Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Acht und zwanzigster Abschnitt.
ausländische nur immer leisten konte. Jetzt
weis ich auch, was ich aber damals noch nicht
wuste, daß man schon seit vielen Jahren in
England den Pfeiffenthon zu eben dieser Ab-
sicht braucht, und daß auch die Berlinischen
Zuckerrafinerien dazu den guten Pfeiffenthon
aus dem Magdeburgischen kommen lassen;
wiewohl sie seit einiger Zeit einen andern Thon
aus Schlesien, der auch auf den Raffinerien
in Breslau gebraucht wird, vorziehn. Vor
ungefähr zehn oder zwölf Jahren, entdeckte ein
Bauer, namens Hans Heinrich Bremer, in
Bremerode, einem Dorfe im Kirchspiel Kir-
cherode, unter dem adlichen Gerichte der Her-
ren von Grevemeier, eine halbe Stunde von
Hannover, auf seiner Wiese, eine sehr weisse
Erde, welche er zum Verkaufe ausboth. Die
Zuckerrafinerie des H. Winkelmann in Han-
nover, versuchte ihn, stat des bisher über
Hamburg erhaltenen Thons aus St. Malo, zu
brauchen, und fand sie gut, und braucht sie
noch jetzt. Das Fuder, welches ungefähr
zwölf Zentner halten soll, wird in Hannover
mit 16 ggr. bezahlt. Man hat auch davon
ehemals an die Rafsinerien nach Hamburg
und nach Bremen, wo jetzt drey, oder viel-
leicht nur noch zwo sind, geschickt; aber die-
ser Absatz hat bald aufgehört, weil man dort
den französischen Thon, der als Ballast mit-
gebracht wird, noch wohlfeiler als die Han-
növerische Erde haben kan. Jnzwischen geht
noch viel davon nach Preussisch-Minden, an
die dortigen Raffinerien. Diese Erde, die
auch von dem Hoftöpfer in Hannover, ver-
muthlich nach Zusetzung eines andern Thons,
zu Fliesen verarbeitet werden soll, liegt auf
den Wiesen auf Bremerode, so wie in hiesi-
gen
Acht und zwanzigſter Abſchnitt.
auslaͤndiſche nur immer leiſten konte. Jetzt
weis ich auch, was ich aber damals noch nicht
wuſte, daß man ſchon ſeit vielen Jahren in
England den Pfeiffenthon zu eben dieſer Ab-
ſicht braucht, und daß auch die Berliniſchen
Zuckerrafinerien dazu den guten Pfeiffenthon
aus dem Magdeburgiſchen kommen laſſen;
wiewohl ſie ſeit einiger Zeit einen andern Thon
aus Schleſien, der auch auf den Raffinerien
in Breslau gebraucht wird, vorziehn. Vor
ungefaͤhr zehn oder zwoͤlf Jahren, entdeckte ein
Bauer, namens Hans Heinrich Bremer, in
Bremerode, einem Dorfe im Kirchſpiel Kir-
cherode, unter dem adlichen Gerichte der Her-
ren von Grevemeier, eine halbe Stunde von
Hannover, auf ſeiner Wieſe, eine ſehr weiſſe
Erde, welche er zum Verkaufe ausboth. Die
Zuckerrafinerie des H. Winkelmann in Han-
nover, verſuchte ihn, ſtat des bisher uͤber
Hamburg erhaltenen Thons aus St. Malo, zu
brauchen, und fand ſie gut, und braucht ſie
noch jetzt. Das Fuder, welches ungefaͤhr
zwoͤlf Zentner halten ſoll, wird in Hannover
mit 16 ggr. bezahlt. Man hat auch davon
ehemals an die Rafſinerien nach Hamburg
und nach Bremen, wo jetzt drey, oder viel-
leicht nur noch zwo ſind, geſchickt; aber die-
ſer Abſatz hat bald aufgehoͤrt, weil man dort
den franzoͤſiſchen Thon, der als Ballaſt mit-
gebracht wird, noch wohlfeiler als die Han-
noͤveriſche Erde haben kan. Jnzwiſchen geht
noch viel davon nach Preuſſiſch-Minden, an
die dortigen Raffinerien. Dieſe Erde, die
auch von dem Hoftoͤpfer in Hannover, ver-
muthlich nach Zuſetzung eines andern Thons,
zu Flieſen verarbeitet werden ſoll, liegt auf
den Wieſen auf Bremerode, ſo wie in hieſi-
gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <list>
              <item><pb facs="#f0392" n="332"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Acht und zwanzig&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
ausla&#x0364;ndi&#x017F;che nur immer lei&#x017F;ten konte. Jetzt<lb/>
weis ich auch, was ich aber damals noch nicht<lb/>
wu&#x017F;te, daß man &#x017F;chon &#x017F;eit vielen Jahren in<lb/>
England den Pfeiffenthon zu eben die&#x017F;er Ab-<lb/>
&#x017F;icht braucht, und daß auch die Berlini&#x017F;chen<lb/>
Zuckerrafinerien dazu den guten Pfeiffenthon<lb/>
aus dem Magdeburgi&#x017F;chen kommen la&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
wiewohl &#x017F;ie &#x017F;eit einiger Zeit einen andern Thon<lb/>
aus Schle&#x017F;ien, der auch auf den Raffinerien<lb/>
in Breslau gebraucht wird, vorziehn. Vor<lb/>
ungefa&#x0364;hr zehn oder zwo&#x0364;lf Jahren, entdeckte ein<lb/>
Bauer, namens <hi rendition="#fr">Hans Heinrich Bremer,</hi> in<lb/><hi rendition="#fr">Bremerode,</hi> einem Dorfe im Kirch&#x017F;piel Kir-<lb/>
cherode, unter dem adlichen Gerichte der Her-<lb/>
ren von Grevemeier, eine halbe Stunde von<lb/>
Hannover, auf &#x017F;einer Wie&#x017F;e, eine &#x017F;ehr wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Erde, welche er zum Verkaufe ausboth. Die<lb/>
Zuckerrafinerie des H. <hi rendition="#fr">Winkelmann</hi> in Han-<lb/>
nover, ver&#x017F;uchte ihn, &#x017F;tat des bisher u&#x0364;ber<lb/>
Hamburg erhaltenen Thons aus St. Malo, zu<lb/>
brauchen, und fand &#x017F;ie gut, und braucht &#x017F;ie<lb/>
noch jetzt. Das Fuder, welches ungefa&#x0364;hr<lb/>
zwo&#x0364;lf Zentner halten &#x017F;oll, wird in Hannover<lb/>
mit 16 ggr. bezahlt. Man hat auch davon<lb/>
ehemals an die Raf&#x017F;inerien nach Hamburg<lb/>
und nach Bremen, wo jetzt drey, oder viel-<lb/>
leicht nur noch zwo &#x017F;ind, ge&#x017F;chickt; aber die-<lb/>
&#x017F;er Ab&#x017F;atz hat bald aufgeho&#x0364;rt, weil man dort<lb/>
den franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Thon, der als Balla&#x017F;t mit-<lb/>
gebracht wird, noch wohlfeiler als die Han-<lb/>
no&#x0364;veri&#x017F;che Erde haben kan. Jnzwi&#x017F;chen geht<lb/>
noch viel davon nach Preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ch-Minden, an<lb/>
die dortigen Raffinerien. Die&#x017F;e Erde, die<lb/>
auch von dem Hofto&#x0364;pfer in Hannover, ver-<lb/>
muthlich nach Zu&#x017F;etzung eines andern Thons,<lb/>
zu Flie&#x017F;en verarbeitet werden &#x017F;oll, liegt auf<lb/>
den Wie&#x017F;en auf Bremerode, &#x017F;o wie in hie&#x017F;i-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0392] Acht und zwanzigſter Abſchnitt. auslaͤndiſche nur immer leiſten konte. Jetzt weis ich auch, was ich aber damals noch nicht wuſte, daß man ſchon ſeit vielen Jahren in England den Pfeiffenthon zu eben dieſer Ab- ſicht braucht, und daß auch die Berliniſchen Zuckerrafinerien dazu den guten Pfeiffenthon aus dem Magdeburgiſchen kommen laſſen; wiewohl ſie ſeit einiger Zeit einen andern Thon aus Schleſien, der auch auf den Raffinerien in Breslau gebraucht wird, vorziehn. Vor ungefaͤhr zehn oder zwoͤlf Jahren, entdeckte ein Bauer, namens Hans Heinrich Bremer, in Bremerode, einem Dorfe im Kirchſpiel Kir- cherode, unter dem adlichen Gerichte der Her- ren von Grevemeier, eine halbe Stunde von Hannover, auf ſeiner Wieſe, eine ſehr weiſſe Erde, welche er zum Verkaufe ausboth. Die Zuckerrafinerie des H. Winkelmann in Han- nover, verſuchte ihn, ſtat des bisher uͤber Hamburg erhaltenen Thons aus St. Malo, zu brauchen, und fand ſie gut, und braucht ſie noch jetzt. Das Fuder, welches ungefaͤhr zwoͤlf Zentner halten ſoll, wird in Hannover mit 16 ggr. bezahlt. Man hat auch davon ehemals an die Rafſinerien nach Hamburg und nach Bremen, wo jetzt drey, oder viel- leicht nur noch zwo ſind, geſchickt; aber die- ſer Abſatz hat bald aufgehoͤrt, weil man dort den franzoͤſiſchen Thon, der als Ballaſt mit- gebracht wird, noch wohlfeiler als die Han- noͤveriſche Erde haben kan. Jnzwiſchen geht noch viel davon nach Preuſſiſch-Minden, an die dortigen Raffinerien. Dieſe Erde, die auch von dem Hoftoͤpfer in Hannover, ver- muthlich nach Zuſetzung eines andern Thons, zu Flieſen verarbeitet werden ſoll, liegt auf den Wieſen auf Bremerode, ſo wie in hieſi- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/392
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/392>, abgerufen am 25.11.2024.