[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger ihr morgen auf das längste um Mit-tag werdet eine Frau von viel tausend Ducaten seyn. Die alte ließe sich von dieser überreden/ wie sie nur selbsten wolte und verlangte. Eröffnet dahe- ro ihren Schatz-Kasten/ und über- gabe der Gräberin alle ihre Kleyno- dien/ hohe und niedrige/ ihre Gold- und silberne Ketten/ ihr Schmelzwerk/ Perlen und Steine/ ihre stattliche und kostbare Ringe/ ja/ alle ihre alte Ducaten und lang zusammen gesamm- lete Reichs-Thaler/ das bande die Schatz-Gräberin alles in ihr Schurz- Tuch/ und weil kein so großer seidener Fleck zugegen war/ zerschnitte sie ei- nen seidenen Vorhang/ sagend; daß die Unkosten tausendfältig sollen er- stattet werden/ und hiemit machte sie ein Wasser an/ senkte das Gold in der Seiden eingewickelt hinein/ und truge es in den Keller/ sie ließe auch die Edelfrau mit hinunter/ denn sie ga- be vor/ sobald dieses zusammen gebun- dene Gold- und Silberwerk in den Keller käme/ solle sie alsobald sehen/ daß sich ein ziemliches Stück des Schaz-
Kurzweiliger ihr morgen auf das laͤngſte um Mit-tag werdet eine Frau von viel tauſend Ducaten ſeyn. Die alte ließe ſich von dieſer uͤberreden/ wie ſie nur ſelbſten wolte und verlangte. Eroͤffnet dahe- ro ihren Schatz-Kaſten/ und uͤber- gabe der Graͤberin alle ihre Kleyno- dien/ hohe und niedrige/ ihre Gold- und ſilberne Ketten/ ihr Schmelzwerk/ Perlen und Steine/ ihre ſtattliche und koſtbare Ringe/ ja/ alle ihre alte Ducaten und lang zuſammen geſam̃- lete Reichs-Thaler/ das bande die Schatz-Graͤberin alles in ihr Schurz- Tuch/ und weil kein ſo großer ſeidener Fleck zugegen war/ zerſchnitte ſie ei- nen ſeidenen Vorhang/ ſagend; daß die Unkoſten tauſendfaͤltig ſollen er- ſtattet werden/ und hiemit machte ſie ein Waſſer an/ ſenkte das Gold in der Seiden eingewickelt hinein/ und truge es in den Keller/ ſie ließe auch die Edelfrau mit hinunter/ denn ſie ga- be vor/ ſobald dieſes zuſammen gebun- dene Gold- und Silberwerk in den Keller kaͤme/ ſolle ſie alſobald ſehen/ daß ſich ein ziemliches Stuͤck des Schaz-
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Kurzweiliger
ihr morgen auf das laͤngſte um Mit-
tag werdet eine Frau von viel tauſend
Ducaten ſeyn. Die alte ließe ſich von
dieſer uͤberreden/ wie ſie nur ſelbſten
wolte und verlangte. Eroͤffnet dahe-
ro ihren Schatz-Kaſten/ und uͤber-
gabe der Graͤberin alle ihre Kleyno-
dien/ hohe und niedrige/ ihre Gold-
und ſilberne Ketten/ ihr Schmelzwerk/
Perlen und Steine/ ihre ſtattliche und
koſtbare Ringe/ ja/ alle ihre alte
Ducaten und lang zuſammen geſam̃-
lete Reichs-Thaler/ das bande die
Schatz-Graͤberin alles in ihr Schurz-
Tuch/ und weil kein ſo großer ſeidener
Fleck zugegen war/ zerſchnitte ſie ei-
nen ſeidenen Vorhang/ ſagend; daß
die Unkoſten tauſendfaͤltig ſollen er-
ſtattet werden/ und hiemit machte ſie
ein Waſſer an/ ſenkte das Gold in
der Seiden eingewickelt hinein/ und
truge es in den Keller/ ſie ließe auch
die Edelfrau mit hinunter/ denn ſie ga-
be vor/ ſobald dieſes zuſammen gebun-
dene Gold- und Silberwerk in den
Keller kaͤme/ ſolle ſie alſobald ſehen/
daß ſich ein ziemliches Stuͤck des
Schaz-
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