Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Münzkunst. §. 32.
zen erhaben geschnittenen Buchstaben, zur Er-
leichterung der Arbeit, in den Stempeln ein-
geschlagen werden. Sie hatten Formen von
weißlichem Thone, worinn das wächserne Mo-
dell des Künstlers; oder vielmehr ein Thon-
abschlag vom Stempel, eingedrückt wurde.
Diese Formen waren gebrant, und das ge-
schmolzene Metall wurde in die Formen ge-
gossen, wodurch es die Grösse der Münze,
und die Erhabenheit des Bildnisses, erhielt,
und dann erst wurde die abgegossene Münze,
die viel dicker war, als die neuere Current-
Münzen, mit der Bildseite auf dem Stem-
pel des Averses, der auf einem Amboß oder
Prägestock fest war, eingepaßt. Das Prä-
geeisen, in welchem der Stempel der Gegen-
seite oder des Reverses, befestigt war, wur-
de darauf gesetzt, und mit dem Hammer zu-
geschlagen, wodurch denn die Köpfe erhaben,
und sehr deutlich ausfielen. Vermuthlich wur-
den die Münzen, unter dieser letzten Bear-
beitung, oft geglühet. Jn den mitlern Zei-
ten, da die Kunst zu modelliren und Formen
zu machen, nicht mehr bekant war, wurde
das Metall zu Zainen gegossen, unter dem
Hammer sehr dün getrieben, mit der Schere
zu Platten geschnitten, und mit flachen Stem-
peln auf dem Amboß geprägt, fast wie §. 25.
Daher sind die Münzen jener Zeiten sehr dünn,
und als man ihnen ein deutlicheres Gepräg
geben wolte, verfiel man auf die elenden Hohl-
münzen.
Erst im vierzehnten Jahrhunderte,
kam die Kunst Medaillen zu giessen, wieder
auf, um die der Maler Victor Pisani oder
Pisanello, der im Anfange des funfzehnten
Jahrhunderts arbeitete, grosse Verdienste ge-
habt hat.
2. Die
E e
Muͤnzkunſt. §. 32.
zen erhaben geſchnittenen Buchſtaben, zur Er-
leichterung der Arbeit, in den Stempeln ein-
geſchlagen werden. Sie hatten Formen von
weißlichem Thone, worinn das waͤchſerne Mo-
dell des Kuͤnſtlers; oder vielmehr ein Thon-
abſchlag vom Stempel, eingedruͤckt wurde.
Dieſe Formen waren gebrant, und das ge-
ſchmolzene Metall wurde in die Formen ge-
goſſen, wodurch es die Groͤſſe der Muͤnze,
und die Erhabenheit des Bildniſſes, erhielt,
und dann erſt wurde die abgegoſſene Muͤnze,
die viel dicker war, als die neuere Current-
Muͤnzen, mit der Bildſeite auf dem Stem-
pel des Averſes, der auf einem Amboß oder
Praͤgeſtock feſt war, eingepaßt. Das Praͤ-
geeiſen, in welchem der Stempel der Gegen-
ſeite oder des Reverſes, befeſtigt war, wur-
de darauf geſetzt, und mit dem Hammer zu-
geſchlagen, wodurch denn die Koͤpfe erhaben,
und ſehr deutlich ausfielen. Vermuthlich wur-
den die Muͤnzen, unter dieſer letzten Bear-
beitung, oft gegluͤhet. Jn den mitlern Zei-
ten, da die Kunſt zu modelliren und Formen
zu machen, nicht mehr bekant war, wurde
das Metall zu Zainen gegoſſen, unter dem
Hammer ſehr duͤn getrieben, mit der Schere
zu Platten geſchnitten, und mit flachen Stem-
peln auf dem Amboß gepraͤgt, faſt wie §. 25.
Daher ſind die Muͤnzen jener Zeiten ſehr duͤnn,
und als man ihnen ein deutlicheres Gepraͤg
geben wolte, verfiel man auf die elenden Hohl-
muͤnzen.
Erſt im vierzehnten Jahrhunderte,
kam die Kunſt Medaillen zu gieſſen, wieder
auf, um die der Maler Victor Piſani oder
Piſanello, der im Anfange des funfzehnten
Jahrhunderts arbeitete, groſſe Verdienſte ge-
habt hat.
2. Die
E e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <list>
              <item><pb facs="#f0493" n="433"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mu&#x0364;nzkun&#x017F;t. §. 32.</hi></fw><lb/>
zen erhaben ge&#x017F;chnittenen Buch&#x017F;taben, zur Er-<lb/>
leichterung der Arbeit, in den Stempeln ein-<lb/>
ge&#x017F;chlagen werden. Sie hatten Formen von<lb/>
weißlichem Thone, worinn das wa&#x0364;ch&#x017F;erne Mo-<lb/>
dell des Ku&#x0364;n&#x017F;tlers; oder vielmehr ein Thon-<lb/>
ab&#x017F;chlag vom Stempel, eingedru&#x0364;ckt wurde.<lb/>
Die&#x017F;e Formen waren gebrant, und das ge-<lb/>
&#x017F;chmolzene Metall wurde in die Formen ge-<lb/>
go&#x017F;&#x017F;en, wodurch es die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Mu&#x0364;nze,<lb/>
und die Erhabenheit des Bildni&#x017F;&#x017F;es, erhielt,<lb/>
und dann er&#x017F;t wurde die abgego&#x017F;&#x017F;ene Mu&#x0364;nze,<lb/>
die viel dicker war, als die neuere Current-<lb/>
Mu&#x0364;nzen, mit der Bild&#x017F;eite auf dem Stem-<lb/>
pel des Aver&#x017F;es, der auf einem Amboß oder<lb/>
Pra&#x0364;ge&#x017F;tock fe&#x017F;t war, eingepaßt. Das Pra&#x0364;-<lb/>
geei&#x017F;en, in welchem der Stempel der Gegen-<lb/>
&#x017F;eite oder des Rever&#x017F;es, befe&#x017F;tigt war, wur-<lb/>
de darauf ge&#x017F;etzt, und mit dem Hammer zu-<lb/>
ge&#x017F;chlagen, wodurch denn die Ko&#x0364;pfe erhaben,<lb/>
und &#x017F;ehr deutlich ausfielen. Vermuthlich wur-<lb/>
den die Mu&#x0364;nzen, unter die&#x017F;er letzten Bear-<lb/>
beitung, oft geglu&#x0364;het. Jn den mitlern Zei-<lb/>
ten, da die Kun&#x017F;t zu modelliren und Formen<lb/>
zu machen, nicht mehr bekant war, wurde<lb/>
das Metall zu Zainen gego&#x017F;&#x017F;en, unter dem<lb/>
Hammer &#x017F;ehr du&#x0364;n getrieben, mit der Schere<lb/>
zu Platten ge&#x017F;chnitten, und mit flachen Stem-<lb/>
peln auf dem Amboß gepra&#x0364;gt, fa&#x017F;t wie §. 25.<lb/>
Daher &#x017F;ind die Mu&#x0364;nzen jener Zeiten &#x017F;ehr du&#x0364;nn,<lb/>
und als man ihnen ein deutlicheres Gepra&#x0364;g<lb/>
geben wolte, verfiel man auf die elenden <hi rendition="#fr">Hohl-<lb/>
mu&#x0364;nzen.</hi> Er&#x017F;t im vierzehnten Jahrhunderte,<lb/>
kam die Kun&#x017F;t Medaillen zu gie&#x017F;&#x017F;en, wieder<lb/>
auf, um die der Maler <hi rendition="#fr">Victor Pi&#x017F;ani</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">Pi&#x017F;anello,</hi> der im Anfange des funfzehnten<lb/>
Jahrhunderts arbeitete, gro&#x017F;&#x017F;e Verdien&#x017F;te ge-<lb/>
habt hat.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">E e</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">2. Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[433/0493] Muͤnzkunſt. §. 32. zen erhaben geſchnittenen Buchſtaben, zur Er- leichterung der Arbeit, in den Stempeln ein- geſchlagen werden. Sie hatten Formen von weißlichem Thone, worinn das waͤchſerne Mo- dell des Kuͤnſtlers; oder vielmehr ein Thon- abſchlag vom Stempel, eingedruͤckt wurde. Dieſe Formen waren gebrant, und das ge- ſchmolzene Metall wurde in die Formen ge- goſſen, wodurch es die Groͤſſe der Muͤnze, und die Erhabenheit des Bildniſſes, erhielt, und dann erſt wurde die abgegoſſene Muͤnze, die viel dicker war, als die neuere Current- Muͤnzen, mit der Bildſeite auf dem Stem- pel des Averſes, der auf einem Amboß oder Praͤgeſtock feſt war, eingepaßt. Das Praͤ- geeiſen, in welchem der Stempel der Gegen- ſeite oder des Reverſes, befeſtigt war, wur- de darauf geſetzt, und mit dem Hammer zu- geſchlagen, wodurch denn die Koͤpfe erhaben, und ſehr deutlich ausfielen. Vermuthlich wur- den die Muͤnzen, unter dieſer letzten Bear- beitung, oft gegluͤhet. Jn den mitlern Zei- ten, da die Kunſt zu modelliren und Formen zu machen, nicht mehr bekant war, wurde das Metall zu Zainen gegoſſen, unter dem Hammer ſehr duͤn getrieben, mit der Schere zu Platten geſchnitten, und mit flachen Stem- peln auf dem Amboß gepraͤgt, faſt wie §. 25. Daher ſind die Muͤnzen jener Zeiten ſehr duͤnn, und als man ihnen ein deutlicheres Gepraͤg geben wolte, verfiel man auf die elenden Hohl- muͤnzen. Erſt im vierzehnten Jahrhunderte, kam die Kunſt Medaillen zu gieſſen, wieder auf, um die der Maler Victor Piſani oder Piſanello, der im Anfange des funfzehnten Jahrhunderts arbeitete, groſſe Verdienſte ge- habt hat. 2. Die E e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/493
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/493>, abgerufen am 19.05.2024.