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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Wachsbleicherey. §. 13.
gen ist. Jn Hamburg kostet jetzt ein Pfund
des letztern 311/2 Groten, und ein Pfund des
erstern nur 34 bis 35 Groten. Etwas weisse
Lichter geht gleichwohl noch alle drey Jahre
nach Spanien, nämlich zu der Zeit, wenn
von dort die Schiffe nach Amerika abgehn,
weil die Spanier nicht selbst den dortigen
Verbrauch ganz bestreiten können. Jn Euro-
pa hat auch die Veränderung der Religion
den Verbrauch der Wachslichter, so wie un-
sere Bienenzucht, welche ehemals die Klöster
betreiben halfen, sehr vermindert. Allein in
der Wittenbergischen Schloß- und Stiftskir-
che, wo jährlich 900 Messen gelesen wurden,
wurden jährlich 35750 Pfund Wachslichter
verbrannt. Der in neuern Zeiten gestiegene
Luxus ersetzt diesen Abgang bey weitem nicht.
Zur Zeit des Dominicaners Flamma, im An-
fange des dreyzehnten Jahrhunderts, waren
Wachslichter noch unbekant, und Talglichter
wurden damals zum übertriebenen Luxus ge-
rechnet. Zur Zeit des Königs Friedrich Wil-
helm
von Preussen, war der Verbrauch der
Wachslichter bey Hofe so groß, daß man es
nicht merkte, daß jährlich für 6000 Thaler
davon heimlich entwendet wurde.


Drey-
K 2
Wachsbleicherey. §. 13.
gen iſt. Jn Hamburg koſtet jetzt ein Pfund
des letztern 31½ Groten, und ein Pfund des
erſtern nur 34 bis 35 Groten. Etwas weiſſe
Lichter geht gleichwohl noch alle drey Jahre
nach Spanien, naͤmlich zu der Zeit, wenn
von dort die Schiffe nach Amerika abgehn,
weil die Spanier nicht ſelbſt den dortigen
Verbrauch ganz beſtreiten koͤnnen. Jn Euro-
pa hat auch die Veraͤnderung der Religion
den Verbrauch der Wachslichter, ſo wie un-
ſere Bienenzucht, welche ehemals die Kloͤſter
betreiben halfen, ſehr vermindert. Allein in
der Wittenbergiſchen Schloß- und Stiftskir-
che, wo jaͤhrlich 900 Meſſen geleſen wurden,
wurden jaͤhrlich 35750 Pfund Wachslichter
verbrannt. Der in neuern Zeiten geſtiegene
Luxus erſetzt dieſen Abgang bey weitem nicht.
Zur Zeit des Dominicaners Flamma, im An-
fange des dreyzehnten Jahrhunderts, waren
Wachslichter noch unbekant, und Talglichter
wurden damals zum uͤbertriebenen Luxus ge-
rechnet. Zur Zeit des Koͤnigs Friedrich Wil-
helm
von Preuſſen, war der Verbrauch der
Wachslichter bey Hofe ſo groß, daß man es
nicht merkte, daß jaͤhrlich fuͤr 6000 Thaler
davon heimlich entwendet wurde.


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[147/0207] Wachsbleicherey. §. 13. gen iſt. Jn Hamburg koſtet jetzt ein Pfund des letztern 31½ Groten, und ein Pfund des erſtern nur 34 bis 35 Groten. Etwas weiſſe Lichter geht gleichwohl noch alle drey Jahre nach Spanien, naͤmlich zu der Zeit, wenn von dort die Schiffe nach Amerika abgehn, weil die Spanier nicht ſelbſt den dortigen Verbrauch ganz beſtreiten koͤnnen. Jn Euro- pa hat auch die Veraͤnderung der Religion den Verbrauch der Wachslichter, ſo wie un- ſere Bienenzucht, welche ehemals die Kloͤſter betreiben halfen, ſehr vermindert. Allein in der Wittenbergiſchen Schloß- und Stiftskir- che, wo jaͤhrlich 900 Meſſen geleſen wurden, wurden jaͤhrlich 35750 Pfund Wachslichter verbrannt. Der in neuern Zeiten geſtiegene Luxus erſetzt dieſen Abgang bey weitem nicht. Zur Zeit des Dominicaners Flamma, im An- fange des dreyzehnten Jahrhunderts, waren Wachslichter noch unbekant, und Talglichter wurden damals zum uͤbertriebenen Luxus ge- rechnet. Zur Zeit des Koͤnigs Friedrich Wil- helm von Preuſſen, war der Verbrauch der Wachslichter bey Hofe ſo groß, daß man es nicht merkte, daß jaͤhrlich fuͤr 6000 Thaler davon heimlich entwendet wurde. Drey- K 2

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/207>, abgerufen am 04.05.2024.