Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurzweiliger
sel/ Bärnhäuter/ Bacchanten/ Stu-
ben-Sitzer/ Bett-Wärmer/ Hosen-
Scheißer/ Marodi-Bruder/ einen
Stigl-Fritzen/ einen Schab-Halser/
einen lausigen Edelmann und derglei-
chen nennete/ da gab es nun eine
ziemlich ungleiche Ehe/ und weil der
Teufel bey solchen Fällen nicht schläf-
fet/ brachte er bald andere Leute in
das Spiel/ die gaben der Schwester
recht Teuflische Anschläge/ ihren Herrn
zu verlaßen/ und ihr übriges Geld
anderwärtig zu verzehren. Derge-
stalten verließ sie ihn heimlich in der
Nacht/ nachdem sie ihre bästen Sa-
chen in der Stille hinweg gepracticirt
hatte.

Es waren etwan noch drey Pfer-
de samt zwey Gutschen zurücke/ das
war der ganze Reichthum meines
Schwagers/ mit welchem er sich hin-
füro ernähren solte. Er durchsuchte
alle Kisten und Kasten/ aber da war
kein Pfennig Geld mehr zu finden/
derowegen fället er in eine große Me-
lancholie; welche mit Zorn und Hoff-
nung vermischet war/ und die Hoff-

nung

Kurzweiliger
ſel/ Baͤrnhaͤuter/ Bacchanten/ Stu-
ben-Sitzer/ Bett-Waͤrmer/ Hoſen-
Scheißer/ Marodi-Bruder/ einen
Stigl-Fritzen/ einen Schab-Halſer/
einen lauſigen Edelmann und derglei-
chen nennete/ da gab es nun eine
ziemlich ungleiche Ehe/ und weil der
Teufel bey ſolchen Faͤllen nicht ſchlaͤf-
fet/ brachte er bald andere Leute in
das Spiel/ die gaben der Schweſter
recht Teufliſche Anſchlaͤge/ ihren Herꝛn
zu verlaßen/ und ihr uͤbriges Geld
anderwaͤrtig zu verzehren. Derge-
ſtalten verließ ſie ihn heimlich in der
Nacht/ nachdem ſie ihre baͤſten Sa-
chen in der Stille hinweg gepracticirt
hatte.

Es waren etwan noch drey Pfer-
de ſamt zwey Gutſchen zuruͤcke/ das
war der ganze Reichthum meines
Schwagers/ mit welchem er ſich hin-
fuͤro ernaͤhren ſolte. Er durchſuchte
alle Kiſten und Kaſten/ aber da war
kein Pfennig Geld mehr zu finden/
derowegen faͤllet er in eine große Me-
lancholie; welche mit Zorn und Hoff-
nung vermiſchet war/ und die Hoff-

nung
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0024" n="16"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/>
&#x017F;el/ Ba&#x0364;rnha&#x0364;ut<hi rendition="#aq">e</hi>r/ Bacchanten/ Stu-<lb/>
ben-Sitzer/ Bett-Wa&#x0364;rmer/ Ho&#x017F;en-<lb/>
Scheißer/ Marodi-Bruder/ einen<lb/>
Stigl-Fritzen/ einen Schab-Hal&#x017F;er/<lb/>
einen lau&#x017F;igen Edelmann und derglei-<lb/>
chen nennete/ da gab es nun eine<lb/>
ziemlich ungleiche Ehe/ und weil der<lb/>
Teufel bey &#x017F;olchen Fa&#x0364;llen nicht &#x017F;chla&#x0364;f-<lb/>
fet/ brachte er bald andere Leute in<lb/>
das Spiel/ die gaben der Schwe&#x017F;ter<lb/>
recht Teufli&#x017F;che An&#x017F;chla&#x0364;ge/ ihren Her&#xA75B;n<lb/>
zu verlaßen/ und ihr u&#x0364;briges Geld<lb/>
anderwa&#x0364;rtig zu verzehren. Derge-<lb/>
&#x017F;talten verließ &#x017F;ie ihn heimlich in der<lb/>
Nacht/ nachdem &#x017F;ie ihre ba&#x0364;&#x017F;ten Sa-<lb/>
chen in der Stille hinweg gepracticirt<lb/>
hatte.</p><lb/>
        <p>Es waren etwan noch drey Pfer-<lb/>
de &#x017F;amt zwey Gut&#x017F;chen zuru&#x0364;cke/ das<lb/>
war der ganze Reichthum meines<lb/>
Schwagers/ mit welchem er &#x017F;ich hin-<lb/>
fu&#x0364;ro erna&#x0364;hren &#x017F;olte. Er durch&#x017F;uchte<lb/>
alle Ki&#x017F;ten und Ka&#x017F;ten/ aber da war<lb/>
kein Pfennig Geld mehr zu finden/<lb/>
derowegen fa&#x0364;llet er in eine große Me-<lb/>
lancholie; welche mit Zorn und Hoff-<lb/>
nung vermi&#x017F;chet war/ und die Hoff-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nung</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0024] Kurzweiliger ſel/ Baͤrnhaͤuter/ Bacchanten/ Stu- ben-Sitzer/ Bett-Waͤrmer/ Hoſen- Scheißer/ Marodi-Bruder/ einen Stigl-Fritzen/ einen Schab-Halſer/ einen lauſigen Edelmann und derglei- chen nennete/ da gab es nun eine ziemlich ungleiche Ehe/ und weil der Teufel bey ſolchen Faͤllen nicht ſchlaͤf- fet/ brachte er bald andere Leute in das Spiel/ die gaben der Schweſter recht Teufliſche Anſchlaͤge/ ihren Herꝛn zu verlaßen/ und ihr uͤbriges Geld anderwaͤrtig zu verzehren. Derge- ſtalten verließ ſie ihn heimlich in der Nacht/ nachdem ſie ihre baͤſten Sa- chen in der Stille hinweg gepracticirt hatte. Es waren etwan noch drey Pfer- de ſamt zwey Gutſchen zuruͤcke/ das war der ganze Reichthum meines Schwagers/ mit welchem er ſich hin- fuͤro ernaͤhren ſolte. Er durchſuchte alle Kiſten und Kaſten/ aber da war kein Pfennig Geld mehr zu finden/ derowegen faͤllet er in eine große Me- lancholie; welche mit Zorn und Hoff- nung vermiſchet war/ und die Hoff- nung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/24
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/24>, abgerufen am 24.11.2024.