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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das IX Cap. von untersch. an u. auf dem Hartz
Kunckel und Anton Nerus in denen Tractaten von der Glasmacher-
Kunst mit andern mehr erwiesen haben/ auch ein ieder bekennen wird/
der einmahl aus Curiosität in eine Glas-Hütte kommen ist. Solcher
Hütten waren vormahls drey an dem Hartz/ nemlich eine über dem
Dorffe Steine/ und die andern beyden nicht weit von Bockelhagen
und Stöckey/ nachdem aber das Holtz/ aus gewissen Ursachen/ an-
genehm worden/ ist davon nur eine von denen letzt gemeldeten über-
blieben/ so Herrn Johann Heinrich Grimmen zustehet/ und ohnge-
fähr drey starcke Meilen von Nordhausen gegen den Ober-Hartz zu
lieget. Dieselbe nun ist zwar von lauter Holtz-Werck/ doch/ des
Feüers wegen/ ziemlich hoch/ und also gebauet/ daß man sie im Noht-
Fall/ wenn kein Holtz mehr an dem Ort/ da solche stehet/ vorhanden/
abnehmen/ und auf eine andere bequeme Stelle bringen könne/ wie
damit noch vor weniger Zeit geschehen ist. Die Oefen dieser Hütte
sind auf unterschiedene Art gemachet/ und ist der eine Glas-Ofen
inwendig mit festen Sand-Steinen ausgemauret/ dessen ohngeach-
tet/ dauret derselbe zu Zeiten kaum drey Monat/ weilen die grosse Tag
und Nacht darinnen befindliche Gluth solche Steine sehr mürbe bren-
net. Die Materialien/ daraus man das Glas verfertiget/ sind ent-
weder Scherben von zerbrochenem Glas/ das Centner-weise auf die
Hütte zu Kauffe kömmet/ oder es ist Sand/ Asche und Saltz/ wel
che Stücke in gehörigem Gewicht abgetheilet/ und in sonderliche
Schmeltz-Tiegel/ die man Töpfe gemeiniglich oder Häfen nennet/
geschmolzen werden. Wenn solches geschehen/ wird es von etlichen
Metall/ weilen solches so helle wie zerflossen Zinn oder ander Metall
aussiehet/ genennet/ und auf folgende Art und Weise verarbeitet oder
geblasen. Es nimmet der Meister oder Glas-Macher/ der auch an
etlichen Orten der Schmelzer heisset/ eine Probe von der Glas-Ma-
terie/ indem er mit einer von Kupfer/ Eisen oder Meßing verfertigten
und vorhero warm gemachten/ sonst die Materie nicht hafftet/ Röhre
oder Pfeiffe durch das im Ofen gemachte Werck-Loch in den Hafen
fähret; vermercket er nun/ daß dieselbe recht geflossen/ und tüchtig zum
Glas-Machen sey/ so tuncket er das vor besagte Instrument wieder
in den Hafen/ nimmet von dem geschmolzenen Glas/ so viel ihm

be-

Das IX Cap. von unterſch. an u. auf dem Hartz
Kunckel und Anton Nerus in denen Tractaten von der Glasmacher-
Kunſt mit andern mehr erwieſen haben/ auch ein ieder bekennen wird/
der einmahl aus Curioſitaͤt in eine Glas-Huͤtte kommen iſt. Solcher
Huͤtten waren vormahls drey an dem Hartz/ nemlich eine uͤber dem
Dorffe Steine/ und die andern beyden nicht weit von Bockelhagen
und Stoͤckey/ nachdem aber das Holtz/ aus gewiſſen Urſachen/ an-
genehm worden/ iſt davon nur eine von denen letzt gemeldeten uͤber-
blieben/ ſo Herrn Johann Heinrich Grimmen zuſtehet/ und ohnge-
faͤhr drey ſtarcke Meilen von Nordhauſen gegen den Ober-Hartz zu
lieget. Dieſelbe nun iſt zwar von lauter Holtz-Werck/ doch/ des
Feuͤers wegen/ ziemlich hoch/ und alſo gebauet/ daß man ſie im Noht-
Fall/ wenn kein Holtz mehr an dem Ort/ da ſolche ſtehet/ vorhanden/
abnehmen/ und auf eine andere bequeme Stelle bringen koͤnne/ wie
damit noch vor weniger Zeit geſchehen iſt. Die Oefen dieſer Huͤtte
ſind auf unterſchiedene Art gemachet/ und iſt der eine Glas-Ofen
inwendig mit feſten Sand-Steinen ausgemauret/ deſſen ohngeach-
tet/ dauret derſelbe zu Zeiten kaum drey Monat/ weilen die groſſe Tag
und Nacht darinnen befindliche Gluth ſolche Steine ſehr muͤrbe bren-
net. Die Materialien/ daraus man das Glas verfertiget/ ſind ent-
weder Scherben von zerbrochenem Glas/ das Centner-weiſe auf die
Huͤtte zu Kauffe koͤmmet/ oder es iſt Sand/ Aſche und Saltz/ wel
che Stuͤcke in gehoͤrigem Gewicht abgetheilet/ und in ſonderliche
Schmeltz-Tiegel/ die man Toͤpfe gemeiniglich oder Haͤfen nennet/
geſchmolzen werden. Wenn ſolches geſchehen/ wird es von etlichen
Metall/ weilen ſolches ſo helle wie zerfloſſen Zinn oder ander Metall
ausſiehet/ genennet/ und auf folgende Art und Weiſe verarbeitet oder
geblaſen. Es nimmet der Meiſter oder Glas-Macher/ der auch an
etlichen Orten der Schmelzer heiſſet/ eine Probe von der Glas-Ma-
terie/ indem er mit einer von Kupfer/ Eiſen oder Meßing verfertigten
und vorhero warm gemachten/ ſonſt die Materie nicht hafftet/ Roͤhre
oder Pfeiffe durch das im Ofen gemachte Werck-Loch in den Hafen
faͤhret; vermercket er nun/ daß dieſelbe recht gefloſſen/ und tuͤchtig zum
Glas-Machen ſey/ ſo tuncket er das vor beſagte Inſtrument wieder
in den Hafen/ nimmet von dem geſchmolzenen Glas/ ſo viel ihm

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[190/0202] Das IX Cap. von unterſch. an u. auf dem Hartz Kunckel und Anton Nerus in denen Tractaten von der Glasmacher- Kunſt mit andern mehr erwieſen haben/ auch ein ieder bekennen wird/ der einmahl aus Curioſitaͤt in eine Glas-Huͤtte kommen iſt. Solcher Huͤtten waren vormahls drey an dem Hartz/ nemlich eine uͤber dem Dorffe Steine/ und die andern beyden nicht weit von Bockelhagen und Stoͤckey/ nachdem aber das Holtz/ aus gewiſſen Urſachen/ an- genehm worden/ iſt davon nur eine von denen letzt gemeldeten uͤber- blieben/ ſo Herrn Johann Heinrich Grimmen zuſtehet/ und ohnge- faͤhr drey ſtarcke Meilen von Nordhauſen gegen den Ober-Hartz zu lieget. Dieſelbe nun iſt zwar von lauter Holtz-Werck/ doch/ des Feuͤers wegen/ ziemlich hoch/ und alſo gebauet/ daß man ſie im Noht- Fall/ wenn kein Holtz mehr an dem Ort/ da ſolche ſtehet/ vorhanden/ abnehmen/ und auf eine andere bequeme Stelle bringen koͤnne/ wie damit noch vor weniger Zeit geſchehen iſt. Die Oefen dieſer Huͤtte ſind auf unterſchiedene Art gemachet/ und iſt der eine Glas-Ofen inwendig mit feſten Sand-Steinen ausgemauret/ deſſen ohngeach- tet/ dauret derſelbe zu Zeiten kaum drey Monat/ weilen die groſſe Tag und Nacht darinnen befindliche Gluth ſolche Steine ſehr muͤrbe bren- net. Die Materialien/ daraus man das Glas verfertiget/ ſind ent- weder Scherben von zerbrochenem Glas/ das Centner-weiſe auf die Huͤtte zu Kauffe koͤmmet/ oder es iſt Sand/ Aſche und Saltz/ wel che Stuͤcke in gehoͤrigem Gewicht abgetheilet/ und in ſonderliche Schmeltz-Tiegel/ die man Toͤpfe gemeiniglich oder Haͤfen nennet/ geſchmolzen werden. Wenn ſolches geſchehen/ wird es von etlichen Metall/ weilen ſolches ſo helle wie zerfloſſen Zinn oder ander Metall ausſiehet/ genennet/ und auf folgende Art und Weiſe verarbeitet oder geblaſen. Es nimmet der Meiſter oder Glas-Macher/ der auch an etlichen Orten der Schmelzer heiſſet/ eine Probe von der Glas-Ma- terie/ indem er mit einer von Kupfer/ Eiſen oder Meßing verfertigten und vorhero warm gemachten/ ſonſt die Materie nicht hafftet/ Roͤhre oder Pfeiffe durch das im Ofen gemachte Werck-Loch in den Hafen faͤhret; vermercket er nun/ daß dieſelbe recht gefloſſen/ und tuͤchtig zum Glas-Machen ſey/ ſo tuncket er das vor beſagte Inſtrument wieder in den Hafen/ nimmet von dem geſchmolzenen Glas/ ſo viel ihm be-

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/202>, abgerufen am 23.11.2024.