Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Europaeer.

Aurelius sagte: Es ist gewiß/ daß
uns Menschen nichts wunderlicher in
der Natur vorkömmt/ und schwerer zu
ergründen als die Ursachen der Sympa-
thiae
und antipathiae, oder Freund-und
Feindschafft unter denen Geschöpf-
fen. Denn daß solches unser HERR
GOtt in die Natur also eingepflantzet/
wird nicht leicht iemand leugnen/
weil aber GOtt nicht unmittelbar/ son-
dern in seinen Geschöpffen natürlich
würcket/ muß doch dieses auff eine na-
türliche Art und Weise geschehen/ ob
uns gleich solches unwissend. Denn
wenn wir Menschen das jenige wüsten/
welches uns annoch in der Natur ver-
borgen/ würde unser ietziges Wissen nur
lauter Stückwerck seyn.

Der Ritmeister fragte/ was denn
Sympathia und antipathia wäre.

Au-
O 3
Europæer.

Aurelius ſagte: Es iſt gewiß/ daß
uns Menſchen nichts wunderlicher in
der Natur vorkoͤmmt/ und ſchwerer zu
ergruͤnden als die Urſachen der Sympa-
thiæ
und antipathiæ, oder Freund-und
Feindſchafft unter denen Geſchoͤpf-
fen. Denn daß ſolches unſer HERR
GOtt in die Natur alſo eingepflantzet/
wird nicht leicht iemand leugnen/
weil aber GOtt nicht unmittelbar/ ſon-
dern in ſeinen Geſchoͤpffen natuͤrlich
wuͤrcket/ muß doch dieſes auff eine na-
tuͤrliche Art und Weiſe geſchehen/ ob
uns gleich ſolches unwiſſend. Denn
wenn wir Menſchen das jenige wuͤſten/
welches uns annoch in der Natur ver-
borgen/ wuͤrde unſer ietziges Wiſſen nur
lauter Stuͤckwerck ſeyn.

Der Ritmeiſter fragte/ was denn
Sympathia und antipathia waͤre.

Au-
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0321" n="299"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi> </fw><lb/>
        <p>Aurelius &#x017F;agte: Es i&#x017F;t gewiß/ daß<lb/>
uns Men&#x017F;chen nichts wunderlicher in<lb/>
der Natur vorko&#x0364;mmt/ und &#x017F;chwerer zu<lb/>
ergru&#x0364;nden als die Ur&#x017F;achen der <hi rendition="#aq">Sympa-<lb/>
thiæ</hi> und <hi rendition="#aq">antipathiæ,</hi> oder Freund-und<lb/>
Feind&#x017F;chafft unter denen Ge&#x017F;cho&#x0364;pf-<lb/>
fen. Denn daß &#x017F;olches un&#x017F;er HERR<lb/>
GOtt in die Natur al&#x017F;o eingepflantzet/<lb/>
wird nicht leicht iemand leugnen/<lb/>
weil aber GOtt nicht unmittelbar/ &#x017F;on-<lb/>
dern in &#x017F;einen Ge&#x017F;cho&#x0364;pffen natu&#x0364;rlich<lb/>
wu&#x0364;rcket/ muß doch die&#x017F;es auff eine na-<lb/>
tu&#x0364;rliche Art und Wei&#x017F;e ge&#x017F;chehen/ ob<lb/>
uns gleich &#x017F;olches unwi&#x017F;&#x017F;end. Denn<lb/>
wenn wir Men&#x017F;chen das jenige wu&#x0364;&#x017F;ten/<lb/>
welches uns annoch in der Natur ver-<lb/>
borgen/ wu&#x0364;rde un&#x017F;er ietziges Wi&#x017F;&#x017F;en nur<lb/>
lauter Stu&#x0364;ckwerck &#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p>Der Ritmei&#x017F;ter fragte/ was denn<lb/><hi rendition="#aq">Sympathia</hi> und <hi rendition="#aq">antipathia</hi> wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">O 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Au-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[299/0321] Europæer. Aurelius ſagte: Es iſt gewiß/ daß uns Menſchen nichts wunderlicher in der Natur vorkoͤmmt/ und ſchwerer zu ergruͤnden als die Urſachen der Sympa- thiæ und antipathiæ, oder Freund-und Feindſchafft unter denen Geſchoͤpf- fen. Denn daß ſolches unſer HERR GOtt in die Natur alſo eingepflantzet/ wird nicht leicht iemand leugnen/ weil aber GOtt nicht unmittelbar/ ſon- dern in ſeinen Geſchoͤpffen natuͤrlich wuͤrcket/ muß doch dieſes auff eine na- tuͤrliche Art und Weiſe geſchehen/ ob uns gleich ſolches unwiſſend. Denn wenn wir Menſchen das jenige wuͤſten/ welches uns annoch in der Natur ver- borgen/ wuͤrde unſer ietziges Wiſſen nur lauter Stuͤckwerck ſeyn. Der Ritmeiſter fragte/ was denn Sympathia und antipathia waͤre. Au- O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/321
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/321>, abgerufen am 24.11.2024.