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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
stürzene Schwester gänzlich aus/ ohne
was wir unserm Schwager in Anse-
hung seiner Ehr und Redlichkeit aus
gutem Gemühte zugestoßen. Er
wurde ie länger ie kleinmühtiger/ und
zwar dergestalten/ daß er sich endlich
resolvirt aufs neue nach einer Kriegs-
Charge zu streben/ und weil er sich
ehedeßen zu Felde gebrauchen lassen/
wie der Rittmeister/ ob es ihm schon
so viel an baarem Gelde gekostet/ als
ein Obrist-Leutenants-Stelle. Jn
einem solchen Stand zoge er von uns/
und ließe uns zwey Töchter/ welche er
mit seiner Vagantin gezeuget/ zu rücke/
die wir nach Müglichkeit auferziehen
und warten solten.

Nicht gar ein Jahr darnach be-
kamen wir Zeitung/ daß er todt ge-
schoßen wörden/ und daher kleideten
wir uns in die Traur/ und ließen ihm
ein Leich-Predigt halten samt der ge-
wöhnlichen Messe/ und was sonst dar-
bey gebräuchlich war. Aber als ich
fünf Jahr darauf mit meinem Manne
Verlöbnüß hatte/ ritte ein stattlicher
Cavalir in mein Schloß ein/ sein Gol-

leth

Kurzweiliger
ſtuͤrzene Schweſter gaͤnzlich aus/ ohne
was wir unſerm Schwager in Anſe-
hung ſeiner Ehr und Redlichkeit aus
gutem Gemuͤhte zugeſtoßen. Er
wurde ie laͤnger ie kleinmuͤhtiger/ und
zwar dergeſtalten/ daß er ſich endlich
reſolvirt aufs neue nach einer Kriegs-
Charge zu ſtreben/ und weil er ſich
ehedeßen zu Felde gebrauchen laſſen/
wie der Rittmeiſter/ ob es ihm ſchon
ſo viel an baarem Gelde gekoſtet/ als
ein Obriſt-Leutenants-Stelle. Jn
einem ſolchen Stand zoge er von uns/
und ließe uns zwey Toͤchter/ welche er
mit ſeiner Vagantin gezeuget/ zu ruͤcke/
die wir nach Muͤglichkeit auferziehen
und warten ſolten.

Nicht gar ein Jahr darnach be-
kamen wir Zeitung/ daß er todt ge-
ſchoßen woͤrden/ und daher kleideten
wir uns in die Traur/ und ließen ihm
ein Leich-Predigt halten ſamt der ge-
woͤhnlichen Meſſe/ und was ſonſt dar-
bey gebraͤuchlich war. Aber als ich
fuͤnf Jahr darauf mit meinem Manne
Verloͤbnuͤß hatte/ ritte ein ſtattlicher
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[18/0026] Kurzweiliger ſtuͤrzene Schweſter gaͤnzlich aus/ ohne was wir unſerm Schwager in Anſe- hung ſeiner Ehr und Redlichkeit aus gutem Gemuͤhte zugeſtoßen. Er wurde ie laͤnger ie kleinmuͤhtiger/ und zwar dergeſtalten/ daß er ſich endlich reſolvirt aufs neue nach einer Kriegs- Charge zu ſtreben/ und weil er ſich ehedeßen zu Felde gebrauchen laſſen/ wie der Rittmeiſter/ ob es ihm ſchon ſo viel an baarem Gelde gekoſtet/ als ein Obriſt-Leutenants-Stelle. Jn einem ſolchen Stand zoge er von uns/ und ließe uns zwey Toͤchter/ welche er mit ſeiner Vagantin gezeuget/ zu ruͤcke/ die wir nach Muͤglichkeit auferziehen und warten ſolten. Nicht gar ein Jahr darnach be- kamen wir Zeitung/ daß er todt ge- ſchoßen woͤrden/ und daher kleideten wir uns in die Traur/ und ließen ihm ein Leich-Predigt halten ſamt der ge- woͤhnlichen Meſſe/ und was ſonſt dar- bey gebraͤuchlich war. Aber als ich fuͤnf Jahr darauf mit meinem Manne Verloͤbnuͤß hatte/ ritte ein ſtattlicher Cavalir in mein Schloß ein/ ſein Gol- leth

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/26>, abgerufen am 20.04.2024.