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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
Bachanten/ und wann ich etwan die
Kinder mit der Ruthe ein wenig auf
den Wamms-Aermel schluge/ so kame
sie gar mit Flegeln und Bären-Häu-
tern angestochen. Jhr Flegel! sagte
sie/ (mich meynend) laßet die armen
Kinder ungeschoren! Was ist das stä-
te Kalmäusern nutz? Man kan ihnen
in Gutem mehr beybringen/ als mit
Carnüffeln und Schlagen! Hiermit
riße sie mir die Ruthe aus den Händen/
und wurffe sie in den Ofen hinein.
Jch saße da wie eine Lett-Feige/ und
muste mich einen Tag nach dem andern
ausfilzen laßen/ daß ich mir endlich
selbst feind wurde/ unterließ derowe-
gen die Kinder zu straffen/ sie mägten
sich anstellen/ wie sie wolten; dann/
sagte die Frau: Laßet ihr mir die Kin-
der ungeheyet/ sie sind keine gemeine
Bauern-Bengel/ wie ihr und Eures
gleichen/ sondern sie haben zarte und
adeliche Köpfe/ sie wollen höflicher als
mit Schlägen tractirt seyn. Werdet
ihr mir nur noch einmal eines mit dem
Finger anrühren/ so will ich euch das
Loch weisen/ welches der Zimmermann

im Hau-

Kurzweiliger
Bachanten/ und wann ich etwan die
Kinder mit der Ruthe ein wenig auf
den Wam̃s-Aermel ſchluge/ ſo kame
ſie gar mit Flegeln und Baͤren-Haͤu-
tern angeſtochen. Jhr Flegel! ſagte
ſie/ (mich meynend) laßet die armen
Kinder ungeſchoren! Was iſt das ſtaͤ-
te Kalmaͤuſern nutz? Man kan ihnen
in Gutem mehr beybringen/ als mit
Carnuͤffeln und Schlagen! Hiermit
riße ſie mir die Ruthe aus den Haͤnden/
und wurffe ſie in den Ofen hinein.
Jch ſaße da wie eine Lett-Feige/ und
muſte mich einen Tag nach dem andern
ausfilzen laßen/ daß ich mir endlich
ſelbſt feind wurde/ unterließ derowe-
gen die Kinder zu ſtraffen/ ſie maͤgten
ſich anſtellen/ wie ſie wolten; dann/
ſagte die Frau: Laßet ihr mir die Kin-
der ungeheyet/ ſie ſind keine gemeine
Bauern-Bengel/ wie ihr und Eures
gleichen/ ſondern ſie haben zarte und
adeliche Koͤpfe/ ſie wollen hoͤflicher als
mit Schlaͤgen tractirt ſeyn. Werdet
ihr mir nur noch einmal eines mit dem
Finger anruͤhren/ ſo will ich euch das
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im Hau-
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[118/0126] Kurzweiliger Bachanten/ und wann ich etwan die Kinder mit der Ruthe ein wenig auf den Wam̃s-Aermel ſchluge/ ſo kame ſie gar mit Flegeln und Baͤren-Haͤu- tern angeſtochen. Jhr Flegel! ſagte ſie/ (mich meynend) laßet die armen Kinder ungeſchoren! Was iſt das ſtaͤ- te Kalmaͤuſern nutz? Man kan ihnen in Gutem mehr beybringen/ als mit Carnuͤffeln und Schlagen! Hiermit riße ſie mir die Ruthe aus den Haͤnden/ und wurffe ſie in den Ofen hinein. Jch ſaße da wie eine Lett-Feige/ und muſte mich einen Tag nach dem andern ausfilzen laßen/ daß ich mir endlich ſelbſt feind wurde/ unterließ derowe- gen die Kinder zu ſtraffen/ ſie maͤgten ſich anſtellen/ wie ſie wolten; dann/ ſagte die Frau: Laßet ihr mir die Kin- der ungeheyet/ ſie ſind keine gemeine Bauern-Bengel/ wie ihr und Eures gleichen/ ſondern ſie haben zarte und adeliche Koͤpfe/ ſie wollen hoͤflicher als mit Schlaͤgen tractirt ſeyn. Werdet ihr mir nur noch einmal eines mit dem Finger anruͤhren/ ſo will ich euch das Loch weiſen/ welches der Zimmermañ im Hau-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/126>, abgerufen am 27.12.2024.