man das Pulver untadelhaft. Dennoch hat man diese Erfindung nicht allgemein gemacht, und zwar deswegen, wie einige versichern, weil die Walzen, die einmal zerkleinte Masse glatstrichen, und über sie wegglitschten, oh- ne sie weiter zu mischen. Aber dieser Umstand scheint sich leicht heben zu lassen.
§. 9.
Die genugsam durchgearbeitete Pulver- masse wird in Siebe gethan, in welchen man auf dieselbe eine kleine schwere hölzerne Schei- be legt, die, indem der Arbeiter über einem Tischgestell oder Kasten siebet, das Pulver in Körnern durch die Löcher treibt. Diese wer- den durch ein Staubsieb vom Staube gerei- nigt, der entweder als Mehlpulver verkauft, oder wieder in die Mühle gebracht wird.
1. Anfänglich körnete man das Pulver nicht, und man führte solches nur deswegen ein, damit der Gebrauch bequemer seyn möchte. Auch erhielt man den Vortheil dadurch, daß es nicht so leicht verwitterte. Gewiß ist es aber, ungeachtet man gemeiniglich das Gegentheil glaubt, daß das Körnen die Kraft schwächet, weil es alsdann weniger Oberfläche, als das Mehlpulver hat, und sich desfals nicht so schnell und vollkommen entzünden kan; vor- nehmlich aber auch aus der Ursache, weil das Körnen unmöglich geschehn kan, wenn nicht das Pulver noch einige Feuchtigkeit hat. Je feuchter es aber vor dem Körnen ist, desto schwächer wird es; denn der Salpeter schei-
der
Bereitung des Schießpulv. §. 8. 9.
man das Pulver untadelhaft. Dennoch hat man dieſe Erfindung nicht allgemein gemacht, und zwar deswegen, wie einige verſichern, weil die Walzen, die einmal zerkleinte Maſſe glatſtrichen, und uͤber ſie wegglitſchten, oh- ne ſie weiter zu miſchen. Aber dieſer Umſtand ſcheint ſich leicht heben zu laſſen.
§. 9.
Die genugſam durchgearbeitete Pulver- maſſe wird in Siebe gethan, in welchen man auf dieſelbe eine kleine ſchwere hoͤlzerne Schei- be legt, die, indem der Arbeiter uͤber einem Tiſchgeſtell oder Kaſten ſiebet, das Pulver in Koͤrnern durch die Loͤcher treibt. Dieſe wer- den durch ein Staubſieb vom Staube gerei- nigt, der entweder als Mehlpulver verkauft, oder wieder in die Muͤhle gebracht wird.
1. Anfaͤnglich koͤrnete man das Pulver nicht, und man fuͤhrte ſolches nur deswegen ein, damit der Gebrauch bequemer ſeyn moͤchte. Auch erhielt man den Vortheil dadurch, daß es nicht ſo leicht verwitterte. Gewiß iſt es aber, ungeachtet man gemeiniglich das Gegentheil glaubt, daß das Koͤrnen die Kraft ſchwaͤchet, weil es alsdann weniger Oberflaͤche, als das Mehlpulver hat, und ſich desfals nicht ſo ſchnell und vollkommen entzuͤnden kan; vor- nehmlich aber auch aus der Urſache, weil das Koͤrnen unmoͤglich geſchehn kan, wenn nicht das Pulver noch einige Feuchtigkeit hat. Je feuchter es aber vor dem Koͤrnen iſt, deſto ſchwaͤcher wird es; denn der Salpeter ſchei-
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><list><item><pbfacs="#f0411"n="351"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Bereitung des Schießpulv. §. 8. 9.</hi></fw><lb/>
man das Pulver untadelhaft. Dennoch hat<lb/>
man dieſe Erfindung nicht allgemein gemacht,<lb/>
und zwar deswegen, wie einige verſichern,<lb/>
weil die Walzen, die einmal zerkleinte Maſſe<lb/>
glatſtrichen, und uͤber ſie wegglitſchten, oh-<lb/>
ne ſie weiter zu miſchen. Aber dieſer Umſtand<lb/>ſcheint ſich leicht heben zu laſſen.</item></list></div><lb/><divn="2"><head>§. 9.</head><lb/><p>Die genugſam durchgearbeitete <hirendition="#fr">Pulver-<lb/>
maſſe</hi> wird in Siebe gethan, in welchen man<lb/>
auf dieſelbe eine kleine ſchwere hoͤlzerne Schei-<lb/>
be legt, die, indem der Arbeiter uͤber einem<lb/>
Tiſchgeſtell oder Kaſten ſiebet, das Pulver in<lb/>
Koͤrnern durch die Loͤcher treibt. Dieſe wer-<lb/>
den durch ein Staubſieb vom Staube gerei-<lb/>
nigt, der entweder als <hirendition="#fr">Mehlpulver</hi> verkauft,<lb/>
oder wieder in die Muͤhle gebracht wird.</p><lb/><list><item>1. Anfaͤnglich koͤrnete man das Pulver nicht, und<lb/>
man fuͤhrte ſolches nur deswegen ein, damit<lb/>
der Gebrauch bequemer ſeyn moͤchte. Auch<lb/>
erhielt man den Vortheil dadurch, daß es<lb/>
nicht ſo leicht verwitterte. Gewiß iſt es aber,<lb/>
ungeachtet man gemeiniglich das Gegentheil<lb/>
glaubt, daß das Koͤrnen die Kraft ſchwaͤchet,<lb/>
weil es alsdann weniger Oberflaͤche, als das<lb/>
Mehlpulver hat, und ſich desfals nicht ſo<lb/>ſchnell und vollkommen entzuͤnden kan; vor-<lb/>
nehmlich aber auch aus der Urſache, weil das<lb/>
Koͤrnen unmoͤglich geſchehn kan, wenn nicht<lb/>
das Pulver noch einige Feuchtigkeit hat. Je<lb/>
feuchter es aber vor dem Koͤrnen iſt, deſto<lb/>ſchwaͤcher wird es; denn der Salpeter ſchei-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[351/0411]
Bereitung des Schießpulv. §. 8. 9.
man das Pulver untadelhaft. Dennoch hat
man dieſe Erfindung nicht allgemein gemacht,
und zwar deswegen, wie einige verſichern,
weil die Walzen, die einmal zerkleinte Maſſe
glatſtrichen, und uͤber ſie wegglitſchten, oh-
ne ſie weiter zu miſchen. Aber dieſer Umſtand
ſcheint ſich leicht heben zu laſſen.
§. 9.
Die genugſam durchgearbeitete Pulver-
maſſe wird in Siebe gethan, in welchen man
auf dieſelbe eine kleine ſchwere hoͤlzerne Schei-
be legt, die, indem der Arbeiter uͤber einem
Tiſchgeſtell oder Kaſten ſiebet, das Pulver in
Koͤrnern durch die Loͤcher treibt. Dieſe wer-
den durch ein Staubſieb vom Staube gerei-
nigt, der entweder als Mehlpulver verkauft,
oder wieder in die Muͤhle gebracht wird.
1. Anfaͤnglich koͤrnete man das Pulver nicht, und
man fuͤhrte ſolches nur deswegen ein, damit
der Gebrauch bequemer ſeyn moͤchte. Auch
erhielt man den Vortheil dadurch, daß es
nicht ſo leicht verwitterte. Gewiß iſt es aber,
ungeachtet man gemeiniglich das Gegentheil
glaubt, daß das Koͤrnen die Kraft ſchwaͤchet,
weil es alsdann weniger Oberflaͤche, als das
Mehlpulver hat, und ſich desfals nicht ſo
ſchnell und vollkommen entzuͤnden kan; vor-
nehmlich aber auch aus der Urſache, weil das
Koͤrnen unmoͤglich geſchehn kan, wenn nicht
das Pulver noch einige Feuchtigkeit hat. Je
feuchter es aber vor dem Koͤrnen iſt, deſto
ſchwaͤcher wird es; denn der Salpeter ſchei-
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/411>, abgerufen am 20.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.