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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
schoff empfienge ihn selbst/ lude ihn zu
sich/ und sagte im Hinausgehen/ nun
glaub er festiglich/ daß Ein studirter
Kloster-Mönch gelehrter seye/ als ze-
hen studirte Jesuiten/ ward auch da-
selbst promovirt und stiege zu hoher di-
gnit
ät.

Dieser aber (sagte der Kammer-
Diener/ auf das ander Bild weisend)
ist die Contrafactur eines gleichfalls ge-
lehrten Mannes/ und zwar des Je-
suiten Ariagae. er ist des Caramuelis
Landsmann/ und die Jesuiten haben
noch wenig seines gleichen gehabt.
Diese beede lebten zu einer Zeit/ und
haben einsmals in Prag dermaßen
mit einander gestritten/ daß Ariagae
aus dem Collegio geloffen/ und den
Caramuel auf dem Catheder stehen ge-
lassen/ nachdem er zuvorn die Theses
in Stücken zerrissen. Dann es ist
gar gewiß/ daß Caramuel ein weit
bäßerer Philosophus als der Ariagae
gewesen/ obschon Ariaga in der Theo-
logi
e unvergleichlich gepriesen ist.

Jch hatte keine große Lust seiner
Erzehlung Gehör zu geben/ sondern

bate

Kurzweiliger
ſchoff empfienge ihn ſelbſt/ lude ihn zu
ſich/ und ſagte im Hinausgehen/ nun
glaub er feſtiglich/ daß Ein ſtudirter
Kloſter-Moͤnch gelehrter ſeye/ als ze-
hen ſtudirte Jeſuiten/ ward auch da-
ſelbſt promovirt und ſtiege zu hoher di-
gnit
aͤt.

Dieſer aber (ſagte der Kammer-
Diener/ auf das ander Bild weiſend)
iſt die Contrafactur eines gleichfalls ge-
lehrten Mannes/ und zwar des Je-
ſuiten Ariagæ. er iſt des Caramuelis
Landsmann/ und die Jeſuiten haben
noch wenig ſeines gleichen gehabt.
Dieſe beede lebten zu einer Zeit/ und
haben einsmals in Prag dermaßen
mit einander geſtritten/ daß Ariagæ
aus dem Collegio geloffen/ und den
Caramuel auf dem Catheder ſtehen ge-
laſſen/ nachdem er zuvorn die Theſes
in Stuͤcken zerriſſen. Dann es iſt
gar gewiß/ daß Caramuel ein weit
baͤßerer Philoſophus als der Ariagæ
geweſen/ obſchon Ariaga in der Theo-
logi
e unvergleichlich geprieſen iſt.

Jch hatte keine große Luſt ſeiner
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[66/0074] Kurzweiliger ſchoff empfienge ihn ſelbſt/ lude ihn zu ſich/ und ſagte im Hinausgehen/ nun glaub er feſtiglich/ daß Ein ſtudirter Kloſter-Moͤnch gelehrter ſeye/ als ze- hen ſtudirte Jeſuiten/ ward auch da- ſelbſt promovirt und ſtiege zu hoher di- gnitaͤt. Dieſer aber (ſagte der Kammer- Diener/ auf das ander Bild weiſend) iſt die Contrafactur eines gleichfalls ge- lehrten Mannes/ und zwar des Je- ſuiten Ariagæ. er iſt des Caramuelis Landsmann/ und die Jeſuiten haben noch wenig ſeines gleichen gehabt. Dieſe beede lebten zu einer Zeit/ und haben einsmals in Prag dermaßen mit einander geſtritten/ daß Ariagæ aus dem Collegio geloffen/ und den Caramuel auf dem Catheder ſtehen ge- laſſen/ nachdem er zuvorn die Theſes in Stuͤcken zerriſſen. Dann es iſt gar gewiß/ daß Caramuel ein weit baͤßerer Philoſophus als der Ariagæ geweſen/ obſchon Ariaga in der Theo- logie unvergleichlich geprieſen iſt. Jch hatte keine große Luſt ſeiner Erzehlung Gehoͤr zu geben/ ſondern bate

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/74>, abgerufen am 03.05.2024.