Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
sachen/ es kan wohl seyn/ versetzte Anto-
nius/ zumal wir allererst heut früh umb
2. Uhr zu Bette gangen.

Alexander wolte die beyden Per-
sonen in ihrer süssen Ruhe nicht stöhren/
sondern begab sich auff den Saal/ allwo
das Frühstück solte gegeben werden. Er
verzog etwa 2. Stunden/ in wärender
Zeit er in einem Frantzösischen Buche
lase/ als das meiste Frauenzimmer/ wel-
ches gestriges Tages auff der Hochzeit
gewesen/ sich wiederum einstellete.

Unser Sicilianischer Ritter erblickte
alsbald Jungfer Blandinchen/ gieng
derowegen zu ihr/ ergrieff sie bey der
Hand/ und führete sie ans Fenster/ fra-
gende: Wie sie die vergangene Nacht
geruhet. Jungfer Blandinchen ant-
wortete/ daß sie keine gute Nacht gehabt
hätte. Ja sagte Alexander ich zwei-
fele nicht/ daß Madam keine bessere
Nacht solte gehabt haben/ wann sie an

der

Der verliebte
ſachen/ es kan wohl ſeyn/ verſetzte Anto-
nius/ zumal wir allererſt heut fruͤh umb
2. Uhr zu Bette gangen.

Alexander wolte die beyden Per-
ſonen in ihrer ſuͤſſen Ruhe nicht ſtoͤhren/
ſondern begab ſich auff den Saal/ allwo
das Fruͤhſtuͤck ſolte gegeben werden. Er
verzog etwa 2. Stunden/ in waͤrender
Zeit er in einem Frantzoͤſiſchen Buche
laſe/ als das meiſte Frauenzimmer/ wel-
ches geſtriges Tages auff der Hochzeit
geweſen/ ſich wiederum einſtellete.

Unſer Sicilianiſcher Ritter erblickte
alsbald Jungfer Blandinchen/ gieng
derowegen zu ihr/ ergrieff ſie bey der
Hand/ und fuͤhrete ſie ans Fenſter/ fra-
gende: Wie ſie die vergangene Nacht
geruhet. Jungfer Blandinchen ant-
wortete/ daß ſie keine gute Nacht gehabt
haͤtte. Ja ſagte Alexander ich zwei-
fele nicht/ daß Madam keine beſſere
Nacht ſolte gehabt haben/ wann ſie an

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0244" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
&#x017F;achen/ es kan wohl &#x017F;eyn/ ver&#x017F;etzte Anto-<lb/>
nius/ zumal wir allerer&#x017F;t heut fru&#x0364;h umb<lb/>
2. Uhr zu Bette gangen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Alexander</hi> wolte die beyden Per-<lb/>
&#x017F;onen in ihrer &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Ruhe nicht &#x017F;to&#x0364;hren/<lb/>
&#x017F;ondern begab &#x017F;ich auff den Saal/ allwo<lb/>
das Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;ck &#x017F;olte gegeben werden. Er<lb/>
verzog etwa 2. Stunden/ in wa&#x0364;render<lb/>
Zeit er in einem Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Buche<lb/>
la&#x017F;e/ als das mei&#x017F;te Frauenzimmer/ wel-<lb/>
ches ge&#x017F;triges Tages auff der Hochzeit<lb/>
gewe&#x017F;en/ &#x017F;ich wiederum ein&#x017F;tellete.</p><lb/>
        <p>Un&#x017F;er Siciliani&#x017F;cher Ritter erblickte<lb/>
alsbald Jungfer Blandinchen/ gieng<lb/>
derowegen zu ihr/ ergrieff &#x017F;ie bey der<lb/>
Hand/ und fu&#x0364;hrete &#x017F;ie ans Fen&#x017F;ter/ fra-<lb/>
gende: Wie &#x017F;ie die vergangene Nacht<lb/>
geruhet. Jungfer Blandinchen ant-<lb/>
wortete/ daß &#x017F;ie keine gute Nacht gehabt<lb/>
ha&#x0364;tte. Ja &#x017F;agte <hi rendition="#aq">Alexander</hi> ich zwei-<lb/>
fele nicht/ daß <hi rendition="#aq">Madam</hi> keine be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Nacht &#x017F;olte gehabt haben/ wann &#x017F;ie an<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0244] Der verliebte ſachen/ es kan wohl ſeyn/ verſetzte Anto- nius/ zumal wir allererſt heut fruͤh umb 2. Uhr zu Bette gangen. Alexander wolte die beyden Per- ſonen in ihrer ſuͤſſen Ruhe nicht ſtoͤhren/ ſondern begab ſich auff den Saal/ allwo das Fruͤhſtuͤck ſolte gegeben werden. Er verzog etwa 2. Stunden/ in waͤrender Zeit er in einem Frantzoͤſiſchen Buche laſe/ als das meiſte Frauenzimmer/ wel- ches geſtriges Tages auff der Hochzeit geweſen/ ſich wiederum einſtellete. Unſer Sicilianiſcher Ritter erblickte alsbald Jungfer Blandinchen/ gieng derowegen zu ihr/ ergrieff ſie bey der Hand/ und fuͤhrete ſie ans Fenſter/ fra- gende: Wie ſie die vergangene Nacht geruhet. Jungfer Blandinchen ant- wortete/ daß ſie keine gute Nacht gehabt haͤtte. Ja ſagte Alexander ich zwei- fele nicht/ daß Madam keine beſſere Nacht ſolte gehabt haben/ wann ſie an der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/244
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/244>, abgerufen am 22.11.2024.