Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
"mit nichten eingebildet/ daß man sie
"ohngefehr überfallen würde/ sondern
"vermeyneten wohl etwa/ man müsse
"ihnen den Krieg recht solenniter an-
"kündigen/ aber sie funden sich betrogen/
"denn es ist ja besser den Feind/ ehe er
"sichs versiehet anzugreiffen/ als ein
"gantz Jahr zuvor iederman davon
"wissen lassen/ auff diesen Fall kan auch
"wenig Volck offt mehr ausrichten/ als
"sonst eine gantze Armee.

Mancher möchte zwar einwen-
"den/ und sagen: Non minor est vir-
"tus, qvam qvaerere parta tueri,

"hierauff antwortete ich also: Es kan
"nicht geleugnet werden/ daß ihre Ma-
"jestätunser gebietender König/ die mei-
"sten eroberten Holländischen Städte
"wiederum verlassen/ aber doch mit
"schlechten Vorthel der Niederländer
"weil solche Städte eine grausame
"Summa Geldes erlegen müssen/ und

her-

Der verliebte
„mit nichten eingebildet/ daß man ſie
„ohngefehr uͤberfallen wuͤrde/ ſondern
„vermeyneten wohl etwa/ man muͤſſe
„ihnen den Krieg recht ſolenniter an-
„kuͤndigen/ aber ſie funden ſich betrogen/
„denn es iſt ja beſſer den Feind/ ehe er
„ſichs verſiehet anzugreiffen/ als ein
„gantz Jahr zuvor iederman davon
„wiſſen laſſen/ auff dieſen Fall kan auch
„wenig Volck offt mehr ausrichten/ als
„ſonſt eine gantze Armee.

Mancher moͤchte zwar einwen-
„den/ und ſagen: Non minor eſt vir-
„tus, qvam qværere parta tueri,

„hierauff antwortete ich alſo: Es kan
„nicht geleugnet werden/ daß ihre Ma-
„jeſtaͤtunſer gebietender Koͤnig/ die mei-
„ſten eroberten Hollaͤndiſchen Staͤdte
„wiederum verlaſſen/ aber doch mit
„ſchlechten Vorthel der Niederlaͤnder
„weil ſolche Staͤdte eine grauſame
„Summa Geldes erlegen muͤſſen/ und

her-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
&#x201E;mit nichten eingebildet/ daß man &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;ohngefehr u&#x0364;berfallen wu&#x0364;rde/ &#x017F;ondern<lb/>
&#x201E;vermeyneten wohl etwa/ man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x201E;ihnen den Krieg recht <hi rendition="#aq">&#x017F;olenniter</hi> an-<lb/>
&#x201E;ku&#x0364;ndigen/ aber &#x017F;ie funden &#x017F;ich betrogen/<lb/>
&#x201E;denn es i&#x017F;t ja be&#x017F;&#x017F;er den Feind/ ehe er<lb/>
&#x201E;&#x017F;ichs ver&#x017F;iehet anzugreiffen/ als ein<lb/>
&#x201E;gantz Jahr zuvor iederman davon<lb/>
&#x201E;wi&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ auff die&#x017F;en Fall kan auch<lb/>
&#x201E;wenig Volck offt mehr ausrichten/ als<lb/>
&#x201E;&#x017F;on&#x017F;t eine gantze Armee.</p><lb/>
        <p>Mancher mo&#x0364;chte zwar einwen-<lb/>
&#x201E;den/ und &#x017F;agen: <hi rendition="#aq">Non minor e&#x017F;t vir-<lb/>
&#x201E;tus, qvam qværere parta tueri,</hi><lb/>
&#x201E;hierauff antwortete ich al&#x017F;o: Es kan<lb/>
&#x201E;nicht geleugnet werden/ daß ihre Ma-<lb/>
&#x201E;je&#x017F;ta&#x0364;tun&#x017F;er gebietender Ko&#x0364;nig/ die mei-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ten eroberten Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Sta&#x0364;dte<lb/>
&#x201E;wiederum verla&#x017F;&#x017F;en/ aber doch mit<lb/>
&#x201E;&#x017F;chlechten Vorthel der Niederla&#x0364;nder<lb/>
&#x201E;weil &#x017F;olche Sta&#x0364;dte eine grau&#x017F;ame<lb/>
&#x201E;Summa Geldes erlegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">her-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0076] Der verliebte „mit nichten eingebildet/ daß man ſie „ohngefehr uͤberfallen wuͤrde/ ſondern „vermeyneten wohl etwa/ man muͤſſe „ihnen den Krieg recht ſolenniter an- „kuͤndigen/ aber ſie funden ſich betrogen/ „denn es iſt ja beſſer den Feind/ ehe er „ſichs verſiehet anzugreiffen/ als ein „gantz Jahr zuvor iederman davon „wiſſen laſſen/ auff dieſen Fall kan auch „wenig Volck offt mehr ausrichten/ als „ſonſt eine gantze Armee. Mancher moͤchte zwar einwen- „den/ und ſagen: Non minor eſt vir- „tus, qvam qværere parta tueri, „hierauff antwortete ich alſo: Es kan „nicht geleugnet werden/ daß ihre Ma- „jeſtaͤtunſer gebietender Koͤnig/ die mei- „ſten eroberten Hollaͤndiſchen Staͤdte „wiederum verlaſſen/ aber doch mit „ſchlechten Vorthel der Niederlaͤnder „weil ſolche Staͤdte eine grauſame „Summa Geldes erlegen muͤſſen/ und her-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/76
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/76>, abgerufen am 25.11.2024.