[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger dann das Fräulein ware die einzigeTochter des Besitzers dieses Schloßes/ welche sich verschloffen und also vor diesmal die Kirche versäumet hatte. Sie schämete sich auch über der Ta- fel dermaßen/ daß sie bald das Herz nicht hatte/ die Augen aufzuheben. Drey Tag darnach zertheilete sich die Wär-
Kurzweiliger dann das Fraͤulein ware die einzigeTochter des Beſitzers dieſes Schloßes/ welche ſich verſchloffen und alſo vor diesmal die Kirche verſaͤumet hatte. Sie ſchaͤmete ſich auch uͤber der Ta- fel dermaßen/ daß ſie bald das Herz nicht hatte/ die Augen aufzuheben. Drey Tag darnach zertheilete ſich die Waͤr-
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Kurzweiliger
dann das Fraͤulein ware die einzige
Tochter des Beſitzers dieſes Schloßes/
welche ſich verſchloffen und alſo vor
diesmal die Kirche verſaͤumet hatte.
Sie ſchaͤmete ſich auch uͤber der Ta-
fel dermaßen/ daß ſie bald das Herz
nicht hatte/ die Augen aufzuheben.
Drey Tag darnach zertheilete ſich die
Geſellſchaft der Adelichen/ und dahero
fuhren wir wiederum nach Hauſe. So-
bald wir aus der Gutſche geſtiegen/ be-
richte uns der Thor-Waͤchter eine recht
Wunder-ſelzame Zeitung/ dann er
ſagte: Wie daß ungefaͤhr/ nach un-
ſerm Hinſcheiden/ dieſelbe ganze
Nacht in dem Schloße ein brennen-
der Geiſt herum gegangen/ welcher
immerzu geruffen/ Es waͤr ein Schatz
in dem Keller verborgen/ und wann
man ſolchen nicht wuͤrde ſuchen laſſen/
ſolle das Schloß/ innerhalb acht Ta-
gen/ im Feuer aufgehen. Die Frau er-
ſchrack nicht ein geringes/ und weil das
Weibliche Geſchlecht dergleichen Ein-
bildungen ohne dem vor warhaffter/
als des Aventini Hiſtorien halten/
wird ihr uͤber der Rede des Thor-
Waͤr-
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Zitationshilfe: | [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/78>, abgerufen am 08.07.2024. |