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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
mich heimlich in die Jäger-Stube
machen/ und daselbsten stehlen/ so viel
ich tragen könte. Aber hört nur wie
mirs gienge: Der Schulmeister hat-
te einen kleinen Hund/ der hieß Zuckerl/
dieser Zuckerl lieffe immer mit mir in
das Schloß/ dann ich gab ihm da-
selbst das Fleisch aus der armen Leu-
ten ihrem deputirten Kessel/ und der-
gestalten gewöhnte ich den Hund ganz
an mich/ daß er endlich gar mit mir
schlaffen gienge.

Dieser öhrliche und stutz-schwän-
zerische Zuckerl begleitete mich auch da-
zumal/ als ich unter Essens-Zeit mich
heimlich in die Jägerey gemachet/ in
Willens den Vogel-Leim heimzusu-
chen/ und denselben so viel von nöthen
seyn würde/ hinweg zu stehlen/ so bald
ich nun den Deckel von dem Faß hin-
weg gethan/ springet der Zuckerl un-
versehens hinein/ und bekleckete sich al-
so hinten und vorn/ unten und oben/
in Summa/ mit Haut und Haar be-
sudelt er sich dermaßen/ daß es nicht
zu beschreiben. Er wäre auch ohne
allen Zweifel in dem Leim ersticket/ so

ich ihr

Kurzweiliger
mich heimlich in die Jaͤger-Stube
machen/ und daſelbſten ſtehlen/ ſo viel
ich tragen koͤnte. Aber hoͤrt nur wie
mirs gienge: Der Schulmeiſter hat-
te einen kleinen Hund/ der hieß Zuckerl/
dieſer Zuckerl lieffe immer mit mir in
das Schloß/ dann ich gab ihm da-
ſelbſt das Fleiſch aus der armen Leu-
ten ihrem deputirten Keſſel/ und der-
geſtalten gewoͤhnte ich den Hund ganz
an mich/ daß er endlich gar mit mir
ſchlaffen gienge.

Dieſer oͤhrliche und ſtutz-ſchwaͤn-
zeriſche Zuckerl begleitete mich auch da-
zumal/ als ich unter Eſſens-Zeit mich
heimlich in die Jaͤgerey gemachet/ in
Willens den Vogel-Leim heimzuſu-
chen/ und denſelben ſo viel von noͤthen
ſeyn wuͤrde/ hinweg zu ſtehlen/ ſo bald
ich nun den Deckel von dem Faß hin-
weg gethan/ ſpringet der Zuckerl un-
verſehens hinein/ und bekleckete ſich al-
ſo hinten und vorn/ unten und oben/
in Summa/ mit Haut und Haar be-
ſudelt er ſich dermaßen/ daß es nicht
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[54/0062] Kurzweiliger mich heimlich in die Jaͤger-Stube machen/ und daſelbſten ſtehlen/ ſo viel ich tragen koͤnte. Aber hoͤrt nur wie mirs gienge: Der Schulmeiſter hat- te einen kleinen Hund/ der hieß Zuckerl/ dieſer Zuckerl lieffe immer mit mir in das Schloß/ dann ich gab ihm da- ſelbſt das Fleiſch aus der armen Leu- ten ihrem deputirten Keſſel/ und der- geſtalten gewoͤhnte ich den Hund ganz an mich/ daß er endlich gar mit mir ſchlaffen gienge. Dieſer oͤhrliche und ſtutz-ſchwaͤn- zeriſche Zuckerl begleitete mich auch da- zumal/ als ich unter Eſſens-Zeit mich heimlich in die Jaͤgerey gemachet/ in Willens den Vogel-Leim heimzuſu- chen/ und denſelben ſo viel von noͤthen ſeyn wuͤrde/ hinweg zu ſtehlen/ ſo bald ich nun den Deckel von dem Faß hin- weg gethan/ ſpringet der Zuckerl un- verſehens hinein/ und bekleckete ſich al- ſo hinten und vorn/ unten und oben/ in Summa/ mit Haut und Haar be- ſudelt er ſich dermaßen/ daß es nicht zu beſchreiben. Er waͤre auch ohne allen Zweifel in dem Leim erſticket/ ſo ich ihr

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/62>, abgerufen am 03.05.2024.