Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Europaeer. sack/ langte einen Stein nach dem an-dern hervor/ und schoß tapffer in die Fenster hinein/ daß ich/ der ich in einem gegen über gelegenen Hause alles sehen kunte/ nicht anders sagen kan/ als daß ein iedweder sein devoir gethan/ denn die erste Salve wurde so ordentlich zugleich gethan/ daß niemand abnehmen kunte/ wer der erste oder letzte im werffen ge- wesen. Das Hauß war mit schönen weissen Kalch beworffen/ welcher aber durch dir Menge der Steine also her- unter fiel/ daß der Staub davon mit dem vermengten Glaß/ eine sonderbare Anmuth denen Zusehern erweckete. Dem Golde/ welches mit grossem U- berfluß an die Ercker geschmieret/ wur- de mit schwartzer Erd-Farbe eine zierli- che Schattirung gegeben/ und vermoch- ten die nachdencklichen Sprüche/ so dar- an gemahlet/ denen zornigen Studen- ten kein Nachdencken erwecken. Ei- nes N 3
Europæer. ſack/ langte einen Stein nach dem an-dern hervor/ und ſchoß tapffer in die Fenſter hinein/ daß ich/ der ich in einem gegen uͤber gelegenen Hauſe alles ſehen kunte/ nicht anders ſagen kan/ als daß ein iedweder ſein devoir gethan/ denn die erſte Salve wurde ſo ordentlich zugleich gethan/ daß niemand abnehmen kunte/ wer der erſte oder letzte im werffen ge- weſen. Das Hauß war mit ſchoͤnen weiſſen Kalch beworffen/ welcher aber durch dir Menge der Steine alſo her- unter fiel/ daß der Staub davon mit dem vermengten Glaß/ eine ſonderbare Anmuth denen Zuſehern erweckete. Dem Golde/ welches mit groſſem U- berfluß an die Ercker geſchmieret/ wur- de mit ſchwartzer Erd-Farbe eine zierli- che Schattirung gegeben/ und vermoch- ten die nachdencklichen Spruͤche/ ſo dar- an gemahlet/ denen zornigen Studen- ten kein Nachdencken erwecken. Ei- nes N 3
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Europæer.
ſack/ langte einen Stein nach dem an-
dern hervor/ und ſchoß tapffer in die
Fenſter hinein/ daß ich/ der ich in einem
gegen uͤber gelegenen Hauſe alles ſehen
kunte/ nicht anders ſagen kan/ als daß ein
iedweder ſein devoir gethan/ denn die
erſte Salve wurde ſo ordentlich zugleich
gethan/ daß niemand abnehmen kunte/
wer der erſte oder letzte im werffen ge-
weſen. Das Hauß war mit ſchoͤnen
weiſſen Kalch beworffen/ welcher aber
durch dir Menge der Steine alſo her-
unter fiel/ daß der Staub davon mit
dem vermengten Glaß/ eine ſonderbare
Anmuth denen Zuſehern erweckete.
Dem Golde/ welches mit groſſem U-
berfluß an die Ercker geſchmieret/ wur-
de mit ſchwartzer Erd-Farbe eine zierli-
che Schattirung gegeben/ und vermoch-
ten die nachdencklichen Spruͤche/ ſo dar-
an gemahlet/ denen zornigen Studen-
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