[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger Venetianischen Spiegeln. Jn demsechsten waren zwey große Pfaffen überaus sauber und künstlich gemah- let/ dann der Kammer-Diener konte den Fleiß des Malers nicht genugsam herausstreichen. Jch fragte ihn dar- auf: Wer dann diese Leute wären/ oder was sie gewesen? Monsieur, gabe der Kammer-Diener zur Ant- wort/ dieses ist das Bildnüß des sehr gelehrten und gepriesenen Caramuels. Er ist gewesen ein Mönch Cistercien- ser Ordens/ von Geburt ein Spanier/ und so ein gelehrter Mann/ als iemals einer auf Erden gewesen. Er gienge in ein Teutsches Kloster/ alwo er sich durch seine Schriften der gelehrten Welt dermaßen bekant gemacht/ daß sich nicht wenig geforchten mit ihme aus der Philosophic zu disputiren. Und weil er etwas scharf schiene/ ist er niemaln zu einer hohen Charge pro- movirt worden/ aus Forcht/ er mäg- te zu viel reformiren. Dieses war das Haupt-Fundament, so ihn aus dem Kloster gebracht/ weil er gesu- chet eine Condition bey einem Bistum zu er
Kurzweiliger Venetianiſchen Spiegeln. Jn demſechſten waren zwey große Pfaffen uͤberaus ſauber und kuͤnſtlich gemah- let/ dann der Kammer-Diener konte den Fleiß des Malers nicht genugſam herausſtreichen. Jch fragte ihn dar- auf: Wer dann dieſe Leute waͤren/ oder was ſie geweſen? Monſieur, gabe der Kammer-Diener zur Ant- wort/ dieſes iſt das Bildnuͤß des ſehr gelehrten und geprieſenen Caramuels. Er iſt geweſen ein Moͤnch Ciſtercien- ſer Ordens/ von Geburt ein Spanier/ und ſo ein gelehrter Mann/ als iemals einer auf Erden geweſen. Er gienge in ein Teutſches Kloſter/ alwo er ſich durch ſeine Schriften der gelehrten Welt dermaßen bekant gemacht/ daß ſich nicht wenig geforchten mit ihme aus der Philoſophic zu diſputiren. Und weil er etwas ſcharf ſchiene/ iſt er niemaln zu einer hohen Charge pro- movirt worden/ aus Forcht/ er maͤg- te zu viel reformiren. Dieſes war das Haupt-Fundament, ſo ihn aus dem Kloſter gebracht/ weil er geſu- chet eine Condition bey einem Biſtum zu er
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Kurzweiliger
Venetianiſchen Spiegeln. Jn dem
ſechſten waren zwey große Pfaffen
uͤberaus ſauber und kuͤnſtlich gemah-
let/ dann der Kammer-Diener konte
den Fleiß des Malers nicht genugſam
herausſtreichen. Jch fragte ihn dar-
auf: Wer dann dieſe Leute waͤren/
oder was ſie geweſen? Monſieur,
gabe der Kammer-Diener zur Ant-
wort/ dieſes iſt das Bildnuͤß des ſehr
gelehrten und geprieſenen Caramuels.
Er iſt geweſen ein Moͤnch Ciſtercien-
ſer Ordens/ von Geburt ein Spanier/
und ſo ein gelehrter Mann/ als iemals
einer auf Erden geweſen. Er gienge
in ein Teutſches Kloſter/ alwo er ſich
durch ſeine Schriften der gelehrten
Welt dermaßen bekant gemacht/ daß
ſich nicht wenig geforchten mit ihme
aus der Philoſophic zu diſputiren.
Und weil er etwas ſcharf ſchiene/ iſt er
niemaln zu einer hohen Charge pro-
movirt worden/ aus Forcht/ er maͤg-
te zu viel reformiren. Dieſes war
das Haupt-Fundament, ſo ihn aus
dem Kloſter gebracht/ weil er geſu-
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