Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.von curieusen Hölen an und auf dem Hartz. Zuthun eines Thiers formiren könne/ da doch dieselbe wohl andereSachen bilde/ die mehr verwunderlich als Knochen wären/ und hin- dere daran nicht/ daß sie zu Zeiten in etlichen Stücken irre/ und die- selben nicht vollkömmlich fürstelle. Dieses sind nun die Ursachen/ warum einige darauf bestehen/ daß das gegrabene Einhorn von kei- nem Menschen oder Thiere sey/ und halten dieselbe gäntzlich davor/ daß daraus gnugsam erhelle/ wie übel solches von etlichen unter die Knochen gerechnet worden/ da es doch in der That und Wahrheit ein mineralisches Gewächs und solcher Stein wäre/ der nur offt- mahls eine eüserliche Gleichheit mit denen Knochen hätte/ dahero auch die heütigen Medici und Physici dasselbe unter die mineralia setzeten/ wie unter andern D. Daniel Sennertus in seiner Epitome Natural. Scient. libr. 5 cap. 4 pag. 422 und D. Schroederus in seiner Pharmacopaea medic. Chymic. libr. 3 cap. 8 p. 352 gethan hätten/ auch daß es darunter gehöre von D. Johann. Laurent. Bau- schio in seinem Schediasmate curioso de unicornu fossili mit vie- len Autoribus, rationibus und exemplis erwiesen sey; wie man denn ebenfals bey dem Plinio lib. 36 cap. 18 finde: daß derselbe schon zu seiner Zeit gewust habe/ daß Beine aus der Erde wüchsen/ und stei- nerne Knochen gefunden würden/ welches von nichts anders als von dem unicornu fossili auf gewisse Art zu verstehen sey/ ohnerachtet des Plinii Meinung dem Zacuto Lusitano libr. 1 Med princ. hi- stor. 24 auch dem Garciae ab Horto lib. 1 cap. 14 nicht in den Kopf gewolt/ und dieserwegen von beyden vor unglaublich gehalten wor- den/ sey es also mehr als zu gewiß/ daß das gegrabene Einhorn von keinem Menschen oder Thiere/ sondern von einem mineralischen Wesen herrühre/ sonderlich da auch dessen Materie und genesis oder Ankunfft solches bezeüge. Wegen gedachter Materie aber haben die Autores nicht einerley Gedancken/ indem einige mit dem Libavio part. 3 singular. libr. 8 cap. 17 davor halten: daß solche eine bitu- minosische Erde oder dergleichen Erd-Asche sey. Andere hingegen vermeinen/ daß man dieselbe vor nichts anders als einen verdorbenen und gleichsam verfaulten Agt- oder andern Stein erkennen könne und so weiter/ welche doch ingesamt weit vom Ziele schiessen/ und die- G 3
von curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. Zuthun eines Thiers formiren koͤnne/ da doch dieſelbe wohl andereSachen bilde/ die mehr verwunderlich als Knochen waͤren/ und hin- dere daran nicht/ daß ſie zu Zeiten in etlichen Stuͤcken irre/ und die- ſelben nicht vollkoͤmmlich fuͤrſtelle. Dieſes ſind nun die Urſachen/ warum einige darauf beſtehen/ daß das gegrabene Einhorn von kei- nem Menſchen oder Thiere ſey/ und halten dieſelbe gaͤntzlich davor/ daß daraus gnugſam erhelle/ wie uͤbel ſolches von etlichen unter die Knochen gerechnet worden/ da es doch in der That und Wahrheit ein mineraliſches Gewaͤchs und ſolcher Stein waͤre/ der nur offt- mahls eine euͤſerliche Gleichheit mit denen Knochen haͤtte/ dahero auch die heuͤtigen Medici und Phyſici daſſelbe unter die mineralia ſetzeten/ wie unter andern D. Daniel Sennertus in ſeiner Epitome Natural. Scient. libr. 5 cap. 4 pag. 422 und D. Schrœderus in ſeiner Pharmacopæâ medic. Chymic. libr. 3 cap. 8 p. 352 gethan haͤtten/ auch daß es darunter gehoͤre von D. Johann. Laurent. Bau- ſchio in ſeinem Schediasmate curioſo de unicornu foſſili mit vie- len Autoribus, rationibus und exemplis erwieſen ſey; wie man denn ebenfals bey dem Plinio lib. 36 cap. 18 finde: daß derſelbe ſchon zu ſeiner Zeit gewuſt habe/ daß Beine aus der Erde wuͤchſen/ und ſtei- nerne Knochen gefunden wuͤrden/ welches von nichts anders als von dem unicornu foſſili auf gewiſſe Art zu verſtehen ſey/ ohnerachtet des Plinii Meinung dem Zacuto Luſitano libr. 1 Med princ. hi- ſtor. 24 auch dem Garciæ ab Horto lib. 1 cap. 14 nicht in den Kopf gewolt/ und dieſerwegen von beyden vor unglaublich gehalten wor- den/ ſey es alſo mehr als zu gewiß/ daß das gegrabene Einhorn von keinem Menſchen oder Thiere/ ſondern von einem mineraliſchen Weſen herruͤhre/ ſonderlich da auch deſſen Materie und geneſis oder Ankunfft ſolches bezeuͤge. Wegen gedachter Materie aber haben die Autores nicht einerley Gedancken/ indem einige mit dem Libavio part. 3 ſingular. libr. 8 cap. 17 davor halten: daß ſolche eine bitu- minoſiſche Erde oder dergleichen Erd-Aſche ſey. Andere hingegen vermeinen/ daß man dieſelbe vor nichts anders als einen verdorbenen und gleichſam verfaulten Agt- oder andern Stein erkennen koͤnne und ſo weiter/ welche doch ingeſamt weit vom Ziele ſchieſſen/ und die- G 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0065" n="53"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von</hi><hi rendition="#aq">curieuſ</hi><hi rendition="#b">en Hoͤlen an und auf dem Hartz.</hi></fw><lb/> Zuthun eines Thiers <hi rendition="#aq">form</hi>iren koͤnne/ da doch dieſelbe wohl andere<lb/> Sachen bilde/ die mehr verwunderlich als Knochen waͤren/ und hin-<lb/> dere daran nicht/ daß ſie zu Zeiten in etlichen Stuͤcken irre/ und die-<lb/> ſelben nicht vollkoͤmmlich fuͤrſtelle. Dieſes ſind nun die Urſachen/<lb/> warum einige darauf beſtehen/ daß das gegrabene Einhorn von kei-<lb/> nem Menſchen oder Thiere ſey/ und halten dieſelbe gaͤntzlich davor/<lb/> daß daraus gnugſam erhelle/ wie uͤbel ſolches von etlichen unter die<lb/> Knochen gerechnet worden/ da es doch in der That und Wahrheit<lb/> ein <hi rendition="#aq">mineral</hi>iſches Gewaͤchs und ſolcher Stein waͤre/ der nur offt-<lb/> mahls eine euͤſerliche Gleichheit mit denen Knochen haͤtte/ dahero<lb/> auch die heuͤtigen <hi rendition="#aq">Medici</hi> und <hi rendition="#aq">Phyſici</hi> daſſelbe unter die <hi rendition="#aq">mineralia</hi><lb/> ſetzeten/ wie unter andern <hi rendition="#aq">D. Daniel Sennertus</hi> in ſeiner <hi rendition="#aq">Epitome<lb/> Natural. Scient. libr. 5 cap. 4 pag.</hi> 422 und <hi rendition="#aq">D. Schrœderus</hi> in<lb/> ſeiner <hi rendition="#aq">Pharmacopæâ medic. Chymic. libr. 3 cap. 8 p.</hi> 352 gethan<lb/> haͤtten/ auch daß es darunter gehoͤre von <hi rendition="#aq">D. Johann. Laurent. Bau-<lb/> ſchio</hi> in ſeinem <hi rendition="#aq">Schediasmate curioſo de unicornu foſſili</hi> mit vie-<lb/> len <hi rendition="#aq">Autoribus, rationibus</hi> und <hi rendition="#aq">exemplis</hi> erwieſen ſey; wie man denn<lb/> ebenfals bey dem <hi rendition="#aq">Plinio lib. 36 cap.</hi> 18 finde: daß derſelbe ſchon zu<lb/> ſeiner Zeit gewuſt habe/ daß Beine aus der Erde wuͤchſen/ und ſtei-<lb/> nerne Knochen gefunden wuͤrden/ welches von nichts anders als von<lb/> dem <hi rendition="#aq">unicornu foſſili</hi> auf gewiſſe Art zu verſtehen ſey/ ohnerachtet<lb/> des <hi rendition="#aq">Plinii</hi> Meinung dem <hi rendition="#aq">Zacuto Luſitano libr. 1 Med princ. hi-<lb/> ſtor.</hi> 24 auch dem <hi rendition="#aq">Garciæ ab Horto lib. 1 cap.</hi> 14 nicht in den Kopf<lb/> gewolt/ und dieſerwegen von beyden vor unglaublich gehalten wor-<lb/> den/ ſey es alſo mehr als zu gewiß/ daß das gegrabene Einhorn von<lb/> keinem Menſchen oder Thiere/ ſondern von einem <hi rendition="#aq">mineral</hi>iſchen<lb/> Weſen herruͤhre/ ſonderlich da auch deſſen <hi rendition="#aq">Materie</hi> und <hi rendition="#aq">geneſis</hi> oder<lb/> Ankunfft ſolches bezeuͤge. Wegen gedachter <hi rendition="#aq">Materi</hi>e aber haben<lb/> die <hi rendition="#aq">Autores</hi> nicht einerley Gedancken/ indem einige mit dem <hi rendition="#aq">Libavio<lb/> part. 3 ſingular. libr. 8 cap.</hi> 17 davor halten: daß ſolche eine <hi rendition="#aq">bitu-<lb/> min</hi>oſiſche Erde oder dergleichen Erd-Aſche ſey. Andere hingegen<lb/> vermeinen/ daß man dieſelbe vor nichts anders als einen verdorbenen<lb/> und gleichſam verfaulten Agt- oder andern Stein erkennen koͤnne<lb/> und ſo weiter/ welche doch ingeſamt weit vom Ziele ſchieſſen/ und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 3</fw><fw place="bottom" type="catch">die-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0065]
von curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
Zuthun eines Thiers formiren koͤnne/ da doch dieſelbe wohl andere
Sachen bilde/ die mehr verwunderlich als Knochen waͤren/ und hin-
dere daran nicht/ daß ſie zu Zeiten in etlichen Stuͤcken irre/ und die-
ſelben nicht vollkoͤmmlich fuͤrſtelle. Dieſes ſind nun die Urſachen/
warum einige darauf beſtehen/ daß das gegrabene Einhorn von kei-
nem Menſchen oder Thiere ſey/ und halten dieſelbe gaͤntzlich davor/
daß daraus gnugſam erhelle/ wie uͤbel ſolches von etlichen unter die
Knochen gerechnet worden/ da es doch in der That und Wahrheit
ein mineraliſches Gewaͤchs und ſolcher Stein waͤre/ der nur offt-
mahls eine euͤſerliche Gleichheit mit denen Knochen haͤtte/ dahero
auch die heuͤtigen Medici und Phyſici daſſelbe unter die mineralia
ſetzeten/ wie unter andern D. Daniel Sennertus in ſeiner Epitome
Natural. Scient. libr. 5 cap. 4 pag. 422 und D. Schrœderus in
ſeiner Pharmacopæâ medic. Chymic. libr. 3 cap. 8 p. 352 gethan
haͤtten/ auch daß es darunter gehoͤre von D. Johann. Laurent. Bau-
ſchio in ſeinem Schediasmate curioſo de unicornu foſſili mit vie-
len Autoribus, rationibus und exemplis erwieſen ſey; wie man denn
ebenfals bey dem Plinio lib. 36 cap. 18 finde: daß derſelbe ſchon zu
ſeiner Zeit gewuſt habe/ daß Beine aus der Erde wuͤchſen/ und ſtei-
nerne Knochen gefunden wuͤrden/ welches von nichts anders als von
dem unicornu foſſili auf gewiſſe Art zu verſtehen ſey/ ohnerachtet
des Plinii Meinung dem Zacuto Luſitano libr. 1 Med princ. hi-
ſtor. 24 auch dem Garciæ ab Horto lib. 1 cap. 14 nicht in den Kopf
gewolt/ und dieſerwegen von beyden vor unglaublich gehalten wor-
den/ ſey es alſo mehr als zu gewiß/ daß das gegrabene Einhorn von
keinem Menſchen oder Thiere/ ſondern von einem mineraliſchen
Weſen herruͤhre/ ſonderlich da auch deſſen Materie und geneſis oder
Ankunfft ſolches bezeuͤge. Wegen gedachter Materie aber haben
die Autores nicht einerley Gedancken/ indem einige mit dem Libavio
part. 3 ſingular. libr. 8 cap. 17 davor halten: daß ſolche eine bitu-
minoſiſche Erde oder dergleichen Erd-Aſche ſey. Andere hingegen
vermeinen/ daß man dieſelbe vor nichts anders als einen verdorbenen
und gleichſam verfaulten Agt- oder andern Stein erkennen koͤnne
und ſo weiter/ welche doch ingeſamt weit vom Ziele ſchieſſen/ und
die-
G 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |