Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IX Cap. von untersch. an u. auf dem Hartz
rieusen Englischen Printzen Ruperto, so gewürdiget worden/ daß er
sie aus Teütsch-Land zu erst in Engelland gebracht/ und daselbst Jh-
rer Königlichen Majestät überreichet hat/ die solche hernach als eine
sonderbahre Curiosität der Königlichen Societät in Engelland mit-
getheilet/ mit welchen und andern nachgemachten viele Experimenta
von derselben angestellet worden/ wie solches Doctor Merret/ der ge-
dachten Societät Mit-Glied/ zu Ende seiner Anmerckungen über des
Neri Glasmacher-Kunst pag. m. 156 erzehlet. Diese Gläser kan
man nicht aus einem ieden Glase-Werck machen/ sondern es muß
darzu ein reines grünes geschmolzenes Glas genommen werden/ von
welchem man etwas mit einem Instrument aus dem Hafen holet/
und in kalt Wasser treüfelt/ darinnen die Spring-Gläser so lange
liegen bleiben/ biß sie kalt worden sind/ alsdenn man dieselbe zum
folgenden Gebrauch heraus nimmet: Die Gestalt derselben ist zwar
nicht einerley/ vergleichet sich doch mehrentheils ziemlicher massen
mit einer kleinen gläsernen Retorte, denn der Boden solcher Gläser
ist etwas rund/ der Hals ablänglich und gekrümmet/ von welchem
eine kleine subtile Spitze ausgehet/ oder sich endiget. Sonst ist die
auswendige Fläche derselben glatt/ das Glas aber an sich selbst wie
ein Schwamm Porosisch und voller kleiner Hölen oder Beülen/ will
man nun mit solchen Gläsern iemand/ der keine Wissenschafft da-
von hat/ aus Kurtzweil veriren/ so stellet man sich an/ als ob man
demselben eines hievon verehren wolle/ giebet ihm auch dasselbe in die
Hand/ und wenn er solche zuschliesset/ bricht man von dem Glase die
Spitze bey dem Halse ab/ darauf solches mit ziemlichem Prasseln in
sehr viel kleine Stücke zerspringet/ und die Hand/ doch ohne einigen
Schaden/ zerschüttert/ wobey es ohne ein Gelächter nicht abgehet.
Woher aber solche Entspringung entstehe/ sind unterschiedene Mei-
nungen vorhanden/ welche nach einander zu erzehlen und zu examini-
ren/ ich/ der weitläuftigen Materie und vieler Experimenten wegen/
unterlassen muß; berichte derohalben: wie die meisten Autores
die Ursache/ so wohl der von der Hitze dünne gemachten/ und in die
Hölen derer Spring-Gläser eingeschlossenen/ als auch der äusser-
lichen Lufft/ zuschreiben/ und vorgeben/ daß die innerliche Lufft durch

die

Das IX Cap. von unterſch. an u. auf dem Hartz
rieuſen Engliſchen Printzen Ruperto, ſo gewuͤrdiget worden/ daß er
ſie aus Teuͤtſch-Land zu erſt in Engelland gebracht/ und daſelbſt Jh-
rer Koͤniglichen Majeſtaͤt uͤberreichet hat/ die ſolche hernach als eine
ſonderbahre Curioſitaͤt der Koͤniglichen Societaͤt in Engelland mit-
getheilet/ mit welchen und andern nachgemachten viele Experimenta
von derſelben angeſtellet worden/ wie ſolches Doctor Merret/ der ge-
dachten Societaͤt Mit-Glied/ zu Ende ſeiner Anmerckungen uͤber des
Neri Glasmacher-Kunſt pag. m. 156 erzehlet. Dieſe Glaͤſer kan
man nicht aus einem ieden Glaſe-Werck machen/ ſondern es muß
darzu ein reines gruͤnes geſchmolzenes Glas genommen werden/ von
welchem man etwas mit einem Inſtrument aus dem Hafen holet/
und in kalt Waſſer treuͤfelt/ darinnen die Spring-Glaͤſer ſo lange
liegen bleiben/ biß ſie kalt worden ſind/ alsdenn man dieſelbe zum
folgenden Gebrauch heraus nimmet: Die Geſtalt derſelben iſt zwar
nicht einerley/ vergleichet ſich doch mehrentheils ziemlicher maſſen
mit einer kleinen glaͤſernen Retorte, denn der Boden ſolcher Glaͤſer
iſt etwas rund/ der Hals ablaͤnglich und gekruͤmmet/ von welchem
eine kleine ſubtile Spitze ausgehet/ oder ſich endiget. Sonſt iſt die
auswendige Flaͤche derſelben glatt/ das Glas aber an ſich ſelbſt wie
ein Schwamm Poroſiſch und voller kleiner Hoͤlen oder Beuͤlen/ will
man nun mit ſolchen Glaͤſern iemand/ der keine Wiſſenſchafft da-
von hat/ aus Kurtzweil veriren/ ſo ſtellet man ſich an/ als ob man
demſelben eines hievon verehren wolle/ giebet ihm auch daſſelbe in die
Hand/ und wenn er ſolche zuſchlieſſet/ bricht man von dem Glaſe die
Spitze bey dem Halſe ab/ darauf ſolches mit ziemlichem Praſſeln in
ſehr viel kleine Stuͤcke zerſpringet/ und die Hand/ doch ohne einigen
Schaden/ zerſchuͤttert/ wobey es ohne ein Gelaͤchter nicht abgehet.
Woher aber ſolche Entſpringung entſtehe/ ſind unterſchiedene Mei-
nungen vorhanden/ welche nach einander zu erzehlen und zu examini-
ren/ ich/ der weitlaͤuftigen Materie und vieler Experimenten wegen/
unterlaſſen muß; berichte derohalben: wie die meiſten Autores
die Urſache/ ſo wohl der von der Hitze duͤnne gemachten/ und in die
Hoͤlen derer Spring-Glaͤſer eingeſchloſſenen/ als auch der aͤuſſer-
lichen Lufft/ zuſchreiben/ und vorgeben/ daß die innerliche Lufft durch

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0204" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das</hi><hi rendition="#aq">IX</hi><hi rendition="#b">Cap. von unter&#x017F;ch. an u. auf dem Hartz</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">rieu&#x017F;</hi>en Engli&#x017F;chen Printzen <hi rendition="#aq">Ruperto,</hi> &#x017F;o gewu&#x0364;rdiget worden/ daß er<lb/>
&#x017F;ie aus Teu&#x0364;t&#x017F;ch-Land zu er&#x017F;t in Engelland gebracht/ und da&#x017F;elb&#x017F;t Jh-<lb/>
rer Ko&#x0364;niglichen Maje&#x017F;ta&#x0364;t u&#x0364;berreichet hat/ die &#x017F;olche hernach als eine<lb/>
&#x017F;onderbahre <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;it</hi>a&#x0364;t der Ko&#x0364;niglichen <hi rendition="#aq">Societ</hi>a&#x0364;t in Engelland mit-<lb/>
getheilet/ mit welchen und andern nachgemachten viele <hi rendition="#aq">Experimenta</hi><lb/>
von der&#x017F;elben ange&#x017F;tellet worden/ wie &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Doctor Merret</hi>/ der ge-<lb/>
dachten <hi rendition="#aq">Societ</hi>a&#x0364;t Mit-Glied/ zu Ende &#x017F;einer Anmerckungen u&#x0364;ber des<lb/><hi rendition="#aq">Neri</hi> Glasmacher-Kun&#x017F;t <hi rendition="#aq">pag. m.</hi> 156 erzehlet. Die&#x017F;e Gla&#x0364;&#x017F;er kan<lb/>
man nicht aus einem ieden Gla&#x017F;e-Werck machen/ &#x017F;ondern es muß<lb/>
darzu ein reines gru&#x0364;nes ge&#x017F;chmolzenes Glas genommen werden/ von<lb/>
welchem man etwas mit einem <hi rendition="#aq">In&#x017F;trument</hi> aus dem Hafen holet/<lb/>
und in kalt Wa&#x017F;&#x017F;er treu&#x0364;felt/ darinnen die Spring-Gla&#x0364;&#x017F;er &#x017F;o lange<lb/>
liegen bleiben/ biß &#x017F;ie kalt worden &#x017F;ind/ alsdenn man die&#x017F;elbe zum<lb/>
folgenden Gebrauch heraus nimmet: Die Ge&#x017F;talt der&#x017F;elben i&#x017F;t zwar<lb/>
nicht einerley/ vergleichet &#x017F;ich doch mehrentheils ziemlicher ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mit einer kleinen gla&#x0364;&#x017F;ernen <hi rendition="#aq">Retorte,</hi> denn der Boden &#x017F;olcher Gla&#x0364;&#x017F;er<lb/>
i&#x017F;t etwas rund/ der Hals abla&#x0364;nglich und gekru&#x0364;mmet/ von welchem<lb/>
eine kleine &#x017F;ubtile Spitze ausgehet/ oder &#x017F;ich endiget. Son&#x017F;t i&#x017F;t die<lb/>
auswendige Fla&#x0364;che der&#x017F;elben glatt/ das Glas aber an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t wie<lb/>
ein Schwamm <hi rendition="#aq">Poro&#x017F;i</hi>&#x017F;ch und voller kleiner Ho&#x0364;len oder Beu&#x0364;len/ will<lb/>
man nun mit &#x017F;olchen Gla&#x0364;&#x017F;ern iemand/ der keine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft da-<lb/>
von hat/ aus Kurtzweil veriren/ &#x017F;o &#x017F;tellet man &#x017F;ich an/ als ob man<lb/>
dem&#x017F;elben eines hievon verehren wolle/ giebet ihm auch da&#x017F;&#x017F;elbe in die<lb/>
Hand/ und wenn er &#x017F;olche zu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et/ bricht man von dem Gla&#x017F;e die<lb/>
Spitze bey dem Hal&#x017F;e ab/ darauf &#x017F;olches mit ziemlichem Pra&#x017F;&#x017F;eln in<lb/>
&#x017F;ehr viel kleine Stu&#x0364;cke zer&#x017F;pringet/ und die Hand/ doch ohne einigen<lb/>
Schaden/ zer&#x017F;chu&#x0364;ttert/ wobey es ohne ein Gela&#x0364;chter nicht abgehet.<lb/>
Woher aber &#x017F;olche Ent&#x017F;pringung ent&#x017F;tehe/ &#x017F;ind unter&#x017F;chiedene Mei-<lb/>
nungen vorhanden/ welche nach einander zu erzehlen und zu <hi rendition="#aq">examin</hi>i-<lb/>
ren/ ich/ der weitla&#x0364;uftigen Materie und vieler <hi rendition="#aq">Experiment</hi>en wegen/<lb/>
unterla&#x017F;&#x017F;en muß; berichte derohalben: wie die mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Autores</hi><lb/>
die Ur&#x017F;ache/ &#x017F;o wohl der von der Hitze du&#x0364;nne gemachten/ und in die<lb/>
Ho&#x0364;len derer Spring-Gla&#x0364;&#x017F;er einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen/ als auch der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
lichen Lufft/ zu&#x017F;chreiben/ und vorgeben/ daß die innerliche Lufft durch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0204] Das IX Cap. von unterſch. an u. auf dem Hartz rieuſen Engliſchen Printzen Ruperto, ſo gewuͤrdiget worden/ daß er ſie aus Teuͤtſch-Land zu erſt in Engelland gebracht/ und daſelbſt Jh- rer Koͤniglichen Majeſtaͤt uͤberreichet hat/ die ſolche hernach als eine ſonderbahre Curioſitaͤt der Koͤniglichen Societaͤt in Engelland mit- getheilet/ mit welchen und andern nachgemachten viele Experimenta von derſelben angeſtellet worden/ wie ſolches Doctor Merret/ der ge- dachten Societaͤt Mit-Glied/ zu Ende ſeiner Anmerckungen uͤber des Neri Glasmacher-Kunſt pag. m. 156 erzehlet. Dieſe Glaͤſer kan man nicht aus einem ieden Glaſe-Werck machen/ ſondern es muß darzu ein reines gruͤnes geſchmolzenes Glas genommen werden/ von welchem man etwas mit einem Inſtrument aus dem Hafen holet/ und in kalt Waſſer treuͤfelt/ darinnen die Spring-Glaͤſer ſo lange liegen bleiben/ biß ſie kalt worden ſind/ alsdenn man dieſelbe zum folgenden Gebrauch heraus nimmet: Die Geſtalt derſelben iſt zwar nicht einerley/ vergleichet ſich doch mehrentheils ziemlicher maſſen mit einer kleinen glaͤſernen Retorte, denn der Boden ſolcher Glaͤſer iſt etwas rund/ der Hals ablaͤnglich und gekruͤmmet/ von welchem eine kleine ſubtile Spitze ausgehet/ oder ſich endiget. Sonſt iſt die auswendige Flaͤche derſelben glatt/ das Glas aber an ſich ſelbſt wie ein Schwamm Poroſiſch und voller kleiner Hoͤlen oder Beuͤlen/ will man nun mit ſolchen Glaͤſern iemand/ der keine Wiſſenſchafft da- von hat/ aus Kurtzweil veriren/ ſo ſtellet man ſich an/ als ob man demſelben eines hievon verehren wolle/ giebet ihm auch daſſelbe in die Hand/ und wenn er ſolche zuſchlieſſet/ bricht man von dem Glaſe die Spitze bey dem Halſe ab/ darauf ſolches mit ziemlichem Praſſeln in ſehr viel kleine Stuͤcke zerſpringet/ und die Hand/ doch ohne einigen Schaden/ zerſchuͤttert/ wobey es ohne ein Gelaͤchter nicht abgehet. Woher aber ſolche Entſpringung entſtehe/ ſind unterſchiedene Mei- nungen vorhanden/ welche nach einander zu erzehlen und zu examini- ren/ ich/ der weitlaͤuftigen Materie und vieler Experimenten wegen/ unterlaſſen muß; berichte derohalben: wie die meiſten Autores die Urſache/ ſo wohl der von der Hitze duͤnne gemachten/ und in die Hoͤlen derer Spring-Glaͤſer eingeſchloſſenen/ als auch der aͤuſſer- lichen Lufft/ zuſchreiben/ und vorgeben/ daß die innerliche Lufft durch die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/204
Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/204>, abgerufen am 03.12.2024.