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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Wollenweberey. §. 32.
Kettenfaden zweymal hintereinander sich er-
hebt und sich senkt; dahingegen bey den un-
gekeperten Tüchern jeder Faden wechselsweise
sich hebt und senkt. Jnzwischen leidet auch
der Keper einige Veränderungen.
4. Das Frisiren oder Ratiniren der Tücher, eine
französische Erfindung, besteht darin, daß
man auf derjenigen Seite, der man zu dieser
Absicht längere Wolle gelassen hat, dergestalt
in die Ründung reibt, daß die Wolle in klei-
nen Zäpfgen zusammen gedrehet wird. Man
hat zu dieser Bearbeitung, die man auch das
Coutoniren, Crispiren, das Tuch narbicht
machen nennet, eine witzig ausgedachte Fri-
sirmühle,
in der das Tuch über einen mit
Plüsch bezogenen und mit Haaren ausgestopf-
ten Tisch, und unter eine mit Kütt und fei-
nem Sande überzogene Tafel, die durch das
Räderwerk eine zitternde Bewegung erhält,
durch Hülfe einer mit Carden besetzten Walze
weggezogen wird. Eine solche Mühle soll auch
vor einigen Jahren in Hameln erbauet seyn.
Jn kleinen kan das Frisiren auch mit der Hand
geschehn.
5. Gekreppet werden die ganz dünnen und locke-
ren Gewebe, aus stark gedreheten Fäden, oder
die Arten von Flohr, indem man sie den Dün-
sten eines kochenden Wassers aussetzt, oder
auch sie mit Wasser kocht, wodurch die Fäden
einlaufen, und das Geweb kraus wird.
6. Kareyet wird das Zeug, in dem es naß über
glühende Kohlen langsam gezogen, auf eine
Walze gewunden, und alsdann auf der Wal-
ze in Wasser gekocht wird. Wärme und Näs-
se machen, daß die Fäden einlaufen, und die
Fäser-
C
Wollenweberey. §. 32.
Kettenfaden zweymal hintereinander ſich er-
hebt und ſich ſenkt; dahingegen bey den un-
gekeperten Tuͤchern jeder Faden wechſelsweiſe
ſich hebt und ſenkt. Jnzwiſchen leidet auch
der Keper einige Veraͤnderungen.
4. Das Friſiren oder Ratiniren der Tuͤcher, eine
franzoͤſiſche Erfindung, beſteht darin, daß
man auf derjenigen Seite, der man zu dieſer
Abſicht laͤngere Wolle gelaſſen hat, dergeſtalt
in die Ruͤndung reibt, daß die Wolle in klei-
nen Zaͤpfgen zuſammen gedrehet wird. Man
hat zu dieſer Bearbeitung, die man auch das
Coutoniren, Criſpiren, das Tuch narbicht
machen nennet, eine witzig ausgedachte Fri-
ſirmuͤhle,
in der das Tuch uͤber einen mit
Pluͤſch bezogenen und mit Haaren ausgeſtopf-
ten Tiſch, und unter eine mit Kuͤtt und fei-
nem Sande uͤberzogene Tafel, die durch das
Raͤderwerk eine zitternde Bewegung erhaͤlt,
durch Huͤlfe einer mit Carden beſetzten Walze
weggezogen wird. Eine ſolche Muͤhle ſoll auch
vor einigen Jahren in Hameln erbauet ſeyn.
Jn kleinen kan das Friſiren auch mit der Hand
geſchehn.
5. Gekreppet werden die ganz duͤnnen und locke-
ren Gewebe, aus ſtark gedreheten Faͤden, oder
die Arten von Flohr, indem man ſie den Duͤn-
ſten eines kochenden Waſſers ausſetzt, oder
auch ſie mit Waſſer kocht, wodurch die Faͤden
einlaufen, und das Geweb kraus wird.
6. Kareyet wird das Zeug, in dem es naß uͤber
gluͤhende Kohlen langſam gezogen, auf eine
Walze gewunden, und alsdann auf der Wal-
ze in Waſſer gekocht wird. Waͤrme und Naͤſ-
ſe machen, daß die Faͤden einlaufen, und die
Faͤſer-
C
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[33/0093] Wollenweberey. §. 32. Kettenfaden zweymal hintereinander ſich er- hebt und ſich ſenkt; dahingegen bey den un- gekeperten Tuͤchern jeder Faden wechſelsweiſe ſich hebt und ſenkt. Jnzwiſchen leidet auch der Keper einige Veraͤnderungen. 4. Das Friſiren oder Ratiniren der Tuͤcher, eine franzoͤſiſche Erfindung, beſteht darin, daß man auf derjenigen Seite, der man zu dieſer Abſicht laͤngere Wolle gelaſſen hat, dergeſtalt in die Ruͤndung reibt, daß die Wolle in klei- nen Zaͤpfgen zuſammen gedrehet wird. Man hat zu dieſer Bearbeitung, die man auch das Coutoniren, Criſpiren, das Tuch narbicht machen nennet, eine witzig ausgedachte Fri- ſirmuͤhle, in der das Tuch uͤber einen mit Pluͤſch bezogenen und mit Haaren ausgeſtopf- ten Tiſch, und unter eine mit Kuͤtt und fei- nem Sande uͤberzogene Tafel, die durch das Raͤderwerk eine zitternde Bewegung erhaͤlt, durch Huͤlfe einer mit Carden beſetzten Walze weggezogen wird. Eine ſolche Muͤhle ſoll auch vor einigen Jahren in Hameln erbauet ſeyn. Jn kleinen kan das Friſiren auch mit der Hand geſchehn. 5. Gekreppet werden die ganz duͤnnen und locke- ren Gewebe, aus ſtark gedreheten Faͤden, oder die Arten von Flohr, indem man ſie den Duͤn- ſten eines kochenden Waſſers ausſetzt, oder auch ſie mit Waſſer kocht, wodurch die Faͤden einlaufen, und das Geweb kraus wird. 6. Kareyet wird das Zeug, in dem es naß uͤber gluͤhende Kohlen langſam gezogen, auf eine Walze gewunden, und alsdann auf der Wal- ze in Waſſer gekocht wird. Waͤrme und Naͤſ- ſe machen, daß die Faͤden einlaufen, und die Faͤſer- C

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/93>, abgerufen am 23.11.2024.