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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
gebracht. Hinter ihnen schloße die Edl-
frau den Keller zu/ und die Schatz-Grä-
berin gebote ihr/ so bald es sieben Uhr/
gegen die Nacht schlagen würde/ solle
sie den Keller nach aufschließen/ ehe die
Uhr ausgeschlagen hat. Dieses obser-
v
irt die Edlfrau sehr fleißig/ und so bald
der Hammer an die Glocke geschlagen/
steckte sie den Schlüßel in das Vorhän-
ge-Schloß/ und dergestalten ließ sie ih-
re Schatz-Gräberin wieder aus dem
Keller.

Man hatte in deßen in der Küche
nicht gefeyret/ mit einem herrlichen
Nacht-Mahl bey Tische zu erscheinen/
deßwegen heisset die Frau anrichten/
und war zu verwundern/ daß selbige
Nacht das gewöhnliche Gespenst zu
ruffen und weh-klagen aufgehöret
hatte. Die Schatz-Gräberin gabe
guten Trost/ den sie sagte von etlichen
ungewöhnlichen Zeichen/ welche ihr
eine reiche Erndte bedeuten solten.
Diesen Proceß triebe sie täglich/ bis
sie endlich etliche Müntz aus dem Kel-
ler mit sich brachte/ die schon vor sechs-
hundert Jahren/ gepräget war. Der

Edl-

Kurzweiliger
gebracht. Hinter ihnen ſchloße die Edl-
frau den Keller zu/ und die Schatz-Graͤ-
berin gebote ihr/ ſo bald es ſieben Uhr/
gegen die Nacht ſchlagen wuͤrde/ ſolle
ſie den Keller nach aufſchließen/ ehe die
Uhr ausgeſchlagen hat. Dieſes obſer-
v
irt die Edlfrau ſehr fleißig/ und ſo bald
der Hammer an die Glocke geſchlagen/
ſteckte ſie den Schluͤßel in das Vorhaͤn-
ge-Schloß/ und dergeſtalten ließ ſie ih-
re Schatz-Graͤberin wieder aus dem
Keller.

Man hatte in deßen in der Kuͤche
nicht gefeyret/ mit einem herꝛlichen
Nacht-Mahl bey Tiſche zu erſcheinen/
deßwegen heiſſet die Frau anrichten/
und war zu verwundern/ daß ſelbige
Nacht das gewoͤhnliche Geſpenſt zu
ruffen und weh-klagen aufgehoͤret
hatte. Die Schatz-Graͤberin gabe
guten Troſt/ den ſie ſagte von etlichen
ungewoͤhnlichen Zeichen/ welche ihr
eine reiche Erndte bedeuten ſolten.
Dieſen Proceß triebe ſie taͤglich/ bis
ſie endlich etliche Muͤntz aus dem Kel-
ler mit ſich brachte/ die ſchon vor ſechs-
hundert Jahren/ gepraͤget war. Der

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[76/0084] Kurzweiliger gebracht. Hinter ihnen ſchloße die Edl- frau den Keller zu/ und die Schatz-Graͤ- berin gebote ihr/ ſo bald es ſieben Uhr/ gegen die Nacht ſchlagen wuͤrde/ ſolle ſie den Keller nach aufſchließen/ ehe die Uhr ausgeſchlagen hat. Dieſes obſer- virt die Edlfrau ſehr fleißig/ und ſo bald der Hammer an die Glocke geſchlagen/ ſteckte ſie den Schluͤßel in das Vorhaͤn- ge-Schloß/ und dergeſtalten ließ ſie ih- re Schatz-Graͤberin wieder aus dem Keller. Man hatte in deßen in der Kuͤche nicht gefeyret/ mit einem herꝛlichen Nacht-Mahl bey Tiſche zu erſcheinen/ deßwegen heiſſet die Frau anrichten/ und war zu verwundern/ daß ſelbige Nacht das gewoͤhnliche Geſpenſt zu ruffen und weh-klagen aufgehoͤret hatte. Die Schatz-Graͤberin gabe guten Troſt/ den ſie ſagte von etlichen ungewoͤhnlichen Zeichen/ welche ihr eine reiche Erndte bedeuten ſolten. Dieſen Proceß triebe ſie taͤglich/ bis ſie endlich etliche Muͤntz aus dem Kel- ler mit ſich brachte/ die ſchon vor ſechs- hundert Jahren/ gepraͤget war. Der Edl-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/84>, abgerufen am 27.11.2024.