor dir gegeben eine O 5
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Von Philadelphia u. ſ. w.
nicht auf den Hn. Grafen und ſeine Emiſſa-
rios beziehe, bin ich verſichert, weil GOtt
nicht anſiehet die weltliche dignität, und
hier von ſolchen Jaͤgern die Rede iſt, wel-
che die Menſchen in das Netz ihres GOt-
tes bringen, und nicht mit Menſchenſatzun-
gen beſtricken, in welche die Abſichten des
Hn. Grafen hineinfuͤhren. Ich will auch
nicht fragen, wie viel Aehnlichkeit mit jenem
Vorlauͤffer Chriſti der Cantor Johanan in der
Wuͤſten laut der Zuſchrift des XI Lieder-An-
hangs ſuche. Viel bedenklicher iſt, was in der
Predig am 18 Julii 1745 ſ. 12 ſteht: Wenn
wir unſerm Manne ſo nahe ſind, wenn
wir Ihm unſer ganzes Herz ſagen koͤnnen ‒ ‒
das iſt eine groſſe und unausſprechliche Se-
ligkeit: aber eine Gemein-Seligkeit, eine
Seligkeit die uns a part gehoͤrt, zu der wir
geſchaffen ſind, zu der dieſe unſere Zeiten
abſonderlich prœdeſtinirt und qualificirt ſind.
Alle Seher haben auf uns geweiſſaget,
alle Propheten haben auf dieſe gegenwaͤr-
tige Gnade gedeutet, die uns wiederfaͤhret,
darinn wir ſtehen, wie die Apoſtel ſich aus-
gedruckt, und darinn wir als ſuͤndige Her-
zen, als arme Creatuͤrlein aus Gnaden-
Wahl leben. Inſonderheit wird hieher die
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