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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
mich/ sondern miethete noch darzu ei-
ne Wasser-Mühl/ mit welcher ich
etliche Wiesen und Aecker zu genießen
hatte. Aber der Teufel triebe sein
Spiel auch hierinnen nicht ein gerin-
ges/ denn es wurde in solcher ein
Mühl-Knecht erschlagen/ welcher
nach dem Tod dermaßen umgienge/
daß kein Mensch mehr darinnen ar-
beiten wollen. Dieses Gespenst ließe
sich sehen/ bald als ein Bock/ bald
als ein auffätziger Mann/ dahero
wurde gemuhtmaßet/ sein Vatter
seye entweder ein Schneider oder ein
Weber gewesen. So kame mir auch
gar viel Vieh um/ welchen Schaden
ich aber durch das Getrayd ersetzete.
Endlich genaße ich auf diesem Guth
einer Tochter/ welche mir der Spitz-
bube zum Pfande hinterlaßen/ und
gleichwol erzoge ich diese sehr aufsich-
tig/ und unterrichtete sie in allen
wol-anständigen Tugenden/ sagte
ihr auch nicht das geringste/ welch
ein ehrbarer und sauberer Mann ihr
Vater gewesen/ sondern gabe vor/
daß er als ein wackerer Soldat in

dem

Kurzweiliger
mich/ ſondern miethete noch darzu ei-
ne Waſſer-Muͤhl/ mit welcher ich
etliche Wieſen und Aecker zu genießen
hatte. Aber der Teufel triebe ſein
Spiel auch hierinnen nicht ein gerin-
ges/ denn es wurde in ſolcher ein
Muͤhl-Knecht erſchlagen/ welcher
nach dem Tod dermaßen umgienge/
daß kein Menſch mehr darinnen ar-
beiten wollen. Dieſes Geſpenſt ließe
ſich ſehen/ bald als ein Bock/ bald
als ein auffaͤtziger Mann/ dahero
wurde gemuhtmaßet/ ſein Vatter
ſeye entweder ein Schneider oder ein
Weber geweſen. So kame mir auch
gar viel Vieh um/ welchen Schaden
ich aber durch das Getrayd erſetzete.
Endlich genaße ich auf dieſem Guth
einer Tochter/ welche mir der Spitz-
bube zum Pfande hinterlaßen/ und
gleichwol erzoge ich dieſe ſehr aufſich-
tig/ und unterrichtete ſie in allen
wol-anſtaͤndigen Tugenden/ ſagte
ihr auch nicht das geringſte/ welch
ein ehrbarer und ſauberer Mann ihr
Vater geweſen/ ſondern gabe vor/
daß er als ein wackerer Soldat in

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[38/0046] Kurzweiliger mich/ ſondern miethete noch darzu ei- ne Waſſer-Muͤhl/ mit welcher ich etliche Wieſen und Aecker zu genießen hatte. Aber der Teufel triebe ſein Spiel auch hierinnen nicht ein gerin- ges/ denn es wurde in ſolcher ein Muͤhl-Knecht erſchlagen/ welcher nach dem Tod dermaßen umgienge/ daß kein Menſch mehr darinnen ar- beiten wollen. Dieſes Geſpenſt ließe ſich ſehen/ bald als ein Bock/ bald als ein auffaͤtziger Mann/ dahero wurde gemuhtmaßet/ ſein Vatter ſeye entweder ein Schneider oder ein Weber geweſen. So kame mir auch gar viel Vieh um/ welchen Schaden ich aber durch das Getrayd erſetzete. Endlich genaße ich auf dieſem Guth einer Tochter/ welche mir der Spitz- bube zum Pfande hinterlaßen/ und gleichwol erzoge ich dieſe ſehr aufſich- tig/ und unterrichtete ſie in allen wol-anſtaͤndigen Tugenden/ ſagte ihr auch nicht das geringſte/ welch ein ehrbarer und ſauberer Mann ihr Vater geweſen/ ſondern gabe vor/ daß er als ein wackerer Soldat in dem

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/46>, abgerufen am 28.03.2024.