Beier, Adrian: Kurtzer Bericht/ von Der Nützlichen und Fürtrefflichen Buch-Handlung/ und Deroselben Privilegien. Jena, 1690.Recht keine Hülff/ keine Sünde/ keine Strafe. Das natürliche Recht/ die Vernunfft weiset einen jeden an/ liegen zu lassen was nicht sein ist. Wird zwar ümb der Menschen Boßheit/ theils Thumheit/ durch die Obrigkeit/ mit angehängter Straff verbohten/ war aber vorhin schon nicht recht Stehlen. LXXI. Beym andern Fall/ und mit dem LXXII. Aber/ was etwan ein junger unacht- Hauf- G 3
Recht keine Huͤlff/ keine Suͤnde/ keine Strafe. Das natuͤrliche Recht/ die Vernunfft weiſet einen jeden an/ liegen zu laſſen was nicht ſein iſt. Wird zwar uͤmb der Menſchen Boßheit/ theils Thumheit/ durch die Obrigkeit/ mit angehaͤngter Straff verbohten/ war aber vorhin ſchon nicht recht Stehlen. LXXI. Beym andern Fall/ und mit dem LXXII. Aber/ was etwan ein junger unacht- Hauf- G 3
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Recht keine Huͤlff/ keine Suͤnde/ keine Strafe. Das
natuͤrliche Recht/ die Vernunfft weiſet einen jeden
an/ liegen zu laſſen was nicht ſein iſt. Wird zwar
uͤmb der Menſchen Boßheit/ theils Thumheit/ durch
die Obrigkeit/ mit angehaͤngter Straff verbohten/
war aber vorhin ſchon nicht recht Stehlen.
LXXI. Beym andern Fall/ und mit dem
Drucker kriegts ein Buchhaͤndler zu thun/ wenn
jenem ein Werck verdungen gewiſſe Anzahl Exem-
plarien zu lieffern/ Er aber uͤber den ordentlichen/
abgeredeten Zuſchuß/ noch mehr zu ſchießen wuͤrde/
welches nicht recht/ und wieder Gott und Gewiſſen ge-
handelt waͤre/ So ſeind auch die ſo genanten Geſellen
Exemplaria, (Welche ſie zur Ergoͤtzlichkeit/ ſich wollen
zugeeignet haben) dem Buchhaͤndler/ und muͤſten ihm
uf Begehren fuͤr billig Geld uͤberlaſſen werden. Und
iſt ihr Vorwand/ Es werde ja einem Hoitz- Spaͤller
nicht mißgoͤnnet/ daß er im Heimgehen eine Art-
Scheide/ einem Merrettich-Haͤcker ein paar Zieben
zum Hand-Lohn nicht verſaget oder mißgegoͤnnet!
gantz ungegruͤndet.
LXXII. Aber/ was etwan ein junger unacht-
ſamer Menſch geſchehen laͤſſet/ was ein guͤtiger Hauß-
Vater aus allerhand Reſpecten uͤberſiehet/ was ein
unvergnuͤgſamer/ zuweilen unverſchambter Tagloͤh-
ner an einem Orthe heimlich untergeſchlagen/ am an-
dern durch ſchmehlen und betteln durch einander her
zuſammen getrieben/ dar aus kan er kein Recht gegen
andre erzwingen/ Schweigt auch gar fein ſtill/ wenn
ein ſchlauer Studenten-Jung die hinter die Thuͤr ver-
ſteckte ſchoͤnſten Kloͤtzer hervorzeicht und wieder uf den
Hauf-
G 3
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