Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
de/ und hatte sie grosse Mittel zu seinem
Herrn Vater gebracht/ und nur 3. Kin-
der/ als 2. Töchter und Antonium den
eintzigen Sohn/ von acht erzeugten.
Die Töchter hatten gar stattliche Hey-
rathen bekommen/ derowegen sie denn
Antonio (wenn er nach ihrem Sinne
leben wolten ein ziemlich Theil von ih-
rem Vermögen zuzuwenden gedachte.
Antonius war noch ein junger Mensch/
dannenhero er alles das jenige/ was er
etwa fürnahm/ gar selten seiner Frau
Mutter recht machen kunte. Er ver-
stunde seine Handlung gar wohl/ und
war in Erlernung derselben seithero so
fleissig gewesen/ daß er durch unermüde-
ten Fleiß/ welchen er Tag und Nacht
von sich spüren ließ/ sich fast umb seine
Gesundheit gebracht/ und dennoch mu-
ste er sich von seiner Mutter stets für-
werffen lassen/ als habe er nichts geler-
net. Sie fragte bald diesen/ bald jenen

um

Der verliebte
de/ und hatte ſie groſſe Mittel zu ſeinem
Herrn Vater gebracht/ und nur 3. Kin-
der/ als 2. Toͤchter und Antonium den
eintzigen Sohn/ von acht erzeugten.
Die Toͤchter hatten gar ſtattliche Hey-
rathen bekommen/ derowegen ſie denn
Antonio (wenn er nach ihrem Sinne
leben wolten ein ziemlich Theil von ih-
rem Vermoͤgen zuzuwenden gedachte.
Antonius war noch ein junger Menſch/
dannenhero er alles das jenige/ was er
etwa fuͤrnahm/ gar ſelten ſeiner Frau
Mutter recht machen kunte. Er ver-
ſtunde ſeine Handlung gar wohl/ und
war in Erlernung derſelben ſeithero ſo
fleiſſig geweſen/ daß er durch unermuͤde-
ten Fleiß/ welchen er Tag und Nacht
von ſich ſpuͤren ließ/ ſich faſt umb ſeine
Geſundheit gebracht/ und dennoch mu-
ſte er ſich von ſeiner Mutter ſtets fuͤr-
werffen laſſen/ als habe er nichts geler-
net. Sie fragte bald dieſen/ bald jenen

um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0186" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
de/ und hatte &#x017F;ie gro&#x017F;&#x017F;e Mittel zu &#x017F;einem<lb/>
Herrn Vater gebracht/ und nur 3. Kin-<lb/>
der/ als 2. To&#x0364;chter und Antonium den<lb/>
eintzigen Sohn/ von acht erzeugten.<lb/>
Die To&#x0364;chter hatten gar &#x017F;tattliche Hey-<lb/>
rathen bekommen/ derowegen &#x017F;ie denn<lb/>
Antonio (wenn er nach ihrem Sinne<lb/>
leben wolten ein ziemlich Theil von ih-<lb/>
rem Vermo&#x0364;gen zuzuwenden gedachte.<lb/>
Antonius war noch ein junger Men&#x017F;ch/<lb/>
dannenhero er alles das jenige/ was er<lb/>
etwa fu&#x0364;rnahm/ gar &#x017F;elten &#x017F;einer Frau<lb/>
Mutter recht machen kunte. Er ver-<lb/>
&#x017F;tunde &#x017F;eine Handlung gar wohl/ und<lb/>
war in Erlernung der&#x017F;elben &#x017F;eithero &#x017F;o<lb/>
flei&#x017F;&#x017F;ig gewe&#x017F;en/ daß er durch unermu&#x0364;de-<lb/>
ten Fleiß/ welchen er Tag und Nacht<lb/>
von &#x017F;ich &#x017F;pu&#x0364;ren ließ/ &#x017F;ich fa&#x017F;t umb &#x017F;eine<lb/>
Ge&#x017F;undheit gebracht/ und dennoch mu-<lb/>
&#x017F;te er &#x017F;ich von &#x017F;einer Mutter &#x017F;tets fu&#x0364;r-<lb/>
werffen la&#x017F;&#x017F;en/ als habe er nichts geler-<lb/>
net. Sie fragte bald die&#x017F;en/ bald jenen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">um</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0186] Der verliebte de/ und hatte ſie groſſe Mittel zu ſeinem Herrn Vater gebracht/ und nur 3. Kin- der/ als 2. Toͤchter und Antonium den eintzigen Sohn/ von acht erzeugten. Die Toͤchter hatten gar ſtattliche Hey- rathen bekommen/ derowegen ſie denn Antonio (wenn er nach ihrem Sinne leben wolten ein ziemlich Theil von ih- rem Vermoͤgen zuzuwenden gedachte. Antonius war noch ein junger Menſch/ dannenhero er alles das jenige/ was er etwa fuͤrnahm/ gar ſelten ſeiner Frau Mutter recht machen kunte. Er ver- ſtunde ſeine Handlung gar wohl/ und war in Erlernung derſelben ſeithero ſo fleiſſig geweſen/ daß er durch unermuͤde- ten Fleiß/ welchen er Tag und Nacht von ſich ſpuͤren ließ/ ſich faſt umb ſeine Geſundheit gebracht/ und dennoch mu- ſte er ſich von ſeiner Mutter ſtets fuͤr- werffen laſſen/ als habe er nichts geler- net. Sie fragte bald dieſen/ bald jenen um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/186
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/186>, abgerufen am 23.11.2024.