[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger selbsten in der Finster ausgeraubet/und bis aufs Hemde ausgezogen. Was solt ich thun/ zurück zu gehen schämte ich mich/ als es aber ein we- nig hell geworden/ und mich die Straßen-Räuber recht unter dem Ge- sicht sahen/ gaben sie mir die Sa- chen wieder/ doch mit dem Beding/ daß ichs mit ihnen halten und ihre Hur seyn solte. Jch war noch voll Zorn und Widerwillen gegen meinem Manne als deinem Schwager/ deß- wegen gesellte ich mich zu dem gottlosen Gesindlein/ und trachteten Tag und Nacht nichts als wie wir denen Leu- ten Schaden zufügen könnten. Aber davor kan ich einen sichern Eyd schwö- ren/ daß ich zu keinem Mord und Todschlag Anlaß gegeben noch geholf- fen habe/ so viel und mannnigfaltige Menschen auch von unsern Leuten sind erschlagen und umgebracht wor- den/ aber gehuret hab ich/ daß es nicht auszusprechen ist. Dann ich er- zeugte in diesen fünf Jahren vier Kin- der/ welche alle in dem Dorf betteln herum gehen/ und jenes Mägdlein/ welches
Kurzweiliger ſelbſten in der Finſter ausgeraubet/und bis aufs Hemde ausgezogen. Was ſolt ich thun/ zuruͤck zu gehen ſchaͤmte ich mich/ als es aber ein we- nig hell geworden/ und mich die Straßen-Raͤuber recht unter dem Ge- ſicht ſahen/ gaben ſie mir die Sa- chen wieder/ doch mit dem Beding/ daß ichs mit ihnen halten und ihre Hur ſeyn ſolte. Jch war noch voll Zorn und Widerwillen gegen meinem Manne als deinem Schwager/ deß- wegen geſellte ich mich zu dem gottloſen Geſindlein/ und trachteten Tag und Nacht nichts als wie wir denen Leu- ten Schaden zufuͤgen koͤnnten. Aber davor kan ich einen ſichern Eyd ſchwoͤ- ren/ daß ich zu keinem Mord und Todſchlag Anlaß gegeben noch geholf- fen habe/ ſo viel und mannnigfaltige Menſchen auch von unſern Leuten ſind erſchlagen und umgebracht wor- den/ aber gehuret hab ich/ daß es nicht auszuſprechen iſt. Dann ich er- zeugte in dieſen fuͤnf Jahren vier Kin- der/ welche alle in dem Dorf betteln herum gehen/ und jenes Maͤgdlein/ welches
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Kurzweiliger
ſelbſten in der Finſter ausgeraubet/
und bis aufs Hemde ausgezogen.
Was ſolt ich thun/ zuruͤck zu gehen
ſchaͤmte ich mich/ als es aber ein we-
nig hell geworden/ und mich die
Straßen-Raͤuber recht unter dem Ge-
ſicht ſahen/ gaben ſie mir die Sa-
chen wieder/ doch mit dem Beding/
daß ichs mit ihnen halten und ihre
Hur ſeyn ſolte. Jch war noch voll
Zorn und Widerwillen gegen meinem
Manne als deinem Schwager/ deß-
wegen geſellte ich mich zu dem gottloſen
Geſindlein/ und trachteten Tag und
Nacht nichts als wie wir denen Leu-
ten Schaden zufuͤgen koͤnnten. Aber
davor kan ich einen ſichern Eyd ſchwoͤ-
ren/ daß ich zu keinem Mord und
Todſchlag Anlaß gegeben noch geholf-
fen habe/ ſo viel und mannnigfaltige
Menſchen auch von unſern Leuten
ſind erſchlagen und umgebracht wor-
den/ aber gehuret hab ich/ daß es
nicht auszuſprechen iſt. Dann ich er-
zeugte in dieſen fuͤnf Jahren vier Kin-
der/ welche alle in dem Dorf betteln
herum gehen/ und jenes Maͤgdlein/
welches
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Zitationshilfe: | [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/32>, abgerufen am 16.02.2025. |