Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurzweiliger
gewesen. Jch muste wochentlich zwey
Gülden Kost-Geld geben/ und kan
wol schweren/ daß ich nit vor einen hal-
ben Thaler/ ganzer vierzehen Tage/ zu
Essen bekommen/ dann der Kost-Herr
sagte/ wann man mäßig lebte/ so
könte man bäßer studieren. Auf die
Nacht gab er uns meistentheils Linsen/
Nocken/ Nudel und Rüben/ zuwei-
len war ein Stücklein Fleisch einer
Faust groß darinnen/ zuweilen auch
eine Hand voll Speck-Häute/ aber es
waren unserer gar zu viel darzu/ also
bekam ich oft das Gute nur zu versu-
chen. Nach dem Essen muste ich stracks
zo der Arbeit/ und er ließe mir die Wo-
che kaum drey Stunden spatzieren oder
vor das Thor zu gehen. Er legte mich
in ein Bett/ darinnen mehr Stroh/ als
Federn waren/ und im Winter muste
ich noch meine Kleider und Mantel
darzu auf mich decken/ wann ich an-
ders vor dem Frost habe wollen sicher
seyn.

Jch kan es hoch und theuer be-
kräfftigen/ daß mir die Magd inner-
halb vier Wochen das Bette kaum

drey

Kurzweiliger
geweſen. Jch muſte wochentlich zwey
Guͤlden Koſt-Geld geben/ und kan
wol ſchweren/ daß ich nit vor einen hal-
ben Thaler/ ganzer vierzehen Tage/ zu
Eſſen bekommen/ dann der Koſt-Herꝛ
ſagte/ wann man maͤßig lebte/ ſo
koͤnte man baͤßer ſtudieren. Auf die
Nacht gab er uns meiſtentheils Linſen/
Nocken/ Nudel und Ruͤben/ zuwei-
len war ein Stuͤcklein Fleiſch einer
Fauſt groß darinnen/ zuweilen auch
eine Hand voll Speck-Haͤute/ aber es
waren unſerer gar zu viel darzu/ alſo
bekam ich oft das Gute nur zu verſu-
chen. Nach dem Eſſen muſte ich ſtracks
zo der Arbeit/ und er ließe mir die Wo-
che kaum drey Stunden ſpatzieren oder
vor das Thor zu gehen. Er legte mich
in ein Bett/ darinnen mehr Stroh/ als
Federn waren/ und im Winter muſte
ich noch meine Kleider und Mantel
darzu auf mich decken/ wann ich an-
ders vor dem Froſt habe wollen ſicher
ſeyn.

Jch kan es hoch und theuer be-
kraͤfftigen/ daß mir die Magd inner-
halb vier Wochen das Bette kaum

drey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0118" n="110"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/>
gewe&#x017F;en. Jch mu&#x017F;te wochentlich zwey<lb/>
Gu&#x0364;lden Ko&#x017F;t-Geld geben/ und kan<lb/>
wol &#x017F;chweren/ daß ich nit vor einen hal-<lb/>
ben Thaler/ ganzer vierzehen Tage/ zu<lb/>
E&#x017F;&#x017F;en bekommen/ dann der Ko&#x017F;t-Her&#xA75B;<lb/>
&#x017F;agte/ wann man ma&#x0364;ßig lebte/ &#x017F;o<lb/>
ko&#x0364;nte man ba&#x0364;ßer &#x017F;tudieren. Auf die<lb/>
Nacht gab er uns mei&#x017F;tentheils Lin&#x017F;en/<lb/>
Nocken/ Nudel und Ru&#x0364;ben/ zuwei-<lb/>
len war ein Stu&#x0364;cklein Flei&#x017F;ch einer<lb/>
Fau&#x017F;t groß darinnen/ zuweilen auch<lb/>
eine Hand voll Speck-Ha&#x0364;ute/ aber es<lb/>
waren un&#x017F;erer gar zu viel darzu/ al&#x017F;o<lb/>
bekam ich oft das Gute nur zu ver&#x017F;u-<lb/>
chen. Nach dem E&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te ich &#x017F;tracks<lb/>
zo der Arbeit/ und er ließe mir die Wo-<lb/>
che kaum drey Stunden &#x017F;patzieren oder<lb/>
vor das Thor zu gehen. Er legte mich<lb/>
in ein Bett/ darinnen mehr Stroh/ als<lb/>
Federn waren/ und im Winter mu&#x017F;te<lb/>
ich noch meine Kleider und Mantel<lb/>
darzu auf mich decken/ wann ich an-<lb/>
ders vor dem Fro&#x017F;t habe wollen &#x017F;icher<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p>Jch kan es hoch und theuer be-<lb/>
kra&#x0364;fftigen/ daß mir die Magd inner-<lb/>
halb vier Wochen das Bette kaum<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">drey</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0118] Kurzweiliger geweſen. Jch muſte wochentlich zwey Guͤlden Koſt-Geld geben/ und kan wol ſchweren/ daß ich nit vor einen hal- ben Thaler/ ganzer vierzehen Tage/ zu Eſſen bekommen/ dann der Koſt-Herꝛ ſagte/ wann man maͤßig lebte/ ſo koͤnte man baͤßer ſtudieren. Auf die Nacht gab er uns meiſtentheils Linſen/ Nocken/ Nudel und Ruͤben/ zuwei- len war ein Stuͤcklein Fleiſch einer Fauſt groß darinnen/ zuweilen auch eine Hand voll Speck-Haͤute/ aber es waren unſerer gar zu viel darzu/ alſo bekam ich oft das Gute nur zu verſu- chen. Nach dem Eſſen muſte ich ſtracks zo der Arbeit/ und er ließe mir die Wo- che kaum drey Stunden ſpatzieren oder vor das Thor zu gehen. Er legte mich in ein Bett/ darinnen mehr Stroh/ als Federn waren/ und im Winter muſte ich noch meine Kleider und Mantel darzu auf mich decken/ wann ich an- ders vor dem Froſt habe wollen ſicher ſeyn. Jch kan es hoch und theuer be- kraͤfftigen/ daß mir die Magd inner- halb vier Wochen das Bette kaum drey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/118
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/118>, abgerufen am 03.05.2024.