Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurzweiliger
die übrigen alten Weiber nichts um die
Liebs-Geschicht/ sondern leckten das
Maul/ wie die Ziegen das Salz/
und machten so verwunderliche Minen
wie die fünf thörichten Jungfrauen im
Dom zu Magdeburg.

Nach dieser Erzehlung kamen
sie bald auf diesen/ bald auf
jenen Discurs, wie es unter der-
gleichen Leuten herzugehen pfleget.
Eine frangte sie/ wo sie her wäre; die
andre/ wie sie hieße; die dritte/ wo sie
sich aufgehalten; die vierdte seufzete
über ihr großes und barmherziges
Unglück; die fünfte weinete gar mit/
zu welchen man sie zwar alle nicht viel
zwingen noch bereden dörfen/ dann
sie hatten ohne dem sehr rinnende und
trieffende Augen/ und weil eine iede
die treu-herzigste unter ihnen seyn wol-
te/ stellete sich auch iede auf das treu-
herzigste an/ über welches ich heimlich
unter dem Ofen gelacht/ und der frem-
den Frauen immer in das Gesicht ge-
sehen.

Sie war aber keines Weges aus-
zulachen würidg/ dann die unghorsa-

samen

Kurzweiliger
die uͤbrigen alten Weiber nichts um die
Liebs-Geſchicht/ ſondern leckten das
Maul/ wie die Ziegen das Salz/
und machten ſo verwunderliche Minen
wie die fuͤnf thoͤrichten Jungfrauen im
Dom zu Magdeburg.

Nach dieſer Erzehlung kamen
ſie bald auf dieſen/ bald auf
jenen Discurs, wie es unter der-
gleichen Leuten herzugehen pfleget.
Eine frãgte ſie/ wo ſie her waͤre; die
andre/ wie ſie hieße; die dritte/ wo ſie
ſich aufgehalten; die vierdte ſeufzete
uͤber ihr großes und barmherziges
Ungluͤck; die fuͤnfte weinete gar mit/
zu welchen man ſie zwar alle nicht viel
zwingen noch bereden doͤrfen/ dann
ſie hatten ohne dem ſehr rinnende und
trieffende Augen/ und weil eine iede
die treu-herzigſte unter ihnen ſeyn wol-
te/ ſtellete ſich auch iede auf das treu-
herzigſte an/ uͤber welches ich heimlich
unter dem Ofen gelacht/ und der frem-
den Frauen immer in das Geſicht ge-
ſehen.

Sie war aber keines Weges aus-
zulachen wuͤridg/ dann die unghorſa-

ſamen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0054" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/>
die u&#x0364;brigen alten Weiber nichts um die<lb/>
Liebs-Ge&#x017F;chicht/ &#x017F;ondern leckten das<lb/>
Maul/ wie die Ziegen das Salz/<lb/>
und machten &#x017F;o verwunderliche Minen<lb/>
wie die fu&#x0364;nf tho&#x0364;richten Jungfrauen im<lb/>
Dom zu Magdeburg.</p><lb/>
        <p>Nach die&#x017F;er Erzehlung kamen<lb/>
&#x017F;ie bald auf die&#x017F;en/ bald auf<lb/>
jenen <hi rendition="#aq">Discurs,</hi> wie es unter der-<lb/>
gleichen Leuten herzugehen pfleget.<lb/>
Eine fra&#x0303;gte &#x017F;ie/ wo &#x017F;ie her wa&#x0364;re; die<lb/>
andre/ wie &#x017F;ie hieße; die dritte/ wo &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich aufgehalten; die vierdte &#x017F;eufzete<lb/>
u&#x0364;ber ihr großes und barmherziges<lb/>
Unglu&#x0364;ck; die fu&#x0364;nfte weinete gar mit/<lb/>
zu welchen man &#x017F;ie zwar alle nicht viel<lb/>
zwingen noch bereden do&#x0364;rfen/ dann<lb/>
&#x017F;ie hatten ohne dem &#x017F;ehr rinnende und<lb/>
trieffende Augen/ und weil eine iede<lb/>
die treu-herzig&#x017F;te unter ihnen &#x017F;eyn wol-<lb/>
te/ &#x017F;tellete &#x017F;ich auch iede auf das treu-<lb/>
herzig&#x017F;te an/ u&#x0364;ber welches ich heimlich<lb/>
unter dem Ofen gelacht/ und der frem-<lb/>
den Frauen immer in das Ge&#x017F;icht ge-<lb/>
&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Sie war aber keines Weges aus-<lb/>
zulachen wu&#x0364;ridg/ dann die unghor&#x017F;a-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;amen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0054] Kurzweiliger die uͤbrigen alten Weiber nichts um die Liebs-Geſchicht/ ſondern leckten das Maul/ wie die Ziegen das Salz/ und machten ſo verwunderliche Minen wie die fuͤnf thoͤrichten Jungfrauen im Dom zu Magdeburg. Nach dieſer Erzehlung kamen ſie bald auf dieſen/ bald auf jenen Discurs, wie es unter der- gleichen Leuten herzugehen pfleget. Eine frãgte ſie/ wo ſie her waͤre; die andre/ wie ſie hieße; die dritte/ wo ſie ſich aufgehalten; die vierdte ſeufzete uͤber ihr großes und barmherziges Ungluͤck; die fuͤnfte weinete gar mit/ zu welchen man ſie zwar alle nicht viel zwingen noch bereden doͤrfen/ dann ſie hatten ohne dem ſehr rinnende und trieffende Augen/ und weil eine iede die treu-herzigſte unter ihnen ſeyn wol- te/ ſtellete ſich auch iede auf das treu- herzigſte an/ uͤber welches ich heimlich unter dem Ofen gelacht/ und der frem- den Frauen immer in das Geſicht ge- ſehen. Sie war aber keines Weges aus- zulachen wuͤridg/ dann die unghorſa- ſamen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/54
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/54>, abgerufen am 03.05.2024.