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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
nen und gestehen muß/ daß sich in
meiner Jugend auf unserm Schloß
aufgehalten habe ein Cavalir von son-
derlicher Tapferkeit/ sein Herr Vater
war auch ein wackerer Cavalir, und
hat zu seinen Zeiten an der Redlich-
keit wenig seines gleichen gebabt/ ob
ihn schon manche sonsten vor einen
Fuchsschwäntzer und Maul-Christen
gehalten. Und ob er zwar von Ge-
burt arm und unvermägend/ brachte
ers doch durch seine sonderbare Eigen-
schaften dahin/ daß er meine Schwe-
ster/ die sich in die vier und vierzig-
tausend Ducaten reich schätzte/ zur
Ehe bekamme. Dieses Geld und statt-
liche Capital machte er sich trefflich zu
Nutzen/ dann er konte leichtlich aus
dem vorigen Zustand ermäßen/ was
vor ein Elend es sey/ sich so sehr in
der Armuht/ wie ein Wurm in dem
Koht herum schleppen müßen/ und
dahero überlegte er sein Hauswesen
sehr wol/ also/ daß meine Schwester
über einen unvorsichtigen Hauswirth
im geringsten nicht klagen konte. A-
ber dieser Fleiß meines Schwagers

war

Kurzweiliger
nen und geſtehen muß/ daß ſich in
meiner Jugend auf unſerm Schloß
aufgehalten habe ein Cavalir von ſon-
derlicher Tapferkeit/ ſein Herꝛ Vater
war auch ein wackerer Cavalir, und
hat zu ſeinen Zeiten an der Redlich-
keit wenig ſeines gleichen gebabt/ ob
ihn ſchon manche ſonſten vor einen
Fuchsſchwaͤntzer und Maul-Chriſten
gehalten. Und ob er zwar von Ge-
burt arm und unvermaͤgend/ brachte
ers doch durch ſeine ſonderbare Eigen-
ſchaften dahin/ daß er meine Schwe-
ſter/ die ſich in die vier und vierzig-
tauſend Ducaten reich ſchaͤtzte/ zur
Ehe bekam̃e. Dieſes Geld und ſtatt-
liche Capital machte er ſich trefflich zu
Nutzen/ dann er konte leichtlich aus
dem vorigen Zuſtand ermaͤßen/ was
vor ein Elend es ſey/ ſich ſo ſehr in
der Armuht/ wie ein Wurm in dem
Koht herum ſchleppen muͤßen/ und
dahero uͤberlegte er ſein Hausweſen
ſehr wol/ alſo/ daß meine Schweſter
uͤber einen unvorſichtigen Hauswirth
im geringſten nicht klagen konte. A-
ber dieſer Fleiß meines Schwagers

war
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[12/0020] Kurzweiliger nen und geſtehen muß/ daß ſich in meiner Jugend auf unſerm Schloß aufgehalten habe ein Cavalir von ſon- derlicher Tapferkeit/ ſein Herꝛ Vater war auch ein wackerer Cavalir, und hat zu ſeinen Zeiten an der Redlich- keit wenig ſeines gleichen gebabt/ ob ihn ſchon manche ſonſten vor einen Fuchsſchwaͤntzer und Maul-Chriſten gehalten. Und ob er zwar von Ge- burt arm und unvermaͤgend/ brachte ers doch durch ſeine ſonderbare Eigen- ſchaften dahin/ daß er meine Schwe- ſter/ die ſich in die vier und vierzig- tauſend Ducaten reich ſchaͤtzte/ zur Ehe bekam̃e. Dieſes Geld und ſtatt- liche Capital machte er ſich trefflich zu Nutzen/ dann er konte leichtlich aus dem vorigen Zuſtand ermaͤßen/ was vor ein Elend es ſey/ ſich ſo ſehr in der Armuht/ wie ein Wurm in dem Koht herum ſchleppen muͤßen/ und dahero uͤberlegte er ſein Hausweſen ſehr wol/ alſo/ daß meine Schweſter uͤber einen unvorſichtigen Hauswirth im geringſten nicht klagen konte. A- ber dieſer Fleiß meines Schwagers war

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/20>, abgerufen am 25.11.2024.