Chagrin, Chagrain, ist ein lohgares, sehr starkes hartes Leder, welches auf der Nar- benseite überall kleine starke Erhebungen hat, leicht allerley Farben annimt, und sich in Was- ser erweicht. Das beste kömt aus Constantin- opel. Schlechter ist das, was aus Tunis, Algier, und Tripoli kömt. Die Bereitung ist noch nicht völlig bekant. Dasienige aber, was unter diesem Namen in Frankreich ge- macht wird, besteht aus Ziegenfellen, denen man mit heissen Kupferplatten, die überall kleine Erhebungen haben, unter einer Presse, die körnichte Oberfläche giebt. Das gemeinste Chagrin ist ein auf ähnliche Weise bereiteter Corduan.
1. Das ächte orientalische Chagrin, welches die Türken Sagri, und die Perser Sagre nennen, wird nicht, wie man gemeiniglich sagt, nur aus den Hänten wilder Esel, sondern auch aus Pferdehäuten gemacht. Diese werden mit den Samen eines Chenopodii, und nicht, wie man gemeiniglich glaubt, mit Senfkör- nern, bestreuet, alsdann gepresset. Nach- her werden sie auf dem Schabebaum abge- stoßen, da denn das Messer nur diejenigen Theilchen wegnimt, die die Samen nicht nie- der gedruckt haben. Eben diese vorher nieder gedruckten Stellen geben sich, wenn die Häu- te in der Lohe getrieben werden, in die Höhe, und machen die erhabenen Knötchen aus.
2. Jch
I. Lohgerberey. §. 15.
§. 15.
Chagrin, Chagrain, iſt ein lohgares, ſehr ſtarkes hartes Leder, welches auf der Nar- benſeite uͤberall kleine ſtarke Erhebungen hat, leicht allerley Farben annimt, und ſich in Waſ- ſer erweicht. Das beſte koͤmt aus Conſtantin- opel. Schlechter iſt das, was aus Tunis, Algier, und Tripoli koͤmt. Die Bereitung iſt noch nicht voͤllig bekant. Dasienige aber, was unter dieſem Namen in Frankreich ge- macht wird, beſteht aus Ziegenfellen, denen man mit heiſſen Kupferplatten, die uͤberall kleine Erhebungen haben, unter einer Preſſe, die koͤrnichte Oberflaͤche giebt. Das gemeinſte Chagrin iſt ein auf aͤhnliche Weiſe bereiteter Corduan.
1. Das aͤchte orientaliſche Chagrin, welches die Tuͤrken Sagri, und die Perſer Sagre nennen, wird nicht, wie man gemeiniglich ſagt, nur aus den Haͤnten wilder Eſel, ſondern auch aus Pferdehaͤuten gemacht. Dieſe werden mit den Samen eines Chenopodii, und nicht, wie man gemeiniglich glaubt, mit Senfkoͤr- nern, beſtreuet, alsdann gepreſſet. Nach- her werden ſie auf dem Schabebaum abge- ſtoßen, da denn das Meſſer nur diejenigen Theilchen wegnimt, die die Samen nicht nie- der gedruckt haben. Eben dieſe vorher nieder gedruckten Stellen geben ſich, wenn die Haͤu- te in der Lohe getrieben werden, in die Hoͤhe, und machen die erhabenen Knoͤtchen aus.
2. Jch
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I. Lohgerberey. §. 15.
§. 15.
Chagrin, Chagrain, iſt ein lohgares,
ſehr ſtarkes hartes Leder, welches auf der Nar-
benſeite uͤberall kleine ſtarke Erhebungen hat,
leicht allerley Farben annimt, und ſich in Waſ-
ſer erweicht. Das beſte koͤmt aus Conſtantin-
opel. Schlechter iſt das, was aus Tunis,
Algier, und Tripoli koͤmt. Die Bereitung
iſt noch nicht voͤllig bekant. Dasienige aber,
was unter dieſem Namen in Frankreich ge-
macht wird, beſteht aus Ziegenfellen, denen
man mit heiſſen Kupferplatten, die uͤberall
kleine Erhebungen haben, unter einer Preſſe,
die koͤrnichte Oberflaͤche giebt. Das gemeinſte
Chagrin iſt ein auf aͤhnliche Weiſe bereiteter
Corduan.
1. Das aͤchte orientaliſche Chagrin, welches die
Tuͤrken Sagri, und die Perſer Sagre nennen,
wird nicht, wie man gemeiniglich ſagt, nur
aus den Haͤnten wilder Eſel, ſondern auch
aus Pferdehaͤuten gemacht. Dieſe werden
mit den Samen eines Chenopodii, und nicht,
wie man gemeiniglich glaubt, mit Senfkoͤr-
nern, beſtreuet, alsdann gepreſſet. Nach-
her werden ſie auf dem Schabebaum abge-
ſtoßen, da denn das Meſſer nur diejenigen
Theilchen wegnimt, die die Samen nicht nie-
der gedruckt haben. Eben dieſe vorher nieder
gedruckten Stellen geben ſich, wenn die Haͤu-
te in der Lohe getrieben werden, in die Hoͤhe,
und machen die erhabenen Knoͤtchen aus.
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/233>, abgerufen am 16.02.2025.
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