Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Europaeer. ten/ und läufft wieder die Galan-terie- Sebast. Solte denn die Galanterie eine verbohtene Sache seyn. Alexand. Nach dem man die Gelan- terie nimmet. Denn ein Mensch kan ohne alle Sünde sich sauber und reinlich in Kleidung halten/ in Com- pagnie lustig/ und mit anständigen Qvalitäten begabet seyn. Dieses heisse ich mit gutem Gewissen ga- lant sich halten. Sebast. Jch meine auch so. Alexand. Aber nicht die heutige Welt. Sebast. Warum nicht? Alexand. Weil die grösten Leichtfer- tigkeiten mit dem Namen einer Ga- lanterie bemäntelt werden. Sebast. Es ist nun leyder? so weit kom- men/ daß wer heute zu Tage gar zu ehrlich handelt/ nichts geachtet wird. Ale- K 2
Europæer. ten/ und laͤufft wieder die Galan-terie- Sebaſt. Solte denn die Galanterie eine verbohtene Sache ſeyn. Alexand. Nach dem man die Gelan- terie nimmet. Denn ein Menſch kan ohne alle Suͤnde ſich ſauber und reinlich in Kleidung halten/ in Com- pagnie luſtig/ und mit anſtaͤndigen Qvalitaͤten begabet ſeyn. Dieſes heiſſe ich mit gutem Gewiſſen ga- lant ſich halten. Sebaſt. Jch meine auch ſo. Alexand. Aber nicht die heutige Welt. Sebaſt. Warum nicht? Alexand. Weil die groͤſten Leichtfer- tigkeiten mit dem Namen einer Ga- lanterie bemaͤntelt werden. Sebaſt. Es iſt nun leyder? ſo weit kom- men/ daß wer heute zu Tage gar zu ehrlich handelt/ nichts geachtet wird. Ale- K 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <list> <item><pb facs="#f0223" n="201"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi></fw><lb/> ten/ und laͤufft wieder die <hi rendition="#aq">Galan-<lb/> terie-</hi></item><lb/> <item>Sebaſt. Solte denn die <hi rendition="#aq">Galanterie</hi><lb/> eine verbohtene Sache ſeyn.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">Alexand.</hi> Nach dem man die <hi rendition="#aq">Gelan-<lb/> terie</hi> nimmet. Denn ein Menſch<lb/> kan ohne alle Suͤnde ſich ſauber und<lb/> reinlich in Kleidung halten/ in Com-<lb/> pagnie luſtig/ und mit anſtaͤndigen<lb/><hi rendition="#aq">Qvali</hi>taͤten begabet ſeyn. Dieſes<lb/> heiſſe ich mit gutem Gewiſſen <hi rendition="#aq">ga-<lb/> lant</hi> ſich halten.</item><lb/> <item>Sebaſt. Jch meine auch ſo.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">Alexand.</hi> Aber nicht die heutige Welt.<lb/> Sebaſt. Warum nicht?</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">Alexand.</hi> Weil die groͤſten Leichtfer-<lb/> tigkeiten mit dem Namen einer <hi rendition="#aq">Ga-<lb/> lanterie</hi> bemaͤntelt werden.</item><lb/> <item>Sebaſt. Es iſt nun leyder? ſo weit kom-<lb/> men/ daß wer heute zu Tage gar<lb/> zu ehrlich handelt/ nichts geachtet<lb/> wird.</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Ale-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [201/0223]
Europæer.
ten/ und laͤufft wieder die Galan-
terie-
Sebaſt. Solte denn die Galanterie
eine verbohtene Sache ſeyn.
Alexand. Nach dem man die Gelan-
terie nimmet. Denn ein Menſch
kan ohne alle Suͤnde ſich ſauber und
reinlich in Kleidung halten/ in Com-
pagnie luſtig/ und mit anſtaͤndigen
Qvalitaͤten begabet ſeyn. Dieſes
heiſſe ich mit gutem Gewiſſen ga-
lant ſich halten.
Sebaſt. Jch meine auch ſo.
Alexand. Aber nicht die heutige Welt.
Sebaſt. Warum nicht?
Alexand. Weil die groͤſten Leichtfer-
tigkeiten mit dem Namen einer Ga-
lanterie bemaͤntelt werden.
Sebaſt. Es iſt nun leyder? ſo weit kom-
men/ daß wer heute zu Tage gar
zu ehrlich handelt/ nichts geachtet
wird.
Ale-
K 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/223 |
Zitationshilfe: | Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/223>, abgerufen am 07.07.2024. |