Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurzweiliger
Gräberin seye mit dem Rock über die
Grube/ gleichwie eine Henne über ihr
Küchlein/ geseßen/ und hätte ihr als-
dann einen ganzen Topf voll Edl-Ge-
stein gewiesen/ so aus der Schatz-
Grube herauf gekommen/ dahero er-
zeigte sie große Freude über den Schatz/
welcher heut Nacht solle gefunden wer-
den/ dann die Schatz-Gräberin gabe
gewißen Trost/ daß aufs längste um
zwölf Uhr das ganze Werk müße her-
außen seyn/ weil der Seiden-Sack
schon seine Würkung gezeiget. Als
es nun eilf Uhr auf der Schloß-Glok-
ke geschlagen/ heisst uns die Schatz-
Gräberin ganz stille seyn: Erstlich/
sollen wir ganz unbeweglich in dem
Zimmer sitzen; Vors Andere/ kein
Wort zusammen reden; Drittens/
sollen wir auch/ bis um Glock zwölf
Uhr/ die Ohren und Augen zuhalten/
oder/ das Liecht auslöschen. Sie setz-
te uns hierauf in Positur/ wie sie es
selbsten haben wolte/ allein der Jä-
ger sagte: Wir wollen lieber die Au-
gen zuhalten/ als das Liecht auslö-
schen lassen/ weil es sonst gar zu forcht-

sam wä-

Kurzweiliger
Graͤberin ſeye mit dem Rock uͤber die
Grube/ gleichwie eine Henne uͤber ihr
Kuͤchlein/ geſeßen/ und haͤtte ihr als-
dann einen ganzen Topf voll Edl-Ge-
ſtein gewieſen/ ſo aus der Schatz-
Grube herauf gekommen/ dahero er-
zeigte ſie große Freude uͤber den Schatz/
welcher heut Nacht ſolle gefunden wer-
den/ dann die Schatz-Graͤberin gabe
gewißen Troſt/ daß aufs laͤngſte um
zwoͤlf Uhr das ganze Werk muͤße her-
außen ſeyn/ weil der Seiden-Sack
ſchon ſeine Wuͤrkung gezeiget. Als
es nun eilf Uhr auf der Schloß-Glok-
ke geſchlagen/ heiſſt uns die Schatz-
Graͤberin ganz ſtille ſeyn: Erſtlich/
ſollen wir ganz unbeweglich in dem
Zimmer ſitzen; Vors Andere/ kein
Wort zuſammen reden; Drittens/
ſollen wir auch/ bis um Glock zwoͤlf
Uhr/ die Ohren und Augen zuhalten/
oder/ das Liecht ausloͤſchen. Sie ſetz-
te uns hierauf in Poſitur/ wie ſie es
ſelbſten haben wolte/ allein der Jaͤ-
ger ſagte: Wir wollen lieber die Au-
gen zuhalten/ als das Liecht ausloͤ-
ſchen laſſen/ weil es ſonſt gar zu forcht-

ſam waͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0088" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/>
Gra&#x0364;berin &#x017F;eye mit dem Rock u&#x0364;ber die<lb/>
Grube/ gleichwie eine Henne u&#x0364;ber ihr<lb/>
Ku&#x0364;chlein/ ge&#x017F;eßen/ und ha&#x0364;tte ihr als-<lb/>
dann einen ganzen Topf voll Edl-Ge-<lb/>
&#x017F;tein gewie&#x017F;en/ &#x017F;o aus der Schatz-<lb/>
Grube herauf gekommen/ dahero er-<lb/>
zeigte &#x017F;ie große Freude u&#x0364;ber den Schatz/<lb/>
welcher heut Nacht &#x017F;olle gefunden wer-<lb/>
den/ dann die Schatz-Gra&#x0364;berin gabe<lb/>
gewißen Tro&#x017F;t/ daß aufs la&#x0364;ng&#x017F;te um<lb/>
zwo&#x0364;lf Uhr das ganze Werk mu&#x0364;ße her-<lb/>
außen &#x017F;eyn/ weil der Seiden-Sack<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;eine Wu&#x0364;rkung gezeiget. Als<lb/>
es nun eilf Uhr auf der Schloß-Glok-<lb/>
ke ge&#x017F;chlagen/ hei&#x017F;&#x017F;t uns die Schatz-<lb/>
Gra&#x0364;berin ganz &#x017F;tille &#x017F;eyn: Er&#x017F;tlich/<lb/>
&#x017F;ollen wir ganz unbeweglich in dem<lb/>
Zimmer &#x017F;itzen; Vors Andere/ kein<lb/>
Wort zu&#x017F;ammen reden; Drittens/<lb/>
&#x017F;ollen wir auch/ bis um Glock zwo&#x0364;lf<lb/>
Uhr/ die Ohren und Augen zuhalten/<lb/>
oder/ das Liecht auslo&#x0364;&#x017F;chen. Sie &#x017F;etz-<lb/>
te uns hierauf in Po&#x017F;itur/ wie &#x017F;ie es<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ten haben wolte/ allein der Ja&#x0364;-<lb/>
ger &#x017F;agte: Wir wollen lieber die Au-<lb/>
gen zuhalten/ als das Liecht auslo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chen la&#x017F;&#x017F;en/ weil es &#x017F;on&#x017F;t gar zu forcht-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;am wa&#x0364;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0088] Kurzweiliger Graͤberin ſeye mit dem Rock uͤber die Grube/ gleichwie eine Henne uͤber ihr Kuͤchlein/ geſeßen/ und haͤtte ihr als- dann einen ganzen Topf voll Edl-Ge- ſtein gewieſen/ ſo aus der Schatz- Grube herauf gekommen/ dahero er- zeigte ſie große Freude uͤber den Schatz/ welcher heut Nacht ſolle gefunden wer- den/ dann die Schatz-Graͤberin gabe gewißen Troſt/ daß aufs laͤngſte um zwoͤlf Uhr das ganze Werk muͤße her- außen ſeyn/ weil der Seiden-Sack ſchon ſeine Wuͤrkung gezeiget. Als es nun eilf Uhr auf der Schloß-Glok- ke geſchlagen/ heiſſt uns die Schatz- Graͤberin ganz ſtille ſeyn: Erſtlich/ ſollen wir ganz unbeweglich in dem Zimmer ſitzen; Vors Andere/ kein Wort zuſammen reden; Drittens/ ſollen wir auch/ bis um Glock zwoͤlf Uhr/ die Ohren und Augen zuhalten/ oder/ das Liecht ausloͤſchen. Sie ſetz- te uns hierauf in Poſitur/ wie ſie es ſelbſten haben wolte/ allein der Jaͤ- ger ſagte: Wir wollen lieber die Au- gen zuhalten/ als das Liecht ausloͤ- ſchen laſſen/ weil es ſonſt gar zu forcht- ſam waͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/88
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/88>, abgerufen am 03.05.2024.