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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
Tage eine neue Unbäßlichkeit vor.
Wann sie über den Brandt-Wein
kam/ so konte sie kein Mensch von dem
Glas weg bringen/ bis ihr die Flamm
zum Hals ausschluge/ die musten wir
mit Milch oder Urin wider leschen/ und
hat mich vielmal gereuet/ daß ich das
Raben-Aas nicht zu Staub und
Asche habe verbrennen laßen. Wann
ich ihr die Nadel in die Fäuste gege-
ben/ daß sie damit nähen solte/ er-
stache sie mit derselben die Fliegen an
der Wand/ oder räumete die Zähne
darmit aus. Sie zog gar oftmals
Manns-Kleider an/ und gienge auf
die Baurn-Tänze/ endlich lernete sie
gar auf der Leyr spielen/ und da sie
solt über dem Würk-Küssen sitzen/ saß
sie über der verfluchten Leyr/ und
machte einen Tanz nach dem andern
auf. Kam ein Gast zu uns/ so stel-
lete sie sich ganz melancholisch/ wann
sie nun von demselben gefraget wur-
de/ was ihr wäre/ gab sie zur Ant-
wort: Sie wäre so sehr zur Liebe ge-
neigt/ und ihre Frau Mutter wolte
nicht haben/ daß sie iemand lieben sol-

te/ daß

Kurzweiliger
Tage eine neue Unbaͤßlichkeit vor.
Wann ſie uͤber den Brandt-Wein
kam/ ſo konte ſie kein Menſch von dem
Glas weg bringen/ bis ihr die Flam̃
zum Hals ausſchluge/ die muſten wir
mit Milch oder Urin wider leſchen/ und
hat mich vielmal gereuet/ daß ich das
Raben-Aas nicht zu Staub und
Aſche habe verbrennen laßen. Wañ
ich ihr die Nadel in die Faͤuſte gege-
ben/ daß ſie damit naͤhen ſolte/ er-
ſtache ſie mit derſelben die Fliegen an
der Wand/ oder raͤumete die Zaͤhne
darmit aus. Sie zog gar oftmals
Manns-Kleider an/ und gienge auf
die Baurn-Taͤnze/ endlich lernete ſie
gar auf der Leyr ſpielen/ und da ſie
ſolt uͤber dem Wuͤrk-Kuͤſſen ſitzen/ ſaß
ſie uͤber der verfluchten Leyr/ und
machte einen Tanz nach dem andern
auf. Kam ein Gaſt zu uns/ ſo ſtel-
lete ſie ſich ganz melancholiſch/ wann
ſie nun von demſelben gefraget wur-
de/ was ihr waͤre/ gab ſie zur Ant-
wort: Sie waͤre ſo ſehr zur Liebe ge-
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[42/0050] Kurzweiliger Tage eine neue Unbaͤßlichkeit vor. Wann ſie uͤber den Brandt-Wein kam/ ſo konte ſie kein Menſch von dem Glas weg bringen/ bis ihr die Flam̃ zum Hals ausſchluge/ die muſten wir mit Milch oder Urin wider leſchen/ und hat mich vielmal gereuet/ daß ich das Raben-Aas nicht zu Staub und Aſche habe verbrennen laßen. Wañ ich ihr die Nadel in die Faͤuſte gege- ben/ daß ſie damit naͤhen ſolte/ er- ſtache ſie mit derſelben die Fliegen an der Wand/ oder raͤumete die Zaͤhne darmit aus. Sie zog gar oftmals Manns-Kleider an/ und gienge auf die Baurn-Taͤnze/ endlich lernete ſie gar auf der Leyr ſpielen/ und da ſie ſolt uͤber dem Wuͤrk-Kuͤſſen ſitzen/ ſaß ſie uͤber der verfluchten Leyr/ und machte einen Tanz nach dem andern auf. Kam ein Gaſt zu uns/ ſo ſtel- lete ſie ſich ganz melancholiſch/ wann ſie nun von demſelben gefraget wur- de/ was ihr waͤre/ gab ſie zur Ant- wort: Sie waͤre ſo ſehr zur Liebe ge- neigt/ und ihre Frau Mutter wolte nicht haben/ daß ſie iemand lieben ſol- te/ daß

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/50>, abgerufen am 24.11.2024.