curii nichts bessers angetragen. Denn in der Rede Pauli findet sich dasjenige nicht, was der Ordinarius zum allerersten Anfang erfor- dert: und hingegen trug Paulus eben dasje- nige vor, was der Ordinarius so heftig ver- wirft.
§ 116.
Der HErr JEsus wird die Retorsion in Gnaden gut heissen, die ich, seiner Ehre zu kei- nem Nachtheil, und seines Vaters Ehre zur Vertheidigung anlege. Wann man die Lei- dens-Lehre selbs vorträgt, so hören etliche sol- ches, wie alles andere, zum Glauben und im Glauben an, andere aber ohne Frucht. Soll man nun denen leztern, bey der Gefahr der Sünde wider den heiligen Geist, ihr Lebenlang nichts von dem himmlischen Vater und von dem heiligen Geist sagen? Was erkennet der Ordinarius für einen Unterscheid zwischen ei- nem Diener des Jupiters, und einem Men- schen, der JEsum ohne den Vater und ohne den heiligen Geist anbetet? Wie nun viele auch die Leidens-Lehre ohne Besserung an- hören, also kan hingegen die Gnade bey etli- chen durch dieses, bey andern durch andere Le- bens-Worte den ersten Zug zum Heil anbrin- gen. Eine jede göttliche Wahrheit kan dem Menschen einen heilsamen Eindruck zum guten Anfang geben, daß er aufhört ein blos natür- licher Mensch zu seyn. Wer solches nur dem Leidens-Puncten zutrauen kan, der solle zuse-
hen,
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Vom Blut und Wunden.
curii nichts beſſers angetragen. Denn in der Rede Pauli findet ſich dasjenige nicht, was der Ordinarius zum allererſten Anfang erfor- dert: und hingegen trug Paulus eben dasje- nige vor, was der Ordinarius ſo heftig ver- wirft.
§ 116.
Der HErr JEſus wird die Retorſion in Gnaden gut heiſſen, die ich, ſeiner Ehre zu kei- nem Nachtheil, und ſeines Vaters Ehre zur Vertheidigung anlege. Wann man die Lei- dens-Lehre ſelbs vortraͤgt, ſo hoͤren etliche ſol- ches, wie alles andere, zum Glauben und im Glauben an, andere aber ohne Frucht. Soll man nun denen leztern, bey der Gefahr der Suͤnde wider den heiligen Geiſt, ihr Lebenlang nichts von dem himmliſchen Vater und von dem heiligen Geiſt ſagen? Was erkennet der Ordinarius fuͤr einen Unterſcheid zwiſchen ei- nem Diener des Jupiters, und einem Men- ſchen, der JEſum ohne den Vater und ohne den heiligen Geiſt anbetet? Wie nun viele auch die Leidens-Lehre ohne Beſſerung an- hoͤren, alſo kan hingegen die Gnade bey etli- chen durch dieſes, bey andern durch andere Le- bens-Worte den erſten Zug zum Heil anbrin- gen. Eine jede goͤttliche Wahrheit kan dem Menſchen einen heilſamen Eindruck zum guten Anfang geben, daß er aufhoͤrt ein blos natuͤr- licher Menſch zu ſeyn. Wer ſolches nur dem Leidens-Puncten zutrauen kan, der ſolle zuſe-
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Vom Blut und Wunden.
curii nichts beſſers angetragen. Denn in der
Rede Pauli findet ſich dasjenige nicht, was
der Ordinarius zum allererſten Anfang erfor-
dert: und hingegen trug Paulus eben dasje-
nige vor, was der Ordinarius ſo heftig ver-
wirft.
§ 116.
Der HErr JEſus wird die Retorſion in
Gnaden gut heiſſen, die ich, ſeiner Ehre zu kei-
nem Nachtheil, und ſeines Vaters Ehre zur
Vertheidigung anlege. Wann man die Lei-
dens-Lehre ſelbs vortraͤgt, ſo hoͤren etliche ſol-
ches, wie alles andere, zum Glauben und im
Glauben an, andere aber ohne Frucht. Soll
man nun denen leztern, bey der Gefahr der
Suͤnde wider den heiligen Geiſt, ihr Lebenlang
nichts von dem himmliſchen Vater und von
dem heiligen Geiſt ſagen? Was erkennet der
Ordinarius fuͤr einen Unterſcheid zwiſchen ei-
nem Diener des Jupiters, und einem Men-
ſchen, der JEſum ohne den Vater und ohne
den heiligen Geiſt anbetet? Wie nun viele
auch die Leidens-Lehre ohne Beſſerung an-
hoͤren, alſo kan hingegen die Gnade bey etli-
chen durch dieſes, bey andern durch andere Le-
bens-Worte den erſten Zug zum Heil anbrin-
gen. Eine jede goͤttliche Wahrheit kan dem
Menſchen einen heilſamen Eindruck zum guten
Anfang geben, daß er aufhoͤrt ein blos natuͤr-
licher Menſch zu ſeyn. Wer ſolches nur dem
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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/137>, abgerufen am 16.07.2024.
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